Fussball-Italien verharrt seit dem Playoff-Desaster gegen Nordmazedonien im Tal der Tränen. Der viermalige Titelträger ist nach 2018 zum zweiten Mal in Folge nicht für die WM qualifiziert – schier undenkbar und unwirklich. Und ganz scheint sich die stolze Fussballnation, immerhin amtierender Europameister, mit dem bedrückenden Schicksal noch nicht abgefunden zu haben: Italienische Medienberichte schüren am Donnerstag gar die leise Hoffnung, die «Squadra Azzurra» könne nun doch in Katar dabei sein.
Dies hängt offenbar mit der Qualifikation des Iran zusammen, der sich sein WM-Ticket am Dienstag durch einen 2:0-Sieg gegen den Libanon sicherte. Eigentlich. Sportlich mag der Erfolg einwandfrei gewesen sein, doch hatte sich im Vorfeld der Partie ein veritabler Skandal ereignet. 2000 Frauen war - gültigen Eintrittskarten zum Trotz – der Eintritt in das Stadion in Maschhad verwehrt worden, anschliessende Proteste sollen gewaltsam niedergeschlagen worden sein.
Der Iran macht sich offenbar bereits auf das schlimmste Szenario gefasst. Von der FIFA und dem asiatischen Fussballverband habe man «besorgniserregende Nachrichten», twitterte Verbandsmitglied Mehrdad Seradschi am Mittwoch.
Today the security forces attacked women with pepper spray. Because of being banned from entering to stadium in Mashhad-iran, they were peacefully protesting. FIFA must condemn this gender apartheid and take action rather than accepting the lies from our government.#letUsTalk pic.twitter.com/mXaR1o3Zox
— Masih Alinejad 🏳️ (@AlinejadMasih) March 29, 2022
Ganz unbegründet scheint seine Sorge nicht, war der iranische Fussballverband von der FIFA doch schon 2019 nach einem ähnlichen Vorfall gewarnt worden. Dem Land könnte im ungünstigsten Fall nun der WM-Ausschluss drohen - und das in der Weltrangliste am höchsten klassierte Land würde daraufhin nachrücken, spekulieren die übereinstimmenden Meldungen. Dann würde Italien, im Ranking gegenwärtig auf Platz sechs, nachträglich einen Startplatz erhalten.
Bei aller aufkeimenden Zuversicht: Dem Realismus sollte die italienische Perspektive freilich nicht abschwören. Dass sich die Fifa einer solch rigorosen Massnahme bedient, steht nicht zu erwarten. In der WM-Historie ist bis anhin noch keine qualifizierte Nation ausgeschlossen worden. Zudem dürften derartige politische Themen im Weltverband trotz gegenteiliger Bekundungen keinen allzu übergeordneten Stellenwert geniessen – schliesslich findet die diesjährige Turnier-Ausgabe in Katar statt. Bei weitem kein Vorzeigeland, wenn es um Frauenrechte geht.
Wenn dann sollte man doch konsequent sein und die WM gleich ganz streichen.