Die Bayern kamen im Hinspiel bei Manchester City am Ende mit 0:3 unter die Räder. Die Hoffnung auf ein Weiterkommen ist in München nur noch sehr gering. Grosse Teile der Fans verkauften ihre Tickets für das Rückspiel in den Tagen nach der Hinspiel-Niederlage bereits wieder. Doch die Champions-League-Historie zeigt, dass es schon einigen Teams gelang, im Rückspiel das Ruder nochmal herumzureissen.
Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League 2016/17 gastierte der FC Barcelona im Pariser Prinzen-Park. Es sollte kein guter Abend für die Katalanen werden. Paris-Saint-Germain fegte Barça durch zwei Treffer von Ángel Di María und jeweils ein Tor von Julian Draxler und Edinson Cavani mit 4:0 aus dem Stadion.
Die Vorzeichen für das Rückspiel in Barcelona waren damit klar gesetzt. Der spanische Spitzenklub stand mit dem Rücken zur Wand. Zumal noch nie zuvor ein Team einen 0:4-Rückstand aus dem Hinspiel drehen konnte. Doch dies sollte sich am 8. März 2017 ändern.
Vor dem Spiel kündigte Neymar, der damals noch im Dress der Katalanen unterwegs war, vollmundig an: «Wir werden das Spiel der Spiele machen.» Nach drei Minuten brachte Luis Suárez die Hausherren im Camp Nou bereits in Führung und goss zusätzliches Öl ins Feuer.
PSG, das im Hinspiel noch brillanten Offensiv-Fussball zeigte, liess im Rückspiel jeglichen Glanz vermissen. Die Mannschaft von Unai Emery konzentrierte sich auf die Sicherung des Ergebnisses. Kurz vor der Pause fiel durch ein Eigentor von Layvin Kurzawa noch der zweite Treffer für die Hausherren.
Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn legte Lionel Messi per Penalty dann gleich das 3:0 nach. Nun wachten die Pariser auf und begannen, nach vorne zu spielen. Zunächst scheiterte Cavani noch am Aussenpfosten, doch in der 62. Spielminute traf er zum 1:3 für PSG.
Der Treffer schien der letzte Nagel im Sarg Barcelonas zu sein, da sie aufgrund der damals noch geltenden Auswärtstorregel nun drei Treffer zum Weiterkommen benötigten. Bis zur 88. Minute schien dies völlig absurd, doch dann nahm der Wahnsinn seinen Lauf.
Neymar verwandelte erst einen Freistoss direkt und Minuten später verwandelte er einen Penalty zum 5:1 für Barça. Plötzlich schien alles wieder möglich zu sein. Die fünfminütige Nachspielzeit neigte sich bereits ihrem Ende entgegen, als der deutsche Schiedsrichter Deniz Aytekin nochmals auf Freistoss für die Katalanen entschied.
Diesen brachte Neymar in den Strafraum von PSG, von wo der Ball direkt wieder zum Brasilianer zurückkam. Dieser liess mit einem Schwenker Marco Veratti ins Leere laufen und chippte den Ball in den Sechzehner. Dort sprang Sergi Roberto in den Ball und machte mit seinem Treffer zum 6:1 die Aufholjagd («la Remontada») perfekt.
Mit einem komfortablen 3:0-Sieg reiste der FC Barcelona nach Liverpool zum Halbfinal-Rückspiel. Die «Blaugrana» stand mit einem Bein bereits im Final in Madrid. Während Barça exakt mit der gleichen Elf wie im Hinspiel auch an der Anfield Road antreten konnte, machte Liverpool auch die Personallage zu schaffen. Ohne Salah und Roberto Firmino, welcher auch im Hinspiel bereits fehlte, mussten die «Reds» ins Rückspiel gehen.
Für Mohamed Salah rückte Xherdan Shaqiri in die Startformation und für den verletzten Brasilianer Firmino startete der Belgier Divock Origi im Sturmzentrum. Beide sollten enormen Anteil am Verlauf des Spiels haben.
Denn der Belgier staubte bereits nach 7 Minuten einen Schuss von Jordan Henderson zur frühen 1:0-Führung für die Reds ab. Bis zur Pause blieb es auch bei diesem Resultat, was Jürgen Klopp dazu veranlasste, in der Halbzeit offensiv zu wechseln. Für den angeschlagenen Linksverteidiger Andy Robertson kam Georginio Wijnaldum ins Spiel.
Dieser Wechsel zahlte sich wenig später gleich doppelt aus. In der 54. Minute traf der Niederländer zunächst auf Vorarbeit von Trent Alexander-Arnold zum 2:0. Um nur zwei Minuten später nach einer Flanke von Shaqiri zum 3:0 einzuköpfen. Die Paarung war wieder komplett offen.
