Es war für alle drei beteiligten Parteien ein Transfer von grosser Bedeutung: Für Andraz Sporar war es der Sprung ins Ausland zu einem Klub, der regelmässig in der Champions League spielt. Für Sporars Stammklub Olimpija Ljubljana war es der grösste Deal der Klubgeschichte: Die Rekordsumme von rund 2,5 Millionen Franken floss in die slowenische Hauptstadt (exklusive Bonuszahlungen in der Höhe von einer weiteren Million). Und der FCB glaubte, im 22-jährigen Stürmer keinen Geringeren als den Nachfolger für Breel Embolo gefunden zu haben.
Das glaubt man beim FCB auch ein halbes Jahr nach der Verpflichtung noch. «Wir sind überzeugt davon, dass Andraz uns noch viel Freude bereiten wird», sagt Sportdirektor Georg Heitz. Doch sein grosses Talent zeigen konnte Sporar ausser in ein paar Testspielen und einem 20-minütigen Super-League-Einsatz am 14. Februar gegen GC bislang nicht. Der Grund: hartnäckige Probleme an einer Sehne im rechten Fuss. Beim Spieler sitzt der Frust tief – Sporar lässt via die FCB-Medienstelle ausrichten, dass er sich derzeit nicht äussern will.
Am 8. Dezember 2015 gibt der FCB die Verpflichtung von Andraz Sporar bekannt. In 18 Spielen für Olimpija Ljubljana erzielte dieser 17 Tore – eine Quote, die auch Klubs aus England und Deutschland auf den Plan rief. Sporar aber wollte unbedingt zum FCB. Dieser packte die Gelegenheit beim Schopf und griff zu – ein halbes Jahr später wäre Sporar für Rot-Blau nicht mehr bezahlbar gewesen
Was die FCB-Ärzte beim Medizincheck nicht bemerkten: Sporar plagten schon damals Probleme im rechten Fuss – ein Überbleibsel etlicher Blessuren in der noch jungen Karriere. «Die Probleme in seinem Fuss waren uns zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt», bestätigt Sportdirektor Heitz. Gemäss «Nordwestschweiz»-Informationen waren diese Probleme auch der Grund dafür, dass Olimpija Sporar sofort aus dem Kader nahm, als sich das FCB-Interesse konkretisierte.
Die Gefahr, dass der Rekorddeal wegen einer Verletzung doch noch platzt, war den Verantwortlichen des finanziell angeschlagenen Vereins zu gross. Joze Okorn, Journalist bei der slowenischen Zeitung «Dnevnik», sagt: «Andraz hatte seit Beginn seiner Karriere mit Verletzungen zu kämpfen. Seine Angst war gross, dass der Traum vom Wechsel ins Ausland platzt.»
Beim FCB bemerkte man die entzündete Sehne in Sporars Fuss erst, als dieser bereits in Basel trainierte. Es gelang zwar mit konservativer Behandlung, die Schmerzen soweit zu lindern, dass Sporar am 14. Februar gegen GC zu seinem Pflichtspieldebüt für Rot-Blau kam. Doch drei Tage später, im Abschlusstraining vor dem Europa-League-Spiel in St. Etienne, riss die betroffene Sehne endgültig.
Sporar wurde operiert und hat seither keine Minute mehr im FCB-Trikot absolviert. Man hoffte, dass der Stürmer zu Beginn der neuen Saison endlich angreifen kann. Vergeblich: Nach der Rückkehr ins Mannschaftstraining im Juni traten erneut Schmerzen auf, weshalb er seither wieder Einzeltrainings absolviert. Georg Heitz sagt zwar, die vollständige Genesung Sporars stehe ausser Frage. Es sei aber unmöglich, ein genaues Datum für die Rückkehr zu nennen.
Sporar war im vergangenen Winter nicht der einzige Transfer-Fauxpas des FCB: Mit Dereck Kutesa (von Servette) wurde ein zweiter Spieler geholt, dessen gesundheitliche Probleme erst nach der Vertragsunterschrift zum Vorschein kamen. Kutesa musste sich an der Patellasehne operieren lassen und fiel wie Sporar während der ganzen Rückrunde aus.
Der FCB hat seine Lektion gelernt und
die medizinischen Tests auf Anraten seines
Ärzteteams massiv ausgebaut. Georg
Heitz sagt: «Potenzielle Neuzugänge müssen
sich neuerdings mehreren intensiven
Untersuchungen unterziehen, unter anderem
einem dreistündigen MRI, und diese
bestehen, bevor wir einem Transfer zustimmen.»
So soll gewährleistet werden,
dass gesundheitliche Probleme möglichst
umfassend erkannt werden können.
Und wie so oft bei Geschichten, die schlecht beginnen, haben jene von Sporar und Kutesa auch ihre guten Seiten. Heitz verrät, dass Sporars Verletzung mit ein Grund dafür gewesen sei, dass der FCB Breel Embolo nicht schon im Winter hat ziehen lassen. Damals bot Wolfsburg mehr als 25 Millionen Franken, Embolo wollte gehen – doch der FCB lehnte ab und sorgte so dafür, dass der Fan-Liebling weitere sechs Monate in Basel blieb. Heute spielt Embolo für Schalke 04.
Und im Fall von Kutesa heisst es: Hätte ihn der FC Basel im Winter nicht verpflichtet und anschliessend die beschädigte Patellasehne entdeckt, wäre der 18-Jährige mittlerweile wohl Sportinvalide.