Inter Mailand hat am Wochenende seine beste Saison seit 10 Jahren abgeschlossen. Zum ersten Mal überhaupt verpassten die Mailänder mit mehr als 79 Punkten auf dem Konto den italienischen Meistertitel. 82 Zähler haben die «Nerazzuri» nämlich geholt, bloss einen weniger als Meister Juventus Turin. Dennoch gibt es in Mailand dicke Luft – dafür verantwortlich ist ausgerechnet Trainer Antonio Conte, der die Mannschaft im Sommer übernahm und wieder zu einem Spitzenteam formte.
Mit einem 2:0-Sieg am Wochenende gegen den Champions-League-Viertelfinalisten Atalanta Bergamo sicherte sich Inter die Vizemeisterschaft – im anschliessenden Interview mit «Sky Italia» teile Conte dann ordentlich aus. «Es war für mich persönlich ein hartes Jahr, sehr hart. Ich glaube nicht, dass die Arbeit der Spieler gewürdigt wurde. Ich glaube nicht, dass meine Arbeit gewürdigt wurde, und wir alle wurden vom Klub sehr wenig geschützt.»
Conte erklärte, dass er vor allem in schweren Phasen die Rückendeckung seiner Bosse vermisst habe. Über ihn und seine Spieler sei ein «Haufen Scheisse» ausgekippt worden.
Die Kritik von Conte richtete sich in erster Linie gegen den erst 29-jährigen Klub-Präsidenten Steven Zhang. Conte wörtlich: «Wir müssen in allen Bereichen wachsen und uns verbessern, auch abseits des Platzes. Und ein grosser Klub sollte seine Spieler besser schützen. Wir werden das alles am Ende der Saison besprechen, ich muss den Präsidenten treffen, der ist gerade in China.»
Nach den harschen Worten wird in Italiens Gazetten wild spekuliert. Ein Verbleib von Conte gilt als unwahrscheinlich, deshalb kursieren bereits die Namen von potentiellen Nachfolgern. Als wahrscheinlichste Lösung gilt Massimiliano Allegri, der von 2014 bis 2019 bei Juventus Turin trainierte und seither eine Pause einlegte.
Als andere Option wird Mauricio Pochettino gehandelt. Der Argentinier führte die Tottenham Hotspurs 2019 ins Champions League Finale, wurde im vergangenen November aber entlassen und ist seither vereinslos.
Antonio Conte seinerseits flirtet angeblich schon seit längerem mit seinem Ex-Verein Juventus. In den letzten Wochen soll er sich bei Klub-Verantwortlichen und Spielern immer wieder erkundigt haben, wie die Zukunft von Juve-Trainer Maurizio Sarri aussehe. Dieser holte mit Juventus zwar den Meistertitel, ist aber dennoch umstritten.
Der Moment für Trainer-Diskussionen kommt derweil für beide Klubs zur Unzeit. Inter Mailand spielt am Mittwoch das Achtelfinale der Europa League gegen Getafe. Juventus Turin trifft am Freitag um 21 Uhr im Rückspiel des CL-Achtelfinales auf Olympique Lyon. Die Bianconeri müssen das 0:1 aus dem Hinspiel korrigieren. Antonio Conte wird bestimmt genau hinschauen. (zap)