«Das war pure Angst, wir sind nur noch gerannt» – Schalke-Profis wurden von Fans gejagt
Bereits auf dem Rückweg aus dem knapp 140 Kilometer entfernten Bielefeld erfuhren die Schalker Spieler, dass sie von Fangruppen erwartet werden würden. Die Mannschaft entschied sich dazu, sich der unangenehmen Diskussion zu stellen. Als die Spieler aus dem Bus stiegen, ergriffen Führungspersönlichkeiten der Fangruppierungen das Wort. Die Profis und auch einzelne Spieler wurden beleidigt, doch es blieb zunächst bei Worten.
Bis einzelne Gewalttäter aus der Gruppe hervortraten und die Spieler körperlich angriffen. In einem Video ist zu sehen, wie einige Personen, mutmasslich Schalke-Spieler, vor einem grösseren Mob wegrennen und von diesem beleidigt werden. Angeblich soll es sich bei den Gejagten um Mark Uth und Amine Harit handeln.
Ein Schalker Spieler, der anonym bleiben möchte, schilderte die Geschehnisse der Nacht gegenüber «Sport1»: «Die Fans sind auf uns losgegangen. Wir sind ab dann nur noch gerannt. Das war Angst, pure Angst! Einige von uns haben Tritte und Schläge abbekommen. Ich bin schockiert und weiss nicht, wie wir die nächsten Spiele noch bestreiten sollen.» Zudem warf er den Verantwortlichen des Klubs vor, die Spieler den Fans ausgeliefert zu haben. Es sollte eigentlich nur einen kurzen Austausch geben, doch dann eskalierte die Situation.
Die Mannschaft sei ausserdem mit Eiern beworfen und beschimpft worden. Die Spieler, die im nächsten Jahr nicht mehr im Verein sein würden, sollten sich sofort verpissen. «Passiert das nicht, würde uns das Leben richtig zur Hölle gemacht» berichtete der anonyme Profi. Der Klub äusserte sich am Mittwochmorgen in einem Statement zu den Geschehnissen vom vergangenen Abend.
Ausserdem wurde der Absteiger angeblich vom ewigen Rivalen aus Dortmund verspottet. Nach der Niederlage zündeten Fans von Borussia Dortmund ein Feuerwerk über Gelsenkirchen.
Fireworks over Gelsenkirchen tonight following Schalke’s relegation from the #Bundesliga.
— Matt Ford (@matt_4d) April 20, 2021
Reliably informed that Borussia Dortmund ultras are responsible ... 😬#S04 #BVB pic.twitter.com/x31JlkIy6s
Die weiteren Reaktionen:
- Klublegende Gerald Asamoah kämpft nach dem Spiel im Interview mit den Tränen. Asamoah spielte zwischen 1999 und 2011 279 Mal für die Königsblauen.
- Peter Knäbel blickt nach vorne und sagt: «Da kommen wir wieder raus. Wir werden alles dafür tun, den Verein wieder dort hinzubringen, wo er hingehört.»
- Der Ex-Schalker Mesut Özil meldete sich auf Twitter zu Wort. Der Spieler von Fenerbahce wünscht sich einen baldigen Wiederaufstieg.
Bitte, bitte kommt ganz schnell wieder zurück @S04 💙 @Bundesliga_DE #Gelsenkirchen #Heimat
— Mesut Özil (@MesutOzil1088) April 20, 2021
- Die Nürnberger und die Schalker verbindet schon lange eine Freundschaft. Der 1. FC Nürnberg weiss, wie es ist, abzusteigen und schickt den «Königsblauen» eine aufmunternde Botschaft.
Wir wissen zu gut, wie weh ein Abstieg tut. Wie es schmerzt, am Boden zu liegen & sich aus der Liga verabschieden zu müssen.
— 1. FC Nürnberg (@1_fc_nuernberg) April 20, 2021
Doch wir wissen auch: Nur wer liegen bleibt, kommt nicht zurück.
Drum gilt, wenn der Schmerz verdaut: Steht auf, wenn ihr Schalker seid!#fcn #S04 @s04 pic.twitter.com/YGxgDRk2K3
- Der Twitteraccount von Eintracht Frankfurt dachte nach dem Sieg gegen Augsburg ebenfalls an den Absteiger.
Sammelt euch, baut neu auf, lasst die Köpfe nicht hängen. Bis hoffentlich ganz bald wieder!
— Eintracht Frankfurt (@Eintracht) April 20, 2021
- Sogar aus Spanien bekamen die Schalker nach dem Abstieg nette Worte: «Kumpels, fahrt bald aus dem Schacht.» Seit dem UEFA-Cup-Halbfinale 2006 verbindet die beiden Vereine eine Freundschaft.
Besonders in dunklen Zeiten muss man zusammenhalten.
— Sevilla Fútbol Club (@SevillaFC) April 20, 2021
Kumpels, fahrt bald aus der Schacht aus. GLÜCK AUF!
- Ein Twitteruser grub einen älteren Tweet der Schalker nach der 0:8-Niederlage gegen Bayern aus, in dem sie dem Zweitligisten Hamburg antworteten: «An eurer Stelle wären wir immer noch lieber wir!»
Tja 🤷♂️
— Christian (@GindesLebenz) April 21, 2021
Welcome to hell! pic.twitter.com/1vjxqpoEaX