Normalerweise stehen vor einem Nati-Spiel die Fussballer im Mittelpunkt. Heute Abend ist das anders. Wenn die Schweiz in Andorra um 20.45 Uhr ihr drittes Spiel dieser EM-Qualifikation absolviert, sind die Ohren auf ihn gerichtet: Sascha Ruefer.
Wie immer seit Herbst 2008 kommentiert Ruefer fürs Schweizer Fernsehen die Partie. «Für mich ändert sich nichts – ich gehe meine Arbeit mit demselben Elan und derselben Freude an wie immer», sagt Ruefer zu CH Media. Alles wie immer also? Nicht ganz.
Im März machte CH Media öffentlich, dass Ruefer in der Doku-Serie über die Schweizer Nati eine Aussage über Captain Granit Xhaka entfernen liess, die aus dem Kontext gerissen war. Das Problem: SRF hatte den Produzenten der Serie um Regisseur Simon Helbling zuvor bereits grünes Licht gegeben.
Es war eine Aussage, die Ruefer rassistisch hätte ausgelegt werden können. Was danach prompt auch geschah. Die «Wochenzeitung» veröffentlichte den Satz und brandmarkte Ruefer als Rassisten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Parteien bald vor Gericht treffen.
Was sind die weiteren Folgen dieser Geschichte? In den vergangenen zwei Wochen hat sich CH Media erneut bei Protagonisten und gut informierten Quellen umgehört. Fazit: Es schwelt weiter. Und sobald eine offizielle Anfrage gestellt wird, werden verschiedenste Exponenten ziemlich nervös. Vor allem beim Schweizer Fernsehen und beim Schweizerischen Fussballverband.
Zunächst an den Leutschenbach. Die Geschichte hat intern mächtig zu reden gegeben. Bis in die höchsten Chef-Etagen. SRF-Direktorin Nathalie Wappler persönlich forderte eine lückenlose Aufklärung. Gut informierte Personen melden, dass sie dabei durchaus selbstkritisch war. Die Erkenntnisse daraus sind in einem Geheimbericht festgehalten. Nathalie Wappler will sich dazu auf Anfrage von CH Media nicht äussern.
Der Inhalt ist durchaus brisant. So hat Wappler erkannt, dass es ein Fehler war, an der Premiere von «The Pressure Game» aufzutreten und ein PR-Werk mit Lob zu überschütten, über dessen Machart und Hintergründe sie zu wenig Kenntnisse hatte. Und überdies erst drei der sechs Folgen selbst gesehen hatte. Zudem hätte es nicht passieren dürfen, eine Doku über die bedeutsame Schweizer Nati auszustrahlen, ohne darüber die journalistische Hoheit zu behalten. Dazu kommt der grosse interne Fehler, die Bilder in der fatalen Version durchgelassen zu haben.
Das soll nun Folgen haben. Seitens des Schweizerischen Fussballverbands ist angedacht, dass es weitere Episoden von «The Pressure Game» gibt. Rund um die EM 2024 der Männer. Aber auch rund um die Heim-EM 2025 der Frauen. Ob SRF indes noch einmal Hand bietet, um diese PR-Doku auszustrahlen, ist höchst fraglich. Intern fordern gewichtige Stimmen: Hände weg davon! Offiziell heisst's seitens SRF auf Anfrage von CH Media: «Zum heutigen Zeitpunkt ist noch nichts spruchreif.»
Womit wir beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) wären. Manch einer in und um die Nationalmannschaft würde sich wünschen, dass die Nati-Spiele künftig von einem anderen Kommentator begleitet werden. Weil Kritik nicht gerne gesehen ist. Öffentlich spricht niemand darüber. Zu heikel das Thema.
Zu einem Nati-Kommentatoren-Wechsel wird es aber nicht kommen. Susan Schwaller, Chefredaktorin SRF Sport, sagt zu CH Media: «Es gab und gibt nicht den geringsten Grund, an Sascha Ruefer zu zweifeln.»
Als sich Ruefer Anfang April gegenüber verschiedenen Medien, darunter auch CH Media, erklärte, wie es zu besagter Aussage über Xhaka kam, und auch aufzeigte, dass sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen war, erwähnte er eines ebenfalls: Ein offenes Gespräch mit Granit Xhaka würde für die Zukunft helfen. Nicht, weil Ruefer das Gefühl hat, sich entschuldigen zu müssen. Sondern, um einander offen die Meinung zu sagen und Missverständnisse aus der Welt zu räumen.
Nun: Gemäss den Informationen von CH Media hat ein Gespräch zwischen Ruefer und Xhaka noch nicht stattgefunden. Ruefer habe versucht, mit Xhaka in Kontakt zu treten. Erfolglos. Warum? Eine Person, die Xhaka sehr gut kennt, sagt: «Nie im Leben würde sich Granit Xhaka darauf einlassen.»
Was sagt der SFV dazu? Und wäre es nicht an der Zeit, eine Vermittlerrolle einzunehmen? Kommunikationschef Adrian Arnold sagt: «Wir beantworten dazu keine Fragen mehr, da dieses Thema für uns erledigt ist.»
Diese Theorie ist gewagt. Man könnte auch fragen: Wäre ein Gespräch zwischen Xhaka und Ruefer nicht im Sinne von Nati und SFV? Schliesslich hilft es niemandem, wenn man eine komplizierte Beziehung zwischen Captain und SRF-Kommentator vielleicht noch über Jahre mitschleppen muss. (aargauerzeitung.ch)
A. Wäre mir „sooo lang wie breit“. Aus der Tribüne hörst du weitaus schlimmeres.
B. Hätt‘ ich keine Zeit für eine „Aussprache“,
C. Die Gefahr, dass das (medial) aufgebauschte Thema weiter angeheizt wird ist zu gross
D. ..und ich hätte echt keinen Bock Ruefer zu sehen.