Inka Grings sagt klipp und klar: «Ich mache mir keine Gedanken um meinen Job.» Es ist der Tag vor dem Nations-League-Spiel der Schweiz in Córdoba gegen Spanien. Grings erklärt in einer Medienkonferenz, wie ihr Team gegen die Weltmeisterinnen irgendwie dagegenhalten möchte. Auch wenn seit dem Sieg des WM-Titels und dem Kuss des ehemaligen Verbandspräsidenten Luis Rubiales mit Jennifer Hermoso in Spanien Chaos herrscht, zeigten die Nationalspielerinnen am Freitag, dass sie noch immer weltmeisterlich kicken können.
In der Neuauflage des WM-Halbfinals gegen Schweden überzeugten sie mit einem 3:2-Sieg. Bei diesen Vorzeichen wäre alles andere als eine deftige Niederlage für die Schweiz in Spanien eine Sensation, zumal mit Ramona Bachmann die beste Offensivspielerin verletzt fehlt. «Es wäre vermessen in unserer Situation, wenn wir davon reden würden, dass wir gegen Spanien gewinnen», stellt Grings fest.
Dabei bräuchte die Nationaltrainerin endlich gute Ergebnisse. Seit sie Anfang Jahr die Geschicke des Nationalteams übernommen hat, siegte die Schweiz in elf Spielen nur ein einziges Mal: beim WM-Auftakt gegen die Philippinen. Insbesondere die Offensive hat sich als Problemzone herauskristallisiert. Nur acht Tore erzielten die Schweizerinnen, fünf davon gegen Sambia und die Philippinen. Gegen bessere Gegnerinnen fehlt es derzeit an der offensiven Qualität.
Das wurde auch am Freitag gegen Italien offensichtlich, als die Schweiz nicht die schlechtere Equipe war, aber mit 0:1 verlor. Nur in den letzten zwanzig Minuten schafften es die Schweizerinnen Druck aufzubauen, davor taten sie sich lange schwer, überhaupt Chancen zu kreieren. Die Heimpartie gegen Italien war auf dem Papier die leichteste Aufgabe in dieser Nations League, wo die Schweiz in die Hammergruppe gelost wurde. Die Chancen auf Tore und Punkte gegen Spanien und Schweden sind nach diesem Auftritt sehr klein.
Dennoch macht Inka Grings gute Miene zum bösen Spiel. «Wir sind in einer Entwicklungsphase und ich sehe eine Entwicklung», sagt sie. «Die Spielerinnen arbeiten fleissig. Wir glauben an das, was wir tun.» Tatsächlich will Grings in der Nations League im Hinblick auf die Heim-EM 2025 auch jungen Spielerinnen eine Chance geben. So debütierten gegen Italien Smilla Vallotto und Alayah Pilgrim.
Doch Inka Grings macht sich als Nationaltrainerin auch wegen Personalentscheiden, die bei einigen Führungsspielerinnen nicht nur gut ankommen dürften, immer wieder angreifbar. Mit dem Verzicht auf Rekordnationalspielerin und Rekordtorschützin Ana-Maria Crnogorcevic für diesen Zusammenzug machte sie eine neue Baustelle auf. Zunächst begründete Grings, dass Crnogorcevic eine Pause brauche und sich auf ihren neuen Klub Atlético Madrid konzentrieren soll. Doch die Spielerin verstand den Entscheid nicht. Vieles deutet nun auf einen Machtkampf zwischen der Trainerin und der Führungsspielerin hin.
Bereits vor der WM hat Grings einige Nationalspielerinnen vor den Kopf gestossen, weil sie nicht verstehen konnten, dass mit Riola Xhemaili das grösste Schweizer Toptalent nicht mit an die WM durfte. Zudem setzt die ehemalige Trainerin des FC Zürich auffällig oft auf ihre ehemaligen Klubspielerinnen. Und auch in Sachen Taktik soll es innerhalb des Teams zu Kritik gekommen sein. Offensichtlich wurde dieses Unverständnis im WM-Gruppenspiel gegen Neuseeland als Ramona Bachmann und Ana-Maria Crnogorcevic ratlos reagierten, als Géraldine Reuteler ausgewechselt wurde.
Ausgerechnet in diese heiklen Phase kommt es für die Schweiz nun zur Neuauflage des WM-Achtelfinals in Auckland, das in einem Debakel endete. Die Schweizerinnen waren in jener Partie am 5. August absolut chancenlos und verloren mit 1:5. «Spanien war für uns eine Nummer zu gross», sagt Grings. «Nichtsdestotrotz werden wir diesmal versuchen, über uns hinauszuwachsen und alles in die Waagschale werfen. Wir brauchen einen sehr guten Tag, Spanien einen sehr schlechten.» Eine Sensation gegen die Weltmeisterinnen wäre für Inka Grings das beste aller Argument gegen die wachsende Kritik an der Nationaltrainerin. (aargauerzeitung.ch)
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