Die AC Milan ist in dieser Saison bisher voll in den Titelkampf der Serie A involviert. Die Rossoneri belegten vor ihrem Spiel am Montagabend Rang 2 hinter Inter Mailand. Nach dem Remis des Stadtrivalen gegen Atalanta bot sich Milan die Chance, mit einem Sieg die Tabellenspitze zu übernehmen.
Die Aufgabe dafür schien durchaus machbar: Milan empfing im heimischen San Siro Aussenseiter Spezia Calcio, welches nur drei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz hatte.
Doch für das Team von Stefano Pioli gab es keinen erhofft lockeren Sieg – im Gegenteil. Milan tat sich gegen Spezia lange Zeit schwer und musste sich nach einer turbulenten Schlussphase geschlagen geben. Das ist passiert.
Wie erwartet ist es Milan, das von Beginn weg den Ton angibt. Das Heimteam kommt zu den ersten dicken Chancen, welche man allerdings alle nicht nutzen kann. Rafael Leao trifft zweimal aus bester Position das Tor nicht, in der 43. Minute verschiesst Theo Hernandez einen Foulpenalty. Erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gelingt Leao doch noch das hochverdiente 1:0.
In der zweiten Halbzeit hat Milan noch immer mehr vom Spiel, kann sich aber keine zwingenden Chancen erarbeiten. Dafür werden die «Rossoneri» bestraft: In der 64. Minute trifft der Kolumbianer Kevin Agudelo zum 1:1. Bei diesem Stand bleibt es bis zum Ende der regulären 90 Minuten – Milan droht damit ein unnötiger Punktverlust zuhause.
In der 93. Minute scheint sich Milan dann doch noch erlösen zu können. Junior Messias schlenzt den Ball herrlich an Spezia-Goalie Provedel vorbei in die Maschen – doch direkt bei der Schussabgabe ist das Spiel durch einen Pfiff von Schiedsrichter Marco Serra unterbrochen worden.
Das Bittere daran für Milan: Das Abpfeifen ist ein krasser Fehlentscheid Serras. Dieser hat ein klares Foul an Vorlagengeber Ante Rebic geahndet und dabei scheinbar vergessen, die Vorteilregel anzuwenden. So gibt es statt dem Treffer zum 2:1 nur einen Freistoss für Milan. Auch Serra ist sich gleich bewusst, dass er einen Fehler begangen hat, und entschuldigt sich bei den anstürmenden Milan-Spielern. Rückgängig darf er diesen Fehler jedoch nicht mehr machen.
Vom Fehlentscheid angespornt sucht Milan in den letzten Minuten der Nachspielzeit doch noch den Siegestreffer. Am nächsten kommt diesem Zlatan Ibrahimovic, dessen Kopfball Goalie Provedel an die Latte lenkt.
Doch bei seiner Schlussoffensive macht Milan hinten auf – und wird dafür eiskalt bestraft. In der 96. Minute kontert Spezia über Viktor Kovalenko, der den freistehenden Emmanuel Gyasi sieht. Dieser kontrolliert den Ball und schiebt ihn in praktisch letzter Sekunde an Milan-Goalie Mike Maignan vorbei ins Tor. So macht Spezia die Wende komplett und holt sich drei wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Nach dem Spiel weiss Serra, dass er wohl Milan um drei wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft gebracht hat. Gemäss dem «Corriere della Sera» soll er deshalb nach dem Spiel «den Tränen nah und wie unter Schock» sein. So offensichtlich, dass ihn vier oder fünf Milan-Spieler, darunter Superstar Zlatan Ibrahimovic, trösten.
Auch die italienische Schiedsrichtervereinigung AIA ist sich nach dem Spiel des Fehlers bewusst und entschuldigt sich so gemäss der «Gazzetta dello Sport» offiziell bei den Verantwortlichen Milans. Zudem ist davon auszugehen, dass Serra in den kommenden Wochen keine Serie-A-Partie pfeifen darf.
Auf Seiten Milans äussert sich einzig Trainer Stefano Pioli zum Zwischenfall. Dabei macht auch er kein Geheimnis daraus, was er von der Schiedsrichterleistung hält, auch wenn sich Serra bei ihm entschuldigt habe. «Es tut mir Leid, das zu sagen, aber Schuld an der Niederlage tragen sowohl wir selbst als auch der Schiedsrichter», so Pioli. «Ich habe danach sofort versucht, die Spieler zu beruhigen, aber habe es nicht geschafft.»