Vier Frauen, die aus der Schweizer Frauenfussballlandschaft nicht mehr wegzudenken sind. Vier Profifussballerinnen, die gemeinsam auf 443 Einsätze im Nati-Dress kommen. Die Rede ist von Ana-Maria Crnogorčević, Lia Wälti, Ramona Bachmann und Géraldine Reuteler – den Frauen, welche die Schweiz mit ihrer Klasse und ihrer Erfahrung an der Fussball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland in den Achtelfinal bringen sollen.
Ana-Maria Crnogorčević ist in der Nati Dauergast. Mit ihren 147 Einsätzen im rotweissen Dress führt sie nicht nur die Statistik der Frauen mit den meisten Länderspieleinsätzen für das Schweizer A-Nationalteam an, sondern überflügelt punkto Konstanz auch sämtliche männliche Schweizer Kollegen. Mit dem FC Barcelona sammelt die Allrounderin, die auf unterschiedlichen Positionen anzutreffen ist, fleissig Titel: Vier Meistertitel, drei Pokalsiege und zwei Champions-League-Titel holte sie mit den Katalaninnen bisher.
Crnogorčević ist beinahe doppelt so alt wie ihre Teamkollegin Iman Beney, die das Turnier leider verletzungsbedingt verpasst – umso wichtiger ist deshalb auch ihre Vorbildrolle im Team einzuschätzen. Mit 70 Toren für die Schweizer Nationalmannschaft ist sie zudem geschlechterübergreifend mit Abstand die torgefährlichste Akteurin auf dem Platz.
Wie sich in den Vorbereitungsspielen gezeigt hat, fehlt der Schweizer Equipe die letzte Konsequenz im Abschluss. Mit ihrer Erfahrung, ihrer Vielseitigkeit, ihrem positiven Einfluss auf junge Spielerinnen und mit ebendieser Torgefährlichkeit ist sie für das Team um Inka Grings eine wichtige Stütze.
Die 30-jährige Emmentalerin führt die Schweizerinnen mit der Captainbinde auf den Platz. Bei Arsenal ist sie in der Startelf gesetzt und holte mit dem englischen Hauptstadtklub 2019 den Meisterschaftspokal. Als Captain übernimmt die zentrale Mittelfeldspielerin nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz Verantwortung. Auf dem Platz ist sie die Spielmacherin, hat die Übersicht und verrichtet auch viel Defensivarbeit. Neben dem Platz ist sie eine Stütze für das Team und eine wichtige Ansprechpartnerin für junge Spielerinnen.
Im April nahm Wälti aufgrund mentaler Erschöpfung eine kurze Auszeit und kehrte an ihrem 30. Geburtstag auf den Platz zurück. Nachdem sie bei den beiden Vorbereitungsspielen verletzungsbedingt passen musste, ist sie voraussichtlich pünktlich zur WM wieder fit und kann erneut unter Beweis stellen, wie wichtig sie für das Schweizer Team als Spielerin und als Mensch ist.
Was Xherdan Shaqiri bei den Männern ist, ist Ramona Bachmann bei den Frauen: eine Spielerin, die wichtige Tore schiesst und kreative Akzente setzt. Die 33-jährige Stürmerin unterschrieb beim schwedischen Verein Umea IK bereits mit 16 ihren ersten Profivertrag, in der Nati ist sie die Dienstälteste. Seit 2007 bestritt sie 133 Einsätze für die Schweiz und schoss 57 Tore.
Bachmann ist vierfache Schweizer Fussballerin des Jahres und steht derzeit bei PSG unter Vertrag. In der vergangenen Saison stand sie bei den Pariserinnen meist von Beginn an auf dem Platz und netzte elf Mal ein. Mit ihrem Spielwitz und ihrem Torriecher ist sie trotz fortgeschrittenem Fussballalter eine Spielerin, die den Unterschied machen kann.
Von den hier vorgestellten Leistungsträgerinnen dürfte der Name Reuteler am wenigsten bekannt sein. Innerhalb des Schweizer Teams gehört sie im Hinblick auf die WM jedoch zu den tragenden Figuren. Die 24-jährige Nidwaldnerin erzielte beim FC Luzern in 43 Spielen 28 Tore und folgte schliesslich dem Ruf der Eintracht Frankfurt nach Deutschland, wo sie heute als Profi kickt. Von der Fussballplattform 90min wurde sie im Januar 2023 als beste Bundesligaspielerin auf der linken Aussenbahn geadelt.
Die flinke Technikerin spielt in der Offensive des deutschen Vereins, der die vergangene Saison auf dem 3. Platz beendete, eine zentrale Rolle. Von keiner anderen Spielerin der Bundesliga führten so viele Aktionen zu einem Torabschluss wie von Reuteler. An der WM soll die 55-fache Nationalspielerin mit ihrer Spielintelligenz für Furore sorgen.
Die Deutsche weiss, wie man Titel gewinnt. Als Spielerin gewann sie auf der nationalen und internationalen Fussballbühne diverse Titel und wurde zwischen 1998 und 2010 drei Mal zur deutschen Fussballerin des Jahres gewählt. Als Trainerin schaffte sie mit den FCZ-Frauen in der Saison 21/22 das Double. Seit Januar dieses Jahres leitet sie als Nachfolgerin des Dänen Nils Nielsen die Geschicke der Schweizer Frauen.
Ihre bisherige Bilanz ist durchzogen: In sechs Spielen gelang dem Team unter Grings noch kein Sieg. In den vergangenen beiden Testspielen liess die Deutsche einige Spielerinnen auf ungewohnten Positionen auflaufen und die gezeigten Leistungen machten deutlich, dass sich das Team unter der neuen Trainerin erst noch finden muss. Bleibt zu hoffen, dass Grings mit der Schweizer Nati rechtzeitig zur WM zum Erfolg zurückfindet.
Die Vorbereitung lief mit einem 3:3 gegen Sambia und einem 0:0 gegen Marokko nicht optimal, zumal die beiden Teams deutlich schwächer einzustufen sind. Dennoch sind die Chancen der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft unter Trainerin Inka Grings intakt, in einer Gruppe, in der die ganz grossen Fussballnationen fehlen, die Vorrunde zu überstehen.