Es ist eine Unsitte, die in den letzten Jahren in Mode gekommen ist. Ein Spieler will den Klub trotz laufendem Vertrag wechseln, doch der Verein will ihn eigentlich lieber behalten. Also «trötzelt» der Spieler so lange, bis der Verein endlich nachgibt und ihn ziehen lässt.
Jüngstes Beispiel ist der österreichische Nationalspieler Marko Arnautovic, der so seinen Wechsel zum chinesischen Meister Shanghai SIPG erzwungen hat. Es sind aber auch die (teilweise noch angehenden) Superstars, die so ihren Wunschtransfer über die Bühne bringen. Und irgendwie scheint dann fast immer der FC Barcelona das Ziel zu sein.
Sommer 2017. Der FC Barcelona meldet Interesse an Ousmane Dembélé an. Doch der französische Flügelflitzer besitzt bei Borussia Dortmund noch einen Vertrag bis 2021. Der Youngster will aber unbedingt für die Katalanen auflaufen.
Also schwänzt der damals 20-Jährige das Training, taucht nicht auf. Der BVB suspendiert Dembélé und kündigt an, man werde hart bleiben. Doch beim Angebot von 105 Millionen Euro plus weitere 42 Millionen an Bonuszahlungen wird Sportchef Michael Zorc schwach. Dembélés Streik wird belohnt, er darf zu Barcelona wechseln.
Ein halbes Jahr später gibt er Auskunft zu seinen Überlegungen: «Ich hatte den Eindruck, dass ich die Erfüllung meines Traums verpassen würde. Deswegen habe ich mich so verhalten, dazu stehe ich.» Schon 2016, als er noch bei Rennes unter Vertrag stand, hätten die Katalanen angeklopft. «Was hätte ich machen sollen? Barcelona wie damals noch einmal absagen? Das war unmöglich für mich», erklärt der Franzose.
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Sein Wechsel zum spanischen FCB hat Dembélé aber kein Glück gebracht. Von Verletzungen verfolgt absolviert er in zwei Jahren nur 29 Ligaspiele, in denen er auf acht Tore kommt.
Winter 2017/18. Nachdem Liverpools Spielmacher Philippe Coutinho bereits im Sommer von Barcelona umworben wurde, werden nun die Gerüchte konkreter. Die Katalanen setzen alles daran, den Brasilianer zu holen. Ausrüster Nike begeht einen Lapsus und wirbt auf der eigenen Webseite mit Coutinho als Barcelona-Star, noch bevor der Transfer in trockenen Tüchern ist.
Derweil tritt der Flügel bei Liverpool in den Streik. Im Gegensatz zu Dembélé verpasst er aber nicht nur Trainings, sondern auch Spiele. Eine Winterpause gibt es in der Premier League nicht. Am 30. Dezember 2017 bestreitet er seine letzte Partie für Liverpool.
Es sei insbesondere wegen Messi, dass Coutinho zu Barcelona wechseln wolle, wird geschrieben. Er soll sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit den Katalanen einig sein. Am 6. Januar folgt dann die Bestätigung: Coutinho hat bei Barça unterschrieben. Liverpool kassiert 145 Millionen Euro Ablöse – es ist zu diesem Zeitpunkt der zweitteuerste Fussballtransfer der Geschichte. Nur Neymar kostete noch mehr.
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Die grossen Erwartungen konnte er bei den «Blaugrana» aber auch nicht erfüllen. Insbesondere die letzte Saison missglückte mit nur fünf Toren und zwei Vorlagen in 34 Ligaspielen. Es gab Gerüchte, wonach der Brasilianer den Klub diesen Sommer verlassen soll.
Sommer 2019. Am 14. Mai kündigt Antoine Griezmann in einem Video auf dem offiziellen Twitter-Kanal von Atlético Madrid an, dass er den Klub im Sommer verlassen werde. Noch wusste man nicht, wohin es den Franzosen ziehen würde, doch vieles deutete auf den FC Barcelona hin.
. @AntoGriezmann: "These five years have been incredible. Thank you very much for everything, I carry you in my heart." pic.twitter.com/uz1jwQj1Sg
— Atlético de Madrid (@atletienglish) 14. Mai 2019
Doch plötzlich gerät der sicher geglaubte Transfer ins Stocken. Atlético zeigt sich verärgert darüber, dass der Spieler sich bereits viel früher mit dem neuen Klub geeinigt haben soll. Die Madrilenen fordern, dass Barcelona die festgelegte Ablösesumme bezahlt.
Der spanische Meister zögert. Griezmann überlegt sich, die Ablöse aus der eigenen Tasche zu zahlen. Atlético bleibt hart und fordert, dass der französische Stürmer im Training erscheint. Dieser bleibt der Einheit aber fern. Sein Anwalt lässt verlauten, das Transfer-Theater sei «eine zu hohe emotionale Belastung» für Griezmann, weshalb er nicht mit Atlético trainieren könne.
Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu ist sich nun aber wieder sicher, dass er den 28-Jährigen verpflichten will. Nach dessen eigenen Angaben soll das noch «in den nächsten Stunden» passieren.
Der Vierte im Bunde. Neymar ist seit diesem Jahr nicht mehr restlos glücklich in Paris und würde deshalb gerne wieder zurück zu Barcelona wechseln. Zu dem Klub, den er 2017 für eine Rekordsumme von 222 Millionen Euro verlassen hat.
Zuerst schien es so, als würde Paris Saint-Germain den Superstar nicht ziehen lassen wollen. Was also macht der Brasilianer? Er fehlt beim Trainingsstart der Mannschaft nach PSG-Angaben ohne Genehmigung. Neymars Vater relativiert allerdings. Die Absenz sei seit einem Jahr abgesprochen und habe mit der Veranstaltung einer Stiftung in Sao Paulo zu tun.
Der französische Meister kündigt dennoch Konsequenzen für den 27-Jährigen an, lenkt aber auch ein. Am späten gestrigen Abend bestätigt Sportchef Leonardo gegenüber «Le Parisien»: «Neymar darf den Klub verlassen, sofern wir ein Angebot erhalten, das für alle Seiten stimmt.» Affaire à suivre.
Barcelona ich komme!