«Das Team, das Yann Sommer und Gianluca Spinelli bilden, ist wunderbar.» Thierry Barnerat fasst in einem Satz alles zusammen, was sich im Leben des Schweizer Nationalspielers (85 Länderspiele) verändert hat, seit er letzten Sommer bei Inter Mailand unterschrieben hat, also zur gleichen Zeit wie sein neuer Mentor Spinelli.
Als FIFA-Instruktor und Spezialist für Goalietraining kennt Barnerat die beiden Männer – den Schüler und seinen Meister – sehr gut. Er ist der Meinung, dass Yann Sommer grosses Glück hat, täglich mit Gianluca Spinelli zusammen zu sein. «Er wird sich weiterentwickeln können», sagt er. «Yann wird die Ruhe und Gelassenheit haben, die er braucht, vor allem im Moment, wo es für ihn in der Schweizer Nationalmannschaft kompliziert ist (Anmerkung der Red.: Sein Status wird von Gregor Kobel bedroht) und nach seiner Zeit in München, die ihn mental aufgefressen hat.»
Die Auswirkungen sind bereits spürbar. Der in Morges geborene Nati-Spieler hat seit seiner Ankunft in Italien mehrere hervorragende Spiele gemacht und auch am Samstag beim 3:0-Sieg von Inter bei Torino einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Heute Abend kann er sich in der Champions League gegen Salzburg (18.45) ein nächstes Mal beweisen.
Yann Sommer ist nun der dritte Torhüter in der Geschichte der Serie A (seit es den Drei-Punkte-Sieg gibt, also seit 1994-1995), der in seinen ersten neun Ligaspielen sechs Spiele ohne Gegentor absolviert hat.
Die Qualitäten unseres Nationaltorhüters waren bekannt, nicht aber seine Anpassungsfähigkeit, da er so lange im selben Verein geblieben war (neun Saisons bei Borussia Mönchengladbach). Seine perfekte Integration in Italien macht Yann Sommer noch genialer. Und so ist es auch Gianluca Spinelli zu verdanken, einem Torwarttrainer, den so wenige kennen und der dennoch «der angesehenste der Welt» ist, wie La Gazzetta dello Sport schreibt und hinzufügt:
Ein Blick auf den Lebenslauf des guten Mannes genügt übrigens, um sich seiner «Statur» bewusst zu werden (das ist wichtig für einen Torhüter). Gianluca Spinelli verbrachte die letzten vier Spielzeiten bei PSG, wo er zur gleichen Zeit wie Gianluigi Buffon ankam und Gianluigi Donnarumma begleitete.
Der 56-jährige Mailänder hatte zuvor beim FC Chelsea (2016-2018) und in der italienischen Nationalmannschaft unter Antonio Conte trainiert, der ihm sein Vertrauen schenkte. Spinelli, der selbst nie ein grosser Torwart war, wurde jedoch bei Genua über zehn lange Spielzeiten zu einem der besten Techniker auf dem Markt. Er wandte innovative Trainingstechniken an. Thierry Barnerat spricht voller Bewunderung von ihm:
Aber mehr noch als den Techniker liebt Thierry Barnerat den Menschen Spinelli. «Er ist jemand, der tolle menschliche Werte hat», betont er. «Er hört immer zu. Wenn er sieht, dass es einem Torwart nicht gut geht, wird er versuchen, ihn in die beste Verfassung zu versetzen. Für ihn steht der Mensch an erster Stelle und der Sportler an zweiter. Das ist perfekt für Yann, weil er ein emotionaler Mensch ist. Es ist wunderbar für ihn, jemanden wie Gianluca an seiner Seite zu haben.»
Von Torhütern sagt man, dass sie allein zwischen den Pfosten stehen, und das stimmt auch. Aber nie länger als für die Dauer eines Spiels.