Beide Mannschaften gingen daraufhin nicht mehr auf volles Risiko, zu gross schien die Gefahr, durch einen Fehler den entscheidenden Gegentreffer zu kassieren. Doch rund zehn Minuten vor Schluss sollte ein Geistesblitz von Alexander-Arnold die Worte «Corner tacken quickly, Origi!» für immer in die Köpfe aller Barça-Fans einbrennen.
Der Aussenverteidiger führte einen Eckstoss schnell aus. Brachte diesen an den kurzen Pfosten, wo Divock Origi stand, um den Ball über die Linie zu drücken. Das Comeback war perfekt und die Anfield Road wurde zum Tollhaus.
Doch eigentlich hätte der FC Barcelona gewarnt sein müssen, denn bereits im Vorjahr erlebten die Spanier gegen die AS Roma ein ähnliches Debakel. Nach einem lockeren 4:1-Sieg im Viertelfinal-Hinspiel im heimischen Camp Nou traute der Roma niemand mehr etwas zu.
Doch im Fussball kommt es häufig anders als erwartet. Edin Dzeko brachte die Roma bereits früh in der ersten Hälfte in Führung. Bis zur Pause fiel kein weiterer Treffer mehr. Ehe in der 57. Minute Daniele de Rossi mit seinem Penalty zum 2:0 traf.
Sowohl Mannschaft als auch Fans glaubten nun an ein Wunder. Dieses vollendete schliesslich kurz vor Schluss der Grieche Kostas Manolas. Nach einer Ecke stand er am kurzen Pfosten genau richtig und köpfte zum umjubelten 3:0 ein. Die Roma zog in den Halbfinal ein und Barcelona war draussen.
Paris Saint-Germain schien aus den Fehlern der Vergangenheit seine Leeren gezogen zu haben. Nachdem das Team im Achtelfinal-Hinspiel 2018/19 mit 2:0 gegen Manchester United gewonnen hatte, sollte es kein zweites Fiasko wie gegen Barcelona geben.
Doch das Spiel hätte für die Pariser nicht schlechter beginnen können. Einen verunglückten Rückpass von Thilo Kehrer verwertete Romelu Lukaku bereits nach 120 Sekunden zum 1:0 für die «Red Devils». Die Mannschaft von Thomas Tuchel liess sich davon allerdings nicht verunsichern und erzielte zehn Minuten später durch den Spanier Juan Bernat den Ausgleich.
Nach einer halben Stunde bescherte der nächste individuelle Fehler der Hausherren die erneute Führung für United. Einen vermeintlich harmlosen Distanzschuss von Marcus Rashford liess Gianluigi Buffon direkt vor die Füsse von Lukaku prallen. Der Belgier liess sich nicht zweimal bitten und traf zum 2:1 für die Gäste.
In der zweiten Halbzeit dominierte PSG das Spiel weiter. Der vermeintliche Ausgleichstreffer durch Ángel Di María wurde wegen Offsides nicht anerkannt. Kurz vor Ende der Begegnung hatte Juan Bernat erneut die Chance auf den Ausgleich, doch sein Schuss aus spitzem Winkel ging an den Pfosten.
So blieb Manchester United weiterhin am Leben. Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit blockte Presnel Kimpembe einen Schuss von Diogo Dalot innerhalb des Strafraums mit dem Arm. Der Unparteiische entschied auf Strafstoss, welchen Rashford mit dem einzigen Schuss der Gäste aufs Tor in der zweiten Halbzeit zum 3:1 verwandelte. United sicherte sich dank der Auswärtstorregelung den Einzug ins Viertelfinal.
Die Fans von Atlético Madrid waren sich nach dem 2:0-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel gegen Juventus Turin schon sicher, dass ihr Team in den Viertelfinal einziehen würde. Doch ein Mann liess sich trotz aller Provokationen nicht beirren und blieb auch nach der Niederlage gelassen.
Cristiano Ronaldo sagte im Vorfeld des Rückspiels: «Wir können wirklich eine besondere Nacht erleben.» Und für diese besondere Nacht sorgte «CR7» höchstpersönlich.
Vor der Saison 2018/19 war Ronaldo erst zur «alten Dame» gekommen, genau um solche Spiele zu entscheiden. Juve hatte nie zuvor einen 2:0-Rückstand aus dem Hinspiel wieder wettmachen können. Doch der Portugiese machte sich auf, dies zu ändern.
Nach 27 Minuten verwertete der Portugiese eine Flanke von Federico Bernardeschi per Kopf zum 1:0. Unmittelbar nach der Pause war Ronaldo nach einer Flanke seines Landsmanns Joao Cancelo erneut mit dem Kopf zur Stelle und egalisierte mit seinem zweiten Treffer des Abends den Vorsprung der Gäste. Als schon alles nach Verlängerung roch, kam Bernardeschi kurz vor Schluss nach einem Foulspiel im Sechzehner zu Fall und es gab einen Penalty für die Turiner. Diese Chance liess sich der Europameister von 2016 nicht nehmen und verwandelte zum 3:0-Endstand, wodurch Juve in die nächste Runde einzog. Nach Spielschluss sagte Ronaldo: «Es sollte eine besondere Nacht werden und das war es.»
Es war nicht das erste Mal, dass Ronaldo für einen Comeback-Sieg seines Teams im Rückspiel sorgte. In der Saison 2015/16 stand der Portugiese mit Real Madrid nach einer 0:2-Niederlage im Hinspiel gegen den VfL Wolfsburg ebenfalls vor dem Aus.
Die «Wölfe» hatten im Hinspiel eine starke Leistung gezeigt und Nati-Verteidiger Ricardo Rodriguez und Maximilian Arnold stellten die Königlichen mit ihren Treffern im Hinspiel im Rückspiel vor eine grosse Herausforderung. Doch die Wolfsburger konnten im Santiago Bernabéu nicht an die mutige Leistung aus dem Heimspiel anknüpfen.
Ein Doppelschlag von «CR7» in der 16. und 17. Spielminute egalisierte das Hinspiel-Ergebnis bereits in der Anfangsphase der Partie. Nachdem Sergio Ramos noch mit einem Kopfball an den Pfosten das 3:0 verpasste, war es nach 77 Minuten wieder der Portugiese, der mit einem direkten Freistoss die «Königlichen» doch noch in den Halbfinal schoss.
Auch die Bayern selbst haben es schon geschafft, einen deutlichen Rückstand aus dem Hinspiel im Rückspiel wieder umzubiegen. Damals hiess der Trainer der Münchner noch Pep Guardiola. Im Viertelfinal-Hinspiel verloren die Bayern auswärts beim FC Porto klar mit 1:3.
Die Aussichten auf ein Weiterkommen des deutschen Rekordmeisters waren vor dem Rückspiel alles andere als rosig. Denn im Rückspiel mussten die Bayern verletzungsbedingt auch noch auf David Alaba, Franck Ribéry und Arjen Robben verzichten. Philipp Lahm und Mario Götze agierten deshalb auf den Flügelpositionen.
Dennoch lieferten die Münchner eine Galavorstellung. Bereits zur Pause führte das Team in der heimischen Allianz-Arena dank Treffern von Thiago, Jérôme Boateng, zweimal Robert Lewandowski und Thomas Müller mit 5:0. In der zweiten Halbzeit schraubte man dann allerdings einen Gang zurück, sodass Porto mit dem Endstand von 6:1 noch gut bedient war und die Bayern locker in den Halbfinal marschierten.
Auch ein scheinbar übermächtiger Gegner kann sich nicht immer auf einen Drei-Tore-Vorsprung verlassen. Titelverteidiger AC Milan fuhr mit einem komfortablen 4:1-Heimsieg gegen Deportivo La Coruña im Hinspiel nach Spanien. Der Kicker titelte damals: «Milan mit Traumfussball Richtung Halbfinale».
Doch im Rückspiel in A Coruña zeigten die Mailänder ein anderes Gesicht. Die Mannschaft aus dem Nordwesten Spaniens überrollte Milan bereits im ersten Spielabschnitt des Rückspiels und führte zur Pause schon mit 3:0. Auch in der zweiten Halbzeit blieb das Bild unverändert, die Spanier dominierten weiter und legten gar noch das 4:0 nach. Der Titelverteidiger aus Italien war ausgeschieden und die Sensation perfekt.
Auch die Königlichen von Real Madrid schafften es bereits, einen scheinbar aussichtsreichen Vorsprung im Rückspiel noch zu vergeigen. Zufällig passierte dies auch im Viertelfinal der Saison 2003/04, wie das Ausscheiden des Titelverteidigers AC Milan.
Real entschied das Hinspiel gegen AS Monaco im eigenen Stadion mit 4:2 für sich. Im Rückspiel war es dann ausgerechnet Fernando Morientes, welcher von den Königlichen an die Monegassen ausgeliehen war, der für Furore sorgte.
Zunächst schien für den Rekordsieger der Königsklasse noch alles nach Plan zu laufen. Raul brachte Madrid nach etwas mehr als einer halben Stunde mit 1:0 in Führung. Doch dann drehte Morientes auf. Noch vor der Pause legte er Giuly den Ausgleichstreffer auf. In der zweiten Hälfte traf der Stürmer dann selbst zum 2:1, ehe Giuly mit dem 3:1 den Gesamtscore auf 5:5 stellte. Aufgrund der weniger erzielten Auswärtstore zog Real Madrid am Ende den Kürzeren und Monaco sollte noch bis in den Final durchmarschieren.