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Ghana brennt gegen Uruguay auf Revanche fürs Hands von Luis Suarez 2010

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Luis Suarez wehrt vor der Torlinie mit der Hand ab.Bild: www.imago-images.de

Ghana brennt gegen Uruguay auf Revanche für die «Hand des Teufels»

In der Gruppe H ist Portugal schon durch, Ghana sitzt in der Pole Position für das zweite Achtelfinal-Ticket. Wenn es heute (16 Uhr) gegen Uruguay geht, sind auch viele Gedanken und der Hauptprotagonist eines legendären Viertelfinals der WM 2010 mit dabei.
02.12.2022, 10:3402.12.2022, 15:40
Ralf Meile
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Luis Suarez gegen einen ganzen Kontinent. Uruguay gegen den Rest der Welt. Das blieb unter dem Strich nach dem aufwühlenden Ende des WM-Viertelfinals 2010 zwischen Ghana und Uruguay.

Und da ahnte noch keiner, dass der gleiche Suarez an der WM vier Jahre später erneut zum Buhmann würde durch seinen Biss in die Schulter des Italieners Giorgio Chiellini …

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Luis Suarez in seiner berühmtesten Szene: dem Biss bei Giorgio Chiellini.Bild: EPA/EFE FILE

2010 in Johannesburg ging es, begleitet von 84'000 Zuschauern und zehntausenden nervtötenden Vuvuzelas, in die Verlängerung. 1:1 hiess es nach Treffern von Ali Sulley Muntari und Diego Forlan. In der Zusatzschicht fiel kein weiteres Tor, es brach die letzte Minute der Verlängerung an.

Der Stürmer wird zum Goalie

Und die hat es in sich. Ein letzter Freistoss Ghanas fliegt vors Tor, Uru-Goalie Fernando Muslera misslingt die Befreiungsaktion, kurz ein Durcheinander, dann kommt der Ball zu Dominic Adiyiah. Ein Kopfball aufs verwaiste Tor – doch der Ball ist nicht drin.

Stürmer Luis Suarez steht auf der Torlinie und rettet für seinen geschlagenen Torhüter in Torhüter-Manier: mit der Hand.

Die Ghanaer bestürmen den Schiedsrichter, der die Szene gesehen hat und keine andere Entscheidung treffen kann, als Suarez Rot zu zeigen und Ghana einen Penalty zu geben.

Bildnummer: 06131290 Datum: 02.07.2010 Copyright: imago/AFLOSPORT
Dominic Adiyiah 3.r. (GHA) vs Goalie Fernando Muslera nad Luis Suarez l. Uruguay , JULY 2, 2010 - Football : 2010 FIFA World Cup Quar ...
Der Ball fliegt aufs Tor, Sekundenbruchteile später hechtet Suarez (ganz links) als Goalie.

Hier Held, da Buhmann

Der 23-jährige Suarez wird in der Heimat zum Helden. Schliesslich gibt seine Aktion Uruguay die Chance, doch noch ins Penaltyschiessen zu kommen. Dass er das sichere Tor Ghanas verhindert, macht ihn hingegen im Rest der Welt zum Buhmann.

Aber noch haben die «Black Stars» ja die Möglichkeit zum Sieg. Asamoah Gyan schreitet zum Penaltypunkt. Trifft er, steht Ghana als erstes afrikanisches Team überhaupt im Halbfinal einer WM.

Die Szene mit uruguayischem Kommentar.Video: YouTube/FutbolEpicoTV

Ghana ohne das nötige Glück

Im Verlaufe des Turniers hat Gyan schon zwei Mal aus elf Metern getroffen. Doch in diesem Moment zielt er zu genau. Der Stürmer donnert den Ball wuchtig an die Latte.

Schlusspfiff.

Aber Schluss ist nicht. Nun beginnt das Penaltyschiessen. Es wird zur Beute des zweifachen Weltmeisters Uruguay. Die Südamerikaner jubeln und feiern ihren Winkelried Suarez, während Ghana und mit ihm ein grosser Teil der Fussballwelt trauert.

Suarez ist immer noch dabei

Nun kommt es in Katar im abschliessenden Gruppenspiel wieder zu einer Art K.-o.-Duell. Im Kampf um die Achtelfinals hilft Uruguay in jedem Fall nur ein Sieg, Ghana sollte auch gewinnen, um nicht vom Resultat des Parallelspiels Portugal – Südkorea abhängig zu sein.

Wieder mit dabei ist der Hauptdarsteller von einst, Luis Suarez. Natürlich wurde er vor der Partie auch zu seiner Einschätzung der Szene 2010 befragt. Seine Antwort:

«Ich entschuldige mich nicht dafür. Ich habe ein Hands begangen, aber der Ghanaer hat einen Penalty verschossen, nicht ich.

Ich könnte mich vielleicht entschuldigen, wenn ich Rot für ein Foul erhalten hätte, bei dem ich einen Gegenspieler verletzt hätte. Aber in dieser Situation habe ich Rot in Kauf genommen und der Schiedsrichter hat Penalty gegeben. Dass er ihn verschossen hat, liegt nicht an mir.»

«Das werden wir nie vergessen»

Stichhaltige Argumente, die der «Beisser» vorträgt. Ein Fussballspiel funktioniert nur, wenn es Regeln gibt. Suarez hat sie bewusst übertreten und die Konsequenzen getragen. Ohne ihn verlor Uruguay den Halbfinal.

Aber der Fussball lebt eher selten von besonnen geführten Diskussionen, dafür umso öfter von Emotionen. «Der dramatische Vorfall tat so weh, dass die meisten Afrikaner heute noch den Schmerz in sich tragen, als Kontinent den Halbfinal so knapp verpasst zu haben», schrieb das Portal Ghanaweb.

Fans aus Senegal und Kamerun hätten ihm gesagt, Ghana müsse am Freitag für ganz Afrika gewinnen, berichtete der Reporter des Portals aus Doha. «Was Uruguay uns damals in Südafrika angetan hat, werden wir nie vergessen», hätten sie ihm gegenüber betont.

Ghana supporters celebrate after Ghana won the World Cup group H soccer match against South Korea, at the Education City Stadium in Al Rayyan, Qatar, Monday, Nov. 28, 2022. (AP Photo/Ebrahim Noroozi)
Ghanas Fans feiern in Katar den 3:2-Erfolg gegen Südkorea.Bild: keystone

Afrikanisches Duo ist bereits weiter

Die Spieler hingegen betonen, sich nicht zu sehr mit der Vergangenheit aufhalten zu wollen. André Ayew, damals gesperrt, ist das einzige Kadermitglied, das in Katar noch dabei ist. «Wir haben ein Spiel, in dem wir Punkte benötigen, um weiterzukommen», sagte der 32-Jährige trocken.

Afrikas Fussball wartet weiter darauf, dass erstmals eine Nation den WM-Halbfinal oder noch mehr erreicht. 2014 blieben Nigeria und Algerien in den Achtelfinals hängen, 2018 schieden alle fünf Vertreter des Kontinents schon in der Gruppenphase aus. Nun haben sich Senegal und Marokko für die K.-o.-Phase qualifiziert, und Ghana mit Goalie Lawrence Ati Zigi vom FC St.Gallen würde sich nur zu gerne dazugesellen. Uruguays Luis Suarez möchte das verhindern – völlig egal, ob mit Toren oder mit einem Hands.

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