Ganze 16 Jahre sind vergangen, seit Arsenal ein letztes Mal im Halbfinal der Champions League war. In der Startelf der Londoner stand mit Johan Djourou damals auch ein Schweizer und auf dem linken Flügel sorgte noch Robin van Persie für Furore. Arsenal unterlag gegen Manchester United, bei welchem der damals 24-jährige Cristiano Ronaldo im Rückspiel zwei Tore erzielte. In der damaligen Startelf von ManUnited standen ebenfalls einige Legenden, wie Goalie Edwin van der Sar oder Stürmer Wayne Rooney.
Nun hat es Arsenal wieder einmal in die Runde der letzten vier geschafft. Mit einer eindrücklichen Leistung gegen Titelverteidiger Real Madrid sicherte sich das Team von Trainer Mikel Arteta das Ticket für den Halbfinal und empfängt heute Abend (21 Uhr) Paris Saint-Germain.
Nach Jahren des Leidens hat Arteta die Gunners zurück auf die Erfolgsspur gebracht und lässt die ganze Fanbase der Nordlondoner vom ersten Titel seit 2020 und dem ersten Triumph überhaupt in der Champions League träumen. Der Spanier, welcher bereits als Spieler bei Arsenal unter Vertrag stand und die Mannschaft auch als Kapitän anführte, übernahm das Traineramt im Dezember 2019 und gewann in der ersten Saison direkt den FA-Cup.
Doch die Zeit bei Arsenal war danach eher schwierig. Die ersten zwei Saisons unter Arteta wurden in der Liga nur auf dem achten Platz abgeschlossen und auch in der Saison 2021/22 konnte sich Arsenal mit dem fünften Platz nur für die Europa League qualifizieren. Seither überzeugen die Gunners aber auf ganzer Ebene.
In der Premier League wurden die Gunners zuletzt zweimal hinter Manchester City Vizemeister und in dieser Saison wird der 13-fache englische Meister aller Voraussicht wieder Zweiter, dieses Mal steht ihnen allerdings Liverpool vor der Sonne. Damit muss Arsenal weiterhin auf den ersten Meistertitel seit 2004 warten.
Obwohl die ganz grossen Titel in der Arteta-Ära noch fehlen, sind alle Beteiligten mehr als zufrieden mit dem 43-Jährigen und so verlängerte der Spanier seinen auslaufenden Vertrag bis 2027. Nach der Unterschrift schwärmte der Verein über den langjährigen Cheftrainer: «Mikel ist ein dynamischer und leidenschaftlicher Trainer, der unerbittlich nach Spitzenleistungen strebt. Er hat ein tiefes Verständnis für die Werte von Arsenal und seit er im Dezember 2019 als Cheftrainer zu uns kam, hat er das Team auf Arsenal-Art auf ein neues Niveau gebracht.»
In seiner Zeit bei Arsenal weist der Spanier sogar einen besseren Punkteschnitt als die Trainerlegende Arsène Wenger auf. In 283 Partien kommt Arteta auf einen Wert von 1,98 Punkten pro Spiel, Wenger liegt mit einem Punkteschnitt von 1,95 in 1234 Spielen knapp dahinter.
Arteta, der zuvor als Assistent von Pep Guardiola bei Manchester City arbeitete, sorgt auch mit speziellen Massnahmen immer wieder für Schlagzeilen. Im letzten Sommer engagierte der Spanier bei einem Team-Abendessen professionelle Taschendiebe und setzte diese auf die Wertsachen der Spieler an. Erst am Ende des Essens bemerkten die Akteure der Nordlondoner, dass sie ihre Wertsachen nicht mehr bei sich hatten. Das Ziel der speziellen Aktion war, dass die Spieler, egal ob im normalen Leben oder auf dem Fussballplatz, immer konzentriert bleiben und auf ihre Umgebung achten.
Es war nicht die erste kuriose Aktion in seiner Zeit bei Arsenal. So hat er auch schon einmal einen Olivenbaum zu einem Team-Meeting mitgenommen, um seinen Schützlingen zu zeigen, dass man sich um etwas kümmern muss, damit ein Projekt erfolgreich sein kann. Wie es scheint, tragen diese Massnahmen tatsächlich Früchte.
Bei der ersten Champions-League-Teilnahme seit der Saison 2016/17 erreichte Arsenal im letzten Jahr den Viertelfinal und diese Saison endlich wieder den Halbfinal. Die Ligaphase wurde in der Königsklasse auf dem dritten Platz abgeschlossen und im Achtelfinal liess man PSV Eindhoven nicht den Hauch einer Chance und gewann mit dem Gesamtskore von 9:3, bevor im Viertelfinal auch dank der Traumfreistösse von Declan Rice Real Madrid eliminiert wurde.
Nach dem sensationellen Erfolg gegen die Königlichen fing Arteta nicht an, grosse Reden zu schwingen, sondern folgte mit der nächsten Ansage: «Wir sind bereit. Wir sind bereit, es mit jedem Gegner aufzunehmen.» Der nächste Gegner heisst nun Paris Saint-Germain, die Franzosen zeigen eine überragende Saison und sicherten sich den Meistertitel in der heimischen Ligue 1 bereits vor mehreren Wochen.
Beide Teams konnten noch nie die Champions League gewinnen, aber standen je bereits einmal im Final, Arsenal verlor 2006 gegen Barcelona und PSG unterlag vor fünf Jahren den Bayern. Das heutige Hinspiel startet um 21 Uhr, das Rückspiel findet zur gleichen Zeit am nächsten Mittwoch statt. Mit einer Finalqualifikation würde Arteta nicht mehr viel bis zur Unsterblichkeit bei Arsenal fehlen.