Aus fünf Jahren wurden fast zwei. Eigentlich sollte Julian Nagelsmann bis 2026 beim FC Bayern Trainer sein. Zumindest hatte der Trainer bei seinem Wechsel von RB Leipzig nach München im Sommer 2021 einen Vertrag mit dieser Laufzeit unterschrieben. Doch Nagelsmanns Zeit beim FC Bayern ist vorbei. Der 35 Jahre alte Trainer wird durch Thomas Tuchel ersetzt.
Eine Entscheidung, die nicht nur viele Fans überraschte, sondern auch Nagelsmann selbst. Laut der «Bild» war er in dieser Woche in Österreich Skifahren, während die Bayern-Bosse sein Aus beschlossen. In den kommenden Tagen wird Nagelsmann nun noch viel mehr Zeit zum Skifahren haben. Dann kann er auch überlegen, wie seine Zukunft aussehen könnte. Denn klar ist, dass er trotz des vorzeitigen Endes seiner Bayern-Zeit ein sehr angesehener Trainer ist. Besonders international, denn Nagelsmann führte RB Leipzig ins Halbfinale der Champions League und gewann in der laufenden Saison mit seinem Team alle Partien in der Königsklasse. Mögliche Klubs im Überblick:
Der Klub aus dem Norden Londons ist zerrüttet. Trainer Antonio Conte kritisierte am vergangenen Wochenende nach einem 3:3-Unentschieden bei Liga-Schlusslicht Southampton öffentlich seine Mannschaft. In der Champions League war im Achtelfinale Schluss und in der Premier League drohen die Spurs, ihren Platz in den Top Vier zu verlieren. Contes Aus gilt als beschlossene Sache. Laut der «Times» verhandelt Tottenham momentan mit dem Italiener über eine Vertragsauflösung.
Nagelsmann und die Spurs? Es wäre nicht das erste Mal, dass der Name des deutschen Trainers mit dem englischen Klub in Verbindung gebracht wird. Bereits 2021 wollte Tottenham laut Berichten vom «Telegraph» und der «Sun» Nagelsmann an die Themse holen. ESPN-Reporter Archie Rhind-Tutt meldete zudem, dass auch Nagelsmann selbst Interesse an den Spurs hatte. Doch der FC Bayern funkte dazwischen und nahm ihn unter Vertrag. Nun könnte es einen neuen Anlauf geben.
Im Sommer 2018 hatte Julian Nagelsmann bereits die Chance, die «Königlichen» zu übernehmen. Doch der damalige Trainer der TSG Hoffenheim lehnte ab. Der spanischen Zeitung «Marca» erklärte er zwei Jahre später: «Wir haben telefoniert, aber am Ende war ich derjenige, der entschieden hat. Ich war der Meinung, dass es noch nicht der richtige Schritt ist, zu Real Madrid zu gehen. Ich war einer der Kandidaten und die Liste war nicht sehr lang.»
Im Interview mit der «Sports Illustrated» führte er diese Entscheidung weiter aus: «Wenn du am Nachmittag deine Gemüsesuppe willst, gehst du zum Koch, den du schon kennst. Wenn du in einem Verein erstmal alle kennenlernen musst, ist das eine andere Dimension. Deshalb war es richtig, dass ich in ein höheres Regal greife als Hoffenheim, aber nicht gleich das höchste, das vielleicht möglich gewesen wäre.»
Nagelsmann blieb stattdessen bei der TSG, wechselte ein Jahr später nach Leipzig und schloss sich 2021 dem FC Bayern an. Nun könnte das Real-Interesse neu aufflammen – und diesmal wohl auch auf Gegenliebe stossen. Aber: Die Madrilenen haben einen Trainer, der erfolgreich ist und noch einen Vertrag bis 2024 hat. Carlo Ancelotti gewann mit Real im vergangenen Jahr die spanische Meisterschaft und die Champions League, ist bei den Spielern sehr beliebt. Doch in der aktuellen Saison haben die «Blancos» keine Chance mehr auf die Meisterschaft und müssen daher auf eine erfolgreiche Champions-League-Saison hoffen.
Als Ancelotti zuletzt als Nationaltrainer Brasiliens ins Spiel gebracht wurde, sagte er beim Radiosender Rai Radio 1: «Ich weiss nicht, was die Zukunft für mich bereithält, ich lebe von Tag zu Tag. Im Moment fühle ich mich in Madrid sehr wohl, wir haben uns für diese Saison viel vorgenommen. Ich werde Zeit haben, um über meine Zukunft nachzudenken. Ich habe einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024, und wenn Madrid mich bis dahin nicht entlässt, werde ich nicht wechseln.» Es ist also noch mehr als unklar, ob Real überhaupt in naher Zukunft auf Trainersuche ist.
Anders als bei Tottenham und Real gab es aus Paris noch keine Berichte über Interesse an Nagelsmann. Doch schon bald könnte auch sein Name in der französischen Hauptstadt kursieren, denn der aktuelle PSG-Trainer, Christophe Galtier, muss voraussichtlich im Sommer gehen. Denn für die ambitionierten Franzosen ist das Achtelfinal-Aus in der Champions League und der Pokal-K.o. in Marseille trotz der Tabellenführung in der Liga zu viel.
Bisher galten Trainergrössen wie José Mourinho und Zinédine Zidane als Favoriten auf die Nachfolge Galtiers. Ein grosser Name soll kommen, der mit den grossen Stars und ihren Egos bei PSG umgehen kann, melden französische Medien. Daher wäre Nagelsmann wohl eher nur Plan C. Aber in Hoffenheim und Leipzig hat der 35-Jährige bewiesen, dass er junge Spieler weiterentwickeln kann. PSG hat eine der besten Jugendakademien weltweit und zuletzt einige Probleme damit, die Talente auch bei sich zu halten. Es wäre nur die Frage, ob er nach dem unruhigen Umfeld in München auch mit der Unruhe in Paris klarkäme.
Innerhalb Deutschlands gibt es aktuell eher keine naheliegenden Optionen. Bundesliga-Spitzenteams wie Dortmund, Leipzig und Leverkusen sind mit ihren Trainern sehr zufrieden. Auch Frankfurt will Oliver Glasner gerne behalten.
Daher ist ein Wechsel ins Ausland wahrscheinlicher. Neben den drei genannten Spitzenteams könnte auch der FC Chelsea ein Faktor werden. Die Zukunft von Trainer Graham Potter ist aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse in der Liga eher ungewiss. Der Erfolg in der Champions League hält den Engländer aktuell im Amt.
Gleiches gilt für Inter Mailand und Simone Inzaghi. In der Serie A blieben die «Nerazzurri» zuletzt hinter den Erwartungen zurück, die Meisterschaft ist schier unmöglich. Aber in der Champions League zählen die Italiener zu den letzten acht Teams. Trotzdem hielten sich die Gerüchte um Thomas Tuchel hartnäckig in den Medien. Vielleicht wird nun der Name Tuchel durch Nagelsmann ersetzt.
Um Nagelsmann mach ich mir jetzt keine Sorgen.