Am Ende weiss er sich nur noch mit den Händen zu helfen. Als Basels Stürmer Thierno Barry im Spiel gegen Tobol Kostanay auf der Torlinie steht und ein Kopfball auf dem Weg ins Tor ist, verhindert er den Gegentreffer im Stile eines Goalies. Der Schiedsrichter zeigt dem Franzosen die Rote Karte, es ist im zweiten Einsatz Barrys für den FCB der zweite Platzverweis. In den Katakomben bricht die Wut aus ihm hinaus. So hat er sich seinen Start in der Schweiz nicht vorgestellt.
Dabei hat der 20-Jährige in der ersten Halbzeit noch gezeigt, wofür ihn Basel geholt hat. Mit einem Distanzschuss bringt Barry sein Team in der 25. Minute in Führung. Ein erstes Mal darf er im rotblauen Trikot jubeln, danach küsst der Neuzugang gleich das Vereinslogo auf seiner Brust.
Unter anderem aufgrund seiner technischen Stärke und der sehr guten Ballbehandlung bezeichnete Sportdirektor Heiko Vogel Barry bei dessen Vorstellung als «absolute Wunschlösung» für den Sturm. 3 Millionen Euro bezahlte der Klub vom Rheinknie für den Spieler, der in der letzten Saison beim belgischen Zweitligisten Beveren mit 20 Toren in 31 Ligaspielen beeindruckte. Zuvor hatte Barry in der zweiten Mannschaft von Sochaux gespielt, als Junior gehörte er lange dem SC Toulon in der Nähe von Marseille an.
Auch aufgrund des Körperbaus des 1,95 m grossen Stürmers freute sich der FCB, die vielen Konkurrenten um eine Verpflichtung ausgestochen zu haben. Barry selbst sagte: «Wenn der FC Basel dich will, kann man fast nicht ablehnen.» Der junge Offensivspieler, der seine Schnelligkeit und seinen Willen, Tore zu schiessen, als Stärken bezeichnet, sieht den FCB als perfekten Klub, um sich weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt zu machen. Hier wolle er Titel gewinnen und den Durchbruch schaffen, wie es beispielsweise schon Mohamed Salah getan hat.
Die von Vogel gelobte Physis setzte Barry in seinen ersten beiden Spielen jedoch etwas ungeschickt ein. Und so ist die Wunschlösung bisher eher der Unglücksrabe. Beim Super-League-Auftakt in St.Gallen tritt er beim Stand von 1:1 einem Gegenspieler bei einem harten Einsteigen auf den Fuss und sieht dafür die zweite Gelbe Karte. Der FCB verliert noch 1:2.
Am Donnerstagabend verschuldet er dann bereits vor seinem Handspiel einen Penalty, weil er sich im Zweikampf stümperhaft verhält und den Angreifer fällt. Nach Barrys Platzverweis wird aus einer 1:0-Führung für die Gastgeber eine 1:3-Niederlage gegen Aussenseiter Tobol.
Doch Angst haben, einen unfairen Spieler verpflichtet zu haben, muss der FCB nicht. Barry holte in vor dieser Saison 55 Spielen zwar 13-mal Gelb, doch wurde er nie vom Platz gestellt. Es darf also als unglücklicher Zufall angesehen werden, dass dies nun innerhalb weniger Tage gleich zweimal der Fall war.
Will Barry die grossen Ziele, die er sich beim FCB gesteckt hat, erreichen, muss er sich in seinem Zweikampfverhalten dennoch verbessern. Zeit hat er in den nächsten anderthalb Wochen genug