Auch nach dem zweiten EM-Spiel der Nati diskutiert die Schweiz lebhaft über die Berichterstattung von SRF aus Deutschland. Genauer: über den stimmgewaltigen Kommentator Sascha Ruefer.
In den sozialen Medien wie auch in den Zeitungsspalten halten sich Befürworter und Gegner des 52-jährigen Grenchners in etwa die Waage. Das widerspiegelt sich auch in Zeitungs-Headlines:
Selbst innerhalb des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) ist Ruefer ein Dauerthema. Laut Recherchen von CH Media versuchten Verbandsfunktionäre, bei SRF darauf einzuwirken, dass Ruefer sein «Deutungsmonopol über die Nati» verliert.
In der Hitze des Gefechts sind in den vergangenen Tagen und Wochen bereits erste Boykott-Aufrufe aufgetaucht – oder aus der Politik solche zur Fahnenflucht, wie man via deutsche oder österreichische TV-Sender Schweizer Nati-Spiele ohne Kommentare von Sascha Ruefer geniessen kann.
Doch es geht auch einfacher. Wer die Nati-Spiele im zweiten Tonkanal schaut, erhält das Fernsehbild von SRF in die Stube geliefert, jedoch ohne Kommentar von Sascha Ruefer. In der Pause analysieren dennoch SRF-Fussballexperte Beni Huggel und Sportmoderator Rainer Maria Salzgeber das Spiel.
Dass man Sascha Ruefer per Fernbedienung stummschalten kann, ist keine Reaktion auf die Kritik an ihm. Hintergrund ist vielmehr ein Schritt hin zu mehr Inklusion.
SRF bietet für Blinde und Menschen mit Sehbehinderungen bei Liveübertragungen der Fussball-Nati eine ausführlichere, akustische Beschreibung der Partie an. Wie früher am Radio. Nun aber mit Bewegtbild.
Kommentieren tun dabei nicht SRF-Mitarbeitende. Die sogenannte Audiodeskription in hochdeutscher Sprache wird von einem externen Anbieter eingekauft, wie es beim Fernsehen auf Anfrage heisst.
Fussball begeistere regelmässig ein Millionenpublikum, begründet SRF den Angebotsausbau. Deshalb sei es «naheliegend, hier mit der Live-Audiodeskription von Sportanlässen zu beginnen». In Zukunft solle das Angebot auf weitere Sportarten und Wettkämpfe ausdehnt werden.
Bizarr mutet an, dass der Streaming-Sender Sky, der die Bilder von SRF übernimmt, den «Inklusionskommentator» laufen lässt und nicht Ruefer. Heisst: Wer nicht SRF 2 einschaltet, sondern wie mancher Fussball-Fan reflexartig den Fussballsender Sky, wozu auch viele Bars gehören, der sieht zwar SRF inklusive die Analysen vor und nach dem Spiel. Während der 90 Spielminuten hört er aber nichts von Ruefer.
Beim Spiel gegen Schottland ging aber etwas schief: Einige wenige Minuten war Ruefers laute Stimme zu hören. Dann war er plötzlich weg und die sonore Inklusionsstimme übernahm. Sky beteuert, das sei nicht gegen Ruefer gerichtet, man übernehme das Signal einfach direkt von SRF. Dieses hat offenbar das Inklusionssignal geliefert.
Kein Auge für Abseits. Ob ein Spieler nun Embolo oder Mbabu heisst spielt auch keine Rolle (weil ist ja das gleiche oder). Namen falsch aussprechen. Statt einfach weiter kommentieren lieber 10 Minuten darüber aufregen, dass Rodriguez einen Penalty schiessen darf und ihn dann versemmelt... Die Liste ist endlos.
DAS sollten die Gründe sein.
Als (glaube ich) letztes Jahr eine Frau im ZDF das CL-Finale kommentierte, wurde sie aufgrund ihrer Inkompetenz von den Deutschen komplett zerrissen...