Murat Yakin mag keine konkrete Antwort geben. Ganz Gentleman sagt der Nationaltrainer, jeder solle gesund sein und spielen können. Es ist seine Replik auf die zuvor etwas provokativ gestellte Frage eines portugiesischen Journalisten: «Sie könnten wünschen, dass ein Akteur von uns gegen die Schweiz nicht auf dem Feld steht. Welcher wäre das?» Neben Yakin sitzt Breel Embolo, er bittet ums Wort und dabei huscht ihm ein schelmisches Lächeln übers Gesicht:
Breel Embolo würde Cristiano Ronaldo niemals nennen. Vielmehr sieht er den Superstar als Inspiration, als absolute Bereicherung für die Sportwelt. Gerade wegen dieser Wertschätzung freut sich der Schweizer besonders auf den Dienstag. Als Bild noch stärker und etwas mehr haften bleibt aber das: wie der Stürmer nach dem 3:2 gegen Serbien sich im allgemeinen Jubel an Yakin heranschleicht und dem auch etwas eitlen Coach die Haare völlig zerzaust. Die Aktion ist Ausdruck purer Freude.
Wenn Embolo Dinge mit Genuss tut, kommt es meistens sehr gut. Bis jetzt ist es seine WM. Gegen Kamerun, das Heimatland der Eltern, ist er noch gespalten. Also hat er nach dem 1:0-Siegtreffer zwar Emotionen, aber der Jubel ist nicht ausgiebig. Gegen Brasilien hat Embolo dann einen sehr schweren Stand, ganz allein an vorderster Front wirkt und geht fast verloren. Gegen Serbien spielt der 25-Jährige dann so in der Tiefe des Raumes, wie ihn die Schweiz und Yakin benötigen. Und mögen.
Embolo zeigt eine starke Partie, vergibt gleich zu Beginn eine Topchance, erzielt vor der Pause den Ausgleich zum 2:2. Er hält die Bälle, setzt sich in den Zweikämpfen durch, leitet letztlich das entscheidende 3:2 ein. Und hadert am Ende doch ein bisschen, dass lediglich ein Treffer für den Gruppensieg fehlt.
Deshalb gibt es nun also Portugal als nächsten Gegner, «gefühlt zum 18. Mal», wie Embolo sagt. Man verbindet für die Begegnung die Hoffnung, dass die Schweiz den Serbien-Embolo zu sehen bekommt. Oder ganz grundsätzlich den Yakin-Embolo. Unter Yakin hat der Angreifer bislang mehr als die Hälfte seiner 13 Länderspieltore erzielt – bei insgesamt 62 Partien. Und wenngleich der Gegner der Favorit ist in diesem WM-Achtelfinal, sagt Embolo:
Die Schweiz ist gewiss nicht chancenlos, und das hat auch mit ihm, dem Spieler der AS Monaco zu tun. Nimmt man die WM-Bühne als Pulsmesser, dann bringt Embolo im Sturmzentrum einige Fähigkeiten mit, die im Weltfussball sehr gefragt sind. Obwohl er zwar immer noch lieber am Flügel spielte. Doch in der Tiefe des Raumes, wo er unter Yakin eingesetzt wird, hat er Qualitäten. Wucht, Kraft wie Körper sind wohl nahe dem Topbereich. Schuss und Kopfballspiel sind ebenfalls überdurchschnittlich, die Technik ist es eher weniger.
Embolo hat derzeit einen Marktwert von etwas mehr als 20 Millionen Franken. Die Auftritte auf der WM-Bühne sind diesbezüglich relevant, mit bisher zwei Treffern nach drei Spielen ist der Schweizer gewiss im Soll. Doch für eine massive Wertsteigerung braucht es weitere Tore. Dann läge wahrscheinlich ein Preisschild von 50 Millionen Franken im Bereich des Möglichen.
Embolo hat einmal in diesen Tagen gesagt, es müsse sein Ziel sein, für die Schweiz wichtig zu sein. Und Tore zu schiessen. «Der Druck ist immer da, in jedem Spiel. Für alle. Aber wir sind stolz, eine unglaubliche Einheit. In der Sonne baden, das können wir später.» Und nun sagt Embolo an der Pressekonferenz: «Wichtig ist, dass ich ständig in Bewegung bleibe, dem Team in der Defensive helfe. Die freien Räume, die sich vorne für mich auftun, kommen dann von alleine. Ich muss einfach dahin rennen.»
Gegen die Portugiesen – so sehen es die Experten ihres Landes – wird Embolo wahrscheinlich auf den alten Kämpen Pepe treffen. Der 39-Jährige spielt bislang eine solide WM, ist in zwei Gruppenspielen eingesetzt worden. Pepe ist ein Raubein, unverwüstlich im Spielstil, hart im Austeilen, stets lamentierend im Einstecken, inzwischen Profi des FC Porto. «Er ist wie ein guter alter Wein. Eine Legende. Es ist hart, gegen Pepe zu spielen», sagt Embolo.
Penaltyschiessen haben die Schweizer auch geübt, nach jeder Trainingseinheit, und als Embolo die Pressekonferenz verlässt, sagt er noch: «Ich würde auch schiessen, warum sollte ich nicht?» Davor erwartet er von sich, dass er viele Zweikämpfe gewinne, ein Tor schiesse. Doch am glücklichsten sei er ob dieser Schlagzeile: