Diese Mitteilung lässt aufhorchen. Diego Benaglio wird beim Schweizerischen Fussballverband neuer «Sportkoordinator des U21-Nationalteams». Benaglio wird seine Arbeit im September aufnehmen. Dann, wenn die EM-Qualifikation beginnt. Es gilt, die Schmach des jüngsten Scheiterns zu tilgen.
Benaglio bei der U21-Nati? Da kommt unweigerlich die Frage auf: Gleist da jemand seine Funktionärskarriere im Verband auf? Der Hintergrund: Im September 2026 tritt Pierluigi Tami, seit 2019 Nati-Boss und damit direkter Vorgesetzter von Nationaltrainer Murat Yakin, zurück. Wer wird Nachfolger von Tami? Es ist die derzeit wichtigste Personalie im Verband.
Benaglio ist ein heisser Kandidat für den Posten. Dass der langjährige Nationaltorhüter (61 Länderspiele zwischen 2006 und 2014) die Arbeit beim Verband zunächst von innen und bei der U21, dem wichtigsten Schweizer Nachwuchsteam, kennenlernt, wäre ein geschickter Schachzug. So könnte er bereits jene Spieler kennenlernen, die vermutlich bald auch das A-Team prägen.
Seit dem 1. August heisst der neue SFV-Präsident Peter Knäbel. Er ist es, der Tamis Nachfolger bestimmt. Knäbel und Benaglio kennen und schätzen sich. Gut möglich, dass Benaglio sein Wunschkandidat ist für die Besetzung der Stelle als Nati-Boss. Benaglio würde viel frischen Wind in die Verbandsstuben bringen. Der 41-Jährige spielte für die Schweiz noch zusammen mit Granit Xhaka an der WM 2014 in Brasilien. Die Prozesse rund ums Nationalteam, auch an grossen Turnieren, kennt Benaglio bestens.
Benaglio steht derzeit für Fragen nicht zur Verfügung. Er redet Anfang September erstmals öffentlich über seinen neuen Job. Knäbel sagt auf Anfrage von CH Media: «Erfahrungen kann man nicht lernen, man muss sie machen. Insofern ist der Job als U21-Sportkoordinator ein guter Schritt.»
Benaglio arbeitet im Mandat für den SFV. Das bedeutet: Er wird hauptsächlich während der Zusammenzüge beim Team sein. Darum ist auch sein Mandat als Aufsichtsrat bei seinem langjährigen Verein VfL Wolfsburg kein Hindernis für den neuen Job. Knäbel sagt: «Es ist eine klassische Win-Win-Situation. Benaglio und wir lernen uns kennen und sammeln miteinander Erfahrungen, ohne sich bereits komplett zu versprechen.»
Dass sich Diego Benaglio auch mit Nationaltrainer Murat Yakin gut versteht, ist mit Sicherheit auch kein Nachteil in der Evaluation. Wie aber heissen andere Kandidaten für den prestigeträchtigen Posten als Nati-Boss?
Als Erstes gilt es, Johan Djourou zu nennen. Der Genfer, auch er langjähriger Nationalspieler (76 Länderspiele zwischen 2006 und 2018) füllt diese Rolle derzeit beim Schweizer Frauen-Nationalteam aus. Vielleicht erachtet er den Sommer 2026 als perfekten Zeitpunkt, um zu den Männern zu wechseln. Djourous grosser Vorteil: Er ist zweisprachig und wäre ein idealer Brückenbauer, um Romandie und Deutschschweiz fussballerisch zu verbinden.
Christoph Spycher war vor Tamis Ernennung der Wunschkandidat des Verbands. Er sagte ab – und es würde überraschen, wenn er nun seine Position bei YB als Teilhaber und Chef Sport aufgeben würde. Interessant wäre, wenn sich Georg Heitz um den Posten bemühen würde. Der ehemalige FCB-Sportchef, der nun in Lugano im Verwaltungsrat sitzt, wäre genauso wie Benaglio oder Djourou eine verlockende Wahl. (aargauerzeitung.ch)