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Xhaka-Aussage von Sascha Ruefer war rassistisch – sagt der Presserat

Sascha Ruefer
Kommentator SRF Sport
2022
Sascha Ruefer.Bild: SRF/Oscar Alessio

Presserat: Sascha Ruefers Xhaka-Aussage als rassistisch einzuordnen war in Ordnung

24.10.2024, 15:3224.10.2024, 16:25
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Der Fall sorgte für Aufregung in der Schweizer Sportwelt und Medienszene. In einer Rohschnittfassung von «The Pressure Game», einer Dokumentation über die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, sagt SRF-Kommentator Sascha Ruefer: «Granit Xhaka ist alles, aber kein Schweizer.» Gemäss dem Schweizer Presserat war es in Ordnung, diese Aussage als rassistisch einzustufen.

Aufgedeckt wurde die Szene von CH Media. Es gebe eine Aussage Ruefers, die als «rassistisch ausgelegt werden könnte», weshalb der Kommentator und das Schweizer Fernsehen damals die Streichung der Szene aus der Dokumentation verlangte. Einen Schritt weiter ging die «Wochenzeitung» (WOZ) mit Autor Renato Beck, der Ruefers Satz als «klar rassistisch» einstufte.

In der Folge lud das SRF diverse Medienschaffende, nicht aber die WOZ, ein, um die ungeschnittene 65-minütige Originalfassung der Aufnahme mit Sascha Ruefer anzuschauen. Die ausgewählten Journalisten haben jedoch einwilligen müssen, den Satz nicht direkt zu zitieren, um die Filmausschnitte im Original sehen zu dürfen. Nach dieser Sichtung berichteten der Tages-Anzeiger und andere Medien, dass bei Ruefers Aussage der Kontext gefehlt habe, und er sich eindeutig darauf bezogen habe, wie Xhaka als Führungsfigur funktioniere.

Der Fall schlug derart hohe Wellen, dass eine nicht genannte Person Beschwerde beim Schweizer Presserat einreichte – die WOZ soll bei Becks Leitartikel die Wahrheitspflicht verletzt haben.

Heute gab der Presserat bekannt, dass die Beschwerde abgelehnt wurde. Er schreibt in einer Mitteilung: «Der Presserat kommt zum Schluss, dass die WOZ mit ihrem Beitrag die Wahrheitspflicht nicht verletzt hat, weil die Äusserung als rassistisch eingeschätzt werden kann, wenn auch nicht im strafrechtlichen Sinne, so doch im Sinne von Ausgrenzung wegen einer Andersartigkeit.»

Im gleichen Zug rügte der Presserat die Rolle des Schweizer Fernsehens, die «der Wahrheitsfindung wenig dienstlich war». SRF habe den Zugang zu Informationen auf ausgewählte Journalistinnen und Journalisten beschränkt und ihnen vorgegeben, was sie veröffentlichen dürfen und was nicht. Eine solche Einschränkung sei stossend, insbesondere dann, wenn es sich um das SRF handle, das grossteils durch Gebührengelder finanziert wird.

Ok, aber was bedeutet das nun genau?

Hat der Presserat entschieden, dass Sascha Ruefer als Rassist bezeichnet werden darf? Nein. Der Presserat hat lediglich geurteilt, dass die WOZ in ihrer Berichterstattung keine journalistischen Grundlinien verletzt hat, aufgrund der Informationen, die ihr damals zur Verfügung standen. Das Urteil besagt, dass es kein journalistisches Fehlverhalten, Ruefers Aussage als rassistisch einzustufen, da sie durchaus so interpretiert werden kann. Insbesondere dann, wenn man nicht den gesamten Kontext zur Verfügung hat – deshalb auch die Rüge des Presserats in Richtung SRF. (abu)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ruudi65
24.10.2024 18:40registriert Februar 2022
Der vermutlich berühmteste, niemals öffentlich gewordene Satz der Schweiz, dreht eine weitere Runde ... einfach, dass man wieder über Ruefer ablästern kann.

Der Satz wurde niemals gesendet, Ruefer höchst persönlich hat das verhindert, weil er eben ohne den entsprechenden Kontext, als rassitisch verstanden werden kann. Ruefer erkannte das und liess den Satz wegschneiden.

Wo als liegt das Problem?
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FACTS
24.10.2024 17:53registriert April 2020
Schade, dass der nähere Kontext weder hier noch im Beschwerdeentscheid des Presserats geliefert wird und sich die Leser damit weiterhin kein eigenes Urteil bilden können.
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