Sport
Fussball

FC Lugano: Boss Joe Mansueto bezahlt 16 Mio. Fr. für ein Edel-Stadion

FC Lugano neues Stadion
So soll das neue Stadion aussehen.Bild: fc lugano

Der reiche Onkel aus Amerika spendiert dem FC Lugano ein «Boutique-Stadion»

Der FC Lugano will ein Edel-Stadion und passt deshalb die Pläne für den Neubau an. Das 16-Millionen-Franken-Investment soll die aufstrebenden Tessiner langfristig stärken. Die Rechnung übernimmt der US-Milliardär Joe Mansueto.
11.05.2023, 12:3611.05.2023, 12:36
Dominic Wirth / CH Media
Mehr «Sport»

Wer in diesen Tagen aus der Deutschschweiz durch den Gotthard reist, um dort einer Pressekonferenz des FC Lugano beizuwohnen, dem werden dort Kopfhörer gereicht – Simultanübersetzung für die Gäste aus dem Norden. Die Tessiner wollen gehört und verstanden werden, sie sind die aufstrebende Kraft im Schweizer Fussball.

Die Pläne, die der Klub an diesem Tag präsentiert, unterstreichen das nochmals. Martin Blaser heisst der Mann, der diese Pläne vorstellt, er hat im Schweizer Sport schon so einiges vermarktet und verkauft. Seit August 2021 ist es der FC Lugano. Und der soll 2026 in ein neues, hochmodernes Stadion ziehen, klein, aber äusserst fein, «ein Boutique-Stadion», sagt Blaser, der Marketingprofi; den Begriff hat er sich aus der Hotellerie geliehen.

Die Rechnung übernimmt Milliardär Joe Mansueto

Dass ein neues Stadion das in die Jahre gekommene Cornaredo ersetzen soll, ist schon länger bekannt. Das Stimmvolk hat im November 2021 ein 374-Millionen-Projekt gutgeheissen, zu dem ein Fussballstadion für 10'000 Zuschauer gehört, eine Mehrzweckhalle, Wohnungen, Büros.

Der Besitzer des FC Lugano Joe Mansueto posiert an der Seepromenade, am Mittwoch, 25. Mai 2022, in Lugano. (KEYSTONE/Ti-Press/Alessandro Crinari)
Joe Mansueto bei einem Besuch im Tessin.Bild: keystone

Boutique sollte das alles nicht werden, eher etwas à la Thun – die dortige Stockhorn-Arena diente als Vorbild. Aber Thun reicht Lugano nicht mehr. 65 Verbesserungen will Blaser anbringen, erarbeitet von namhaften Experten. Die beginnen im Bauch des Stadions, bei den Garderoben etwa, und enden im Hospitality-Bereich, wo von Räumlichkeiten über Catering bis zu den Sitzen alles höchsten Ansprüchen genügen soll.

Wer ein normales Stadion bestellt hat und dann die Luxus-Variante will, der bekommt auch eine höhere Rechnung. In diesem Fall heisst das: plus 12,7 Millionen für das Stadion – bei ursprünglichen Baukosten von 100 Millionen – und weitere 3,7 Millionen für die digitale Transformation des Klubs. Es soll eine neue Website geben und Apps, Schlagwort: interaktives Stadion.

Aber eben, macht 16,4 Millionen Franken zusätzlich, die irgendjemand bezahlen muss. Das übernimmt Joe Mansueto, der US-Milliardär, dem der Klub gehört. «Ich möchte nicht übertreiben», sagt Blaser, «aber das ist ausserordentlich». Er meint das Investment und seine Bedeutung, für Lugano und den Schweizer Fussball. Und wagt die Prognose, dass etwas Ähnliches nicht mehr passieren werde.

Das ist ein mutiger Blick in die Kristallkugel. Aber das «Progetto FC Lugano 2029» – unter diesem Titel laufen die Millioneninvestitionen – ist ein weiterer Nachweis dafür, wie ernst es Mansueto mit Lugano ist.

Erfolgreiche Mansueto-Ära

Als der Amerikaner, der in der Finanzindustrie reich geworden ist und auch den amerikanischen MLS-Klub Chicago Fire besitzt, den FC Lugano übernahm, hatte der einen schwierigen Sommer hinter sich. Seine Existenz stand auf dem Spiel. Doch dann kam Mansueto. Sein Sportdirektor in Chicago, Georg Heitz, der früher in Basel tätig gewesen war, hatte ihm den Klub schmackhaft gemacht.

Jetzt, nicht einmal zwei Jahre später, hat der Klub den Cup gewonnen und steht wieder im Final; in der Meisterschaft mischt er im Rennen um Platz zwei mit. Er hat namhafte Fussballer wie Nationalspieler Renato Steffen verpflichtet. Möglich ist das dank dem Geld aus den USA. In der Saison 2021/22 hat Lugano 28 Millionen Franken eingenommen, davon sind fast 21 Millionen als sonstige betriebliche Erträge verbucht. Sie kommen grösstenteils von Mansueto.

Lugano bejubelt den Cupsieg, im Schweizer Fussball Cup Final zwischen dem FC Lugano und dem FC St. Gallen, am Sonntag, 15. Mai 2022, im Stadion Wankdorf in Bern. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Gruppenfoto mit Pokal: Lugano feiert den Cupsieg 2022.Bild: keystone

Da und dort wird Lugano auch wegen dieser Ausgaben als neuer Gegenspieler des Dominators YB gehandelt. CEO Blaser will davon nichts wissen. Man wolle sich innerhalb der natürlichen Grenzen bewegen. Und die sind im Tessin eng, das zeigt der Zuschauerschnitt. Er beträgt enttäuschende 3373 pro Heimspiel, trotz aller Erfolge.

Es ist ein Thema, das Blaser nicht mag. Er verweist auf die 350'000 Einwohner im Kanton, die nahen Serie-A-Klubs und sagt, längerfristig wolle man dank dem neuen Stadion 6000 bis 7000 Zuschauer anziehen, für Sponsoren attraktiver werden, Namensrechte und Logen verkaufen. Fünf bis sechs Millionen Franken zusätzliche Einnahmen soll das neue Stadion dem Klub, der als Mieter einzieht, bringen – und ihn weniger abhängig von neuen US-Millionen machen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball
1 / 53
Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball
Saison 2024/25: Zum ersten Mal seit elf Jahren und erst zum zweiten Mal in der Klubgeschichte schafft es der FC St.Gallen in einen europäischen Wettbewerb: Dank dem 2:1-Auswärtssieg in der Türkei bei Trabzonspor qualifizieren sich die Ostschweizer für die Conference League.
quelle: imago/seskim photo tr / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
E-Scooter wird mit 94km/h geblitzt – was danach passiert ist pures Kino
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
McHunt
11.05.2023 12:44registriert Januar 2023
2026, so schnell kann das also gehen (Aarau, Zürich).
504
Melden
Zum Kommentar
avatar
SpitaloFatalo
11.05.2023 15:01registriert März 2020
Geografisch ein wichtiger Verein für die Schweiz, der endlich ein Stadion bekommt.
440
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tsherish De Love aka Flachzange
11.05.2023 15:08registriert September 2020
Sieht gut aus. Wäre auch eine gute Option für das eine oder andere Länderspiel
293
Melden
Zum Kommentar
10
    Arno Del Curto verzichtet auf die WM mit Österreich
    Roger Bader, seit 2016 österreichischer Nationaltrainer, muss bei der WM ohne seinen Kult-Assistenten Arno Del Curto auskommen.

    Seit dem Wiederaufstieg haben die Österreicher dreimal hintereinander den Klassenerhalt geschafft und sind von einem Lift-Team zur konstanten Grösse auf höchstem WM-Niveau geworden. Vor einem Jahr gelang mit dem 10. Schlussrang die beste Klassierung in diesem Jahrhundert mit einem Sieg gegen Finnland und Punktgewinnen gegen Kanada und die Schweiz.

    Zur Story