Es wäre wieder mal an der Zeit gewesen in Basel: Dass es einfach mal wieder um Fussball geht. Um das, was auf dem Platz geschieht. Und dass das, was daneben seit Wochen – und vor allem in der vergangenen Woche – passiert ist, so gut wie möglich ausgeblendet wird.
Doch die Vorzeichen dafür waren eigentlich zu schlecht, als dass dies hätte klappen können. Denn Besitzer Bernhard Burgener hatte öffentlich in diesem Spiel eine Reaktion gefordert. Man müsse ein Zeichen setzen in einer Rückrunde, die alles andere als so verlaufe, wie man sich das vorgestellt habe. Burgener nahm dabei das Team und den Trainer gleichermassen in die Pflicht – und setzte damit alle unter Druck.
Aber damit nicht genug. Denn dass ausgerechnet an diesem Ostermontag Valentin Stocker erstmals seit dem 2:6 gegen Winterthur und seiner darauf folgenden Beurlaubung wieder im Kader steht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Ausgerechnet dann, wenn das Team liefern muss – notabene gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten aus Vaduz – kann Trainer Ciriaco Sforza nicht auf seinen eigentlichen Captain verzichten.
Man ist fast bemüht zu sagen, dass man so den Fokus unweigerlich auf den Platz lenken wollte. Weg von einer Trainerfrage, weg von den Chaos-Tagen. Dass dann auch noch ausgerechnet Stocker – tatsächlich mit der Captainbinde am Arm – jener Basler ist, der durch seine Präsenz und Aufsässigkeit Denis Simani zu einem Eigentor und dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich zwingt: Es passt.
Aber: Es reicht eben auch nicht. Es ist zu wenig, um dieses Spiel zu gewinnen. Und es ist zu wenig, um Ruhe nach Basel zu bringen. Denn in diesem Spiel verschärft sich die Situation des FC Basel vielmehr. Die düsteren Zeiten, sie gehen weiter. Die präsidial geforderte Reaktion, sie bleibt aus. Denn der FC Basel verliert am Ende mit 1:2. Er tut das verdient, weil er zwei Tore nach stehenden Bällen kassiert.
«Das kann ich nicht akzeptieren», sagt Sforza nach dem Spiel. Beim ersten Gegentreffer steht Joel Schmied komplett frei. Silvan Widmer, Arthur Cabral und Fabian Frei bilden zwar ein Dreieck um ihn herum. Eingegriffen wird aber von keinem. Und auch beim zweiten Gegentreffer, der erst in der 93. Minute fällt, ist mit Ricky van Wolfswinkel ein Basler zu weit weg und gewährt zu viel Platz.
So steht es am Ende 1:2. Der FCB kassiert Niederlage Nummer 11 und beschliesst mit dieser das dritte Quartal. Nur noch neun Spiele stehen an, und die Basler stehen aktuell auf Rang 5 der Tabelle. Vor diesem Spieltag waren die Basler einen Platz weiter oben rangiert. An negativen Schlagzeilen übertrifft dies nur noch der Fakt, dass es in der 18. Minute noch zu einem Rassismus-Skandal kommt, als Aldo Kalulu als «Bananenpflücker» beschimpft wird. Es ist ein weiterer Nebenschauplatz, der Unruhe hereinbringt.
Die Ruhe selbst ist dafür Ciriaco Sforza. Obschon er es erneut verpasst hat, eine Reaktion als Trainer und mit seinem Team zu zeigen, sagt er, angesprochen auf seine Zukunft: «Ich befürchte keine Konsequenzen für mich, weil ich mein Bestes gebe.» Dieses Beste reicht aber nicht dafür, die Mannschaft zum Sieg zu coachen. Zwar sprechen sowohl Sforza als auch Fabian Frei davon, dass der Trainer das Team noch erreiche.
Aber phasenweise wirkt das, was der FCB auf dem Platz kreiert, genau wie das Gegenteil. Die Basler zeigen zwar mehr Einsatz und Leidenschaft als in diversen Spielen zuvor – spielerisch aber sind sie schwach. Und ohne den erneut überragenden Heinz Lindner hätte der FCB den zweiten Gegentreffer schon viel früher kassiert. Am Ende ist aber auch er machtlos.
Der FCB schlittert also auch sportlich tiefer und tiefer in die Krise. Und man fragt sich langsam, wo und wie das alles irgendwann enden soll.
Noch deutlicher kann er sich selber nicht als absolute Fehlbesetzung outen. Die Überforderung ist an allen Ecken und Enden spürbar.
Habe Anfang Saison geschrieben, dass Sforza der geeignete Trainer ist um im Mittelfeld der Challenge League mitzuspielen. Dass es jedoch bereits diesen Sommer so weit sein könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten.
You dreamer, du! Das wäre schön, wenn in der Arbeitswelt niemand Konsequenzen befürchten müsste, der sein Bestes gibt, aber diese Idylle gibt es nur noch selten, und mit Sicherheit nicht im Profifussball.