Der FC Bayern hat sich nach übereinstimmenden Medienberichten von Julian Nagelsmann getrennt. Demnach soll der Cheftrainer durch Thomas Tuchel ersetzt werden. Das meldete zuerst der Transfer-Journalist Fabrizio Romano und kurze Zeit später auch die «Bild». Der «Kicker» schrieb zudem, dass es bereits Kontakt zu Tuchel gab. Eine Bestätigung vom Verein gibt es bislang noch nicht. t-online versuchte am Donnerstagabend, Nagelsmanns Berater für eine Stellungnahme zu erreichen.
🚨 EXCLUSIVE: FC Bayern are seriously considering to sack Julian Nagelsmann. Decision being discussed internally, the club could fire him soon. #FCBayern
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) March 23, 2023
🚨 Understand Thomas Tuchel leading candidate to potentially take FC Bayern job.
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Die Nachricht kommt für viele Fans überraschend, auch wenn der FC Bayern am vergangenen Spieltag in der Bundesliga die Tabellenführung an Borussia Dortmund verloren hat. Denn in der Champions League setzte sich der deutsche Rekordmeister im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain durch. Und bis zuletzt standen die Klubbosse in der Öffentlichkeit hinter Nagelsmann.
Präsident Herbert Hainer sagte Anfang März, kurz nach dem 3:0-Sieg gegen Union Berlin, am Sky-Mikrofon: «Julian ist ein exzellenter Trainer, das ist gar keine Frage. Er lernt unheimlich schnell dazu. (...) Immer wenn es darauf ankommt, stellt er die Mannschaft richtig auf und stellt sie richtig ein. Wir sind unglaublich happy mit ihm, er ist ein klasse Trainer und wir planen eine lange Zukunft mit ihm.»
Oliver Kahn sagte eine Woche später vor dem Rückspiel gegen Paris Saint-Germain am DAZN-Mikrofon: «Das ist heute kein Wunschkonzert. Da spielen die besten Spieler der Welt gegeneinander und da werden kleine Momente entscheiden. Davon dann alles abhängig zu machen, was dann danach kommen soll, das finde ich doch schon sehr abenteuerlich und das tun wir ganz bestimmt nicht», so der Vorstandschef weiter. Ob man sich von Nagelsmann bei einem Ausscheiden getrennt hätte? «Ich habe das eingehend jetzt beantwortet: Nein.»
Besonders kurios: Noch am Montag erschien im «Kicker» ein Interview mit Präsident Hainer, in dem dieser sagte: «Ich finde, Julian ist unheimlich weit. Ein Top-Trainer, der auch gegen Paris bewiesen hat, dass er auf höchstem europäischen Niveau taktisch und strategisch hervorragend agiert – auch sein Pendant Christoph Galtier hat das bestätigt.» Auf Nachfrage sagte Hainer: «Wir planen mit ihm langfristig, haben das mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen. Man erkennt einen deutlichen Fortschritt in diesen eineinhalb Jahren. Julian macht es sehr gut. Die Trainer-Diskussion zwischendurch kam von aussen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen.»
Da das Interview im Print am Montag erschien, wird es wenige Tage zuvor geführt worden sein, als das Leverkusen-Spiel noch nicht gespielt war.
Drei Tage nach dem Erscheinen des Interviews ist das Kapitel Nagelsmann beim FC Bayern offenbar Geschichte. Die genauen Gründe sind noch nicht bekannt, könnten aber auch mit der enttäuschenden 1:2-Niederlage in Leverkusen zusammenhängen. Sportvorstand Hasan Salihamidzic sagte nach dem Spiel: «So etwas habe ich selten gesehen. Das war nicht das, was Bayern München bedeutet. Wir haben alles vermissen lassen und wurden von einer Mannschaft überrannt, die am Donnerstag ein Spiel hatte und gewonnen hat. Wir waren heute in allen Belangen unterlegen.»
Die Kritik galt eigentlich der Mannschaft und nicht dem Trainer. Dennoch könnte die Trennung damit zu tun haben. Am 1. April trifft der FC Bayern auf Borussia Dortmund im Bundesliga-Topspiel. In den Folgewochen stehen zudem wichtige Partien im DFB-Pokal-Viertelfinale sowie im Viertelfinale der Champions League an. Offenbar dann mit einem neuen Trainer, dessen Name wohl Thomas Tuchel ist. (abu/t-online)