Die Sonne lacht vor dem Derby nur auf einer Gleisseite: FCZ plötzlich ganz vorne dabei
Nur 2 Siege sammelte GC in den letzten 22 Derbys gegen den FC Zürich. Abgesehen von sechs Unentschieden ging immer der FCZ als Sieger vom Platz. Seit dem 2:1-Sieg im Januar 2024, als Pascal Schürpf in der Nachspielzeit die Grasshoppers erlöste, wartet der Rekordmeister bereits wieder seit sechs Spielen gegen den grossen Stadtrivalen auf einen Sieg.
Ausgerechnet vor dem ersten Derby der neuen Spielzeit fällt bei GC Stürmer Young-jun Lee aus. Zuletzt stand der Südkoreaner gegen Lugano in der Startaufstellung und sammelte in vier Ligaeinsätzen zwei Skorerpunkte. Es wird befürchtet, dass Lee nach seiner im Training zugezogenen Verletzung mehrere Monate ausfallen könnte.
Abstiegsplätze in bedrohlicher Nähe
Nach sechs Pflichtspielen in Serie ohne Niederlage gab es für die Grasshoppers am letzten Samstag im Tessin mal wieder keinen Punkt. Weil das Team von Trainer Gerald Scheiblehner bisher nur ein Ligaspiel gewinnen konnte, befinden sich die Zürcher auch in dieser Saison im Tabellenkeller und haben nur einen Punkt Vorsprung auf den Barrageplatz. Bereits in den letzten zwei Saisons musste GC den Gang in die Barrage antreten.
Auf der anderen Seite der Gleise gleicht die laufende Saison aktuell einer Achterbahnfahrt. Nach einem durchzogenen Saisonstart, der desaströsen Niederlage gegen Sion (nach 2:0-Führung kassierte der FCZ in den Schlussminuten noch 3 Tore) und der 0:4-Heimklatsche gegen Aufsteiger Thun folgten zuletzt drei Siege in Serie in der Super League, wodurch der FC Zürich plötzlich in der Spitzengruppe auftaucht. Der Rückstand auf Leader St.Gallen beträgt nur zwei Punkte. Dafür gab es vor zwei Wochen im Cup einen Rückschlag in Form der Blamage gegen Nyon.
Geduld der FCZ-Fans ist limitiert
Die Zürcher haben im Sommer mit vielen Transfers und einem Trainerwechsel mal wieder einen Umbruch erlebt und Sportchef Milos Malenovic sieht sich noch immer grosser Kritik ausgesetzt. Nach der missglückten letzten Saison (der FCZ verpasste die Meisterrunde und das grosse Ziel Europacup) ist der Geduldsfaden bei den Anhängern der Zürcher kürzer als auch schon. Nicht nur die Spieler wurden nach der Niederlage gegen Thun von den eigenen Fans ausgepfiffen, am letzten Samstag musste auch Malenovic Pfiffe über sich ergehen lassen, als er auf dem Stadionbildschirm zu sehen war.
Dass sich der FCZ nun plötzlich in der Spitzengruppe befindet, hängt auch damit zusammen, dass sich bisher keine Mannschaft wirklich absetzen konnte. Die ersten sieben Teams sind innerhalb von vier Zählern klassiert und wie bereits in der letzten Saison existiert auch in dieser Spielzeit ein sogenannter «Leaderfluch». Auch nach sieben Runden konnte der Erstplatzierte noch nie ein Spiel gewinnen.
Wie bereits im ersten Halbjahr nach seiner Verpflichtung ist Steven Zuber auch in der laufenden Saison der absolute Schlüsselspieler bei den Zürchern. Dies zeigen zum einen die Skorerliste, die er teamintern anführt, und zum anderen auch die Statistiken und Daten von Sofascore. Niemand schneidet beim Team von Trainer Mitchell van der Gaag so gut ab wie der 56-fache Nationalspieler.
Für Zuber wird das Derby natürlich wieder besonders speziell. Nach seinem Wechsel zum FCZ im letzten Dezember wurde der ehemalige Hopper von beiden Seiten hart angefeindet, spielte sich aber mit starken Leistungen schnell in die Herzen der FCZler.
Statistisch ein Mittelfeldteam
Bisher ist seine Derby-Bilanz mit dem FCZ makellos, zwei Siege feierte Zuber und stellte schon nach dem ersten Derby gegen sein ehemaliges Team klar: «Bis zum nächsten Derby ist es unsere Stadt.» Ein Tor erzielte der Mittelfeldspieler gegen seine alte Liebe noch nicht.
In den relevanten Statistiken sind die Zürcher einzig bei den Grosschancen pro Spiel vorn dabei – fallen dafür aber in keinem Wert wirklich ab. Nur bei den Gegentoren befindet sich der FCZ in der unteren Tabellenhälfte.
Europa ist Pflicht
Von dieser wollen sich die Zürcher sowieso fernhalten, damit das grosse Ziel Europacup erreicht werden kann. «Es gibt finanziell keinen Weg daran vorbei», stellte Präsident Ancillo Canepa bereits vor der Saison klar.
Mit viel Schützenhilfe und einem klaren Sieg gegen GC könnte der FCZ sogar die Tabellenführung übernehmen und dann als nächster Verein versuchen, den «Leaderfluch» zu brechen.