«Hätte schwierigere Gruppen gegeben» – das sind die Reaktionen auf das Schweizer EM-Los
Xherdan Shaqiri sprach die Worte direkt nach dem 0:1 der Schweiz in Rumänien zum Abschluss der EM-Qualifikation: «Ich würde gerne einmal ein Eröffnungsspiel bestreiten. Darum wünsche ich mir Deutschland als Gegner.»
Nun, das Eröffnungsspiel ist es nicht geworden. Aber immerhin Deutschland. Die Nati fordert den Gastgeber der EM 2024. Ganz zum Schluss der Vorrunde. Zuvor trifft die Schweiz auf Ungarn und Schottland. Es ist ein gutes Los. Eines, das der Nati alle Möglichkeiten offen lässt, um erneut in den Achtelfinal einzuziehen – zum sechsten Mal hintereinander an einem grossen Turnier? Um in den Achtelfinal zu kommen, muss die Schweiz entweder Rang 1 oder 2 belegen. Oder dann unter den vier besten Gruppendritten sein.
Murat Yakin: «Jetzt kommen andere Spiele auf uns zu»
Der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin ist gemäss einer ersten Einschätzung gegenüber SRF zufrieden mit der Auslosung. «Es hätte schwierigere Gruppen gegeben», sagte er. Als Beispiel: Die Nati hätte auch auf Frankreich, Holland und Österreich treffen können.
Yakin kündigt an: «Es werden herausfordernde Spiele. Aber wir wollen die Gruppenphase überstehen. Deutschland ist der Favorit, auch wenn die Auftritte zuletzt nicht gut waren.» Dann sagt er mit Blick auf die letzten Spiele in der EM-Qualifikation: «Nun kommen ganz andere Partien auf uns zu.» Yakin scheint nicht unglücklich darüber, dass die Nati nicht mehr als klarer Favorit antreten muss.
Eines ist aber auch klar: Die Schweiz muss sich klar steigern, damit die EM nicht zum Desaster wird. Leistungen wie gegen den Kosovo, Israel, Weissrussland oder Rumänien reichen an der EM nicht mehr.
Murat Yakin (Trainer Schweiz):
Deutschland: Wie lange dauert die Krise an?
Natürlich, das Spiel gegen Gastgeber Deutschland überstrahlt alles. Und selten schien die Gelegenheit günstiger, dem grossen Nachbarn eins auszuwischen. Fussball-Deutschland befindet sich in einer grossen Krise. Im September wurde Hansi Flick entlassen. Julian Nagelsmann übernahm. Aber so wirklich besser ist die Stimmung noch nicht geworden.
An der WM in Katar schied Deutschland wie schon vier Jahre zuvor in Russland in der Vorrunde aus. Seit dem WM-Titel 2014 hat die Abwärtsspirale eingesetzt. Geht das auch bei der Neuauflage des «Sommermärchens» so weiter? Oder gelingt die fussballerische Auferstehung?
Julian Nagelsmann (Trainer Deutschland):
Zuletzt verlor Deutschland gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2). Der anfängliche Schwung unter Julian Nagelsmann schien bereits wieder verloren, dementsprechend leise Töne spuckt der Bundestrainer: «Wir freuen uns auch, aber die Schweiz ist ein sehr guter Gegner mit vielen Bundesliga-Spielern. Da wird uns sicher einiges abverlangt. Murat ist ein Trainer mit kreativen Ideen, es wird ein tolles Nachbarschaftsduell.»
Nagelsmann gibt zwar zu, dass es sicherlich schwerere Gruppen gegeben hätte, aber: «Ich finde es schon wichtig, dass wir gerade bei unseren letzten Ergebnissen demütigt auftreten und nicht zu sehr auf die Trommel hauen. Erstmal sollten wir Taten folgen lassen, das ist das Ziel.»
Schottland: Revanche für die EM 1996
Im nächsten Sommer ist es 28 Jahre her, seit die Schweiz und Schottland an einer EM bereits einmal aufeinander trafen. 1996 in England war es. Es wurde ein bitterer Abend für die Nati. 0:1 ging das Spiel aus, Ally McCoist traf.
Nun ist die Gelegenheit da zur Revanche. Und mittlerweile haben sich die Stärkeverhältnisse gedreht. Die Schweiz wird als Favorit in die Partie gehen. Schottland ist mittlerweile die Nummer 36 der Welt. In der Qualifikation wurden die Schotten hinter Spanien Gruppenzweiter – allerdings siegte Schottland im ersten Direktduell 2:0. Es war der Schlüssel für die ungefährdete EM-Qualifikation. Erling Haaland und seine Norweger hatten keine Chance.
Steve Clarke (Trainer Schottland):
Vor dem nächsten Aufeinandertreffen stapelt Schottland-Trainer Steve Clark erst einmal tief. «Das wird eine schwierige Gruppe, für uns ist es natürlich schön, dass wir das Eröffnungsspiel bestreiten dürfen», erklärte er nach der Auslosung gegenüber dem SRF. Für sein Team gehe es darum, möglichst viele zu Punkte zu sammeln, «dann hoffen wir, dass es am Ende reicht.»
Vor der Nati hat Clark viel Respekt: «Die Schweiz ist seit Jahren ein starkes Team. Es wird sicherlich schwierig, aber wir sind seit ein paar Jahren zusammen und verbessern uns ständig. Aber natürlich müssen wir uns noch weiter verbessern.»
Weitere Stimmen
Remo Freuler (Schweiz):
Silvan Widmer (Schweiz):
Rudi Völler (Sportdirektor Deutschland):
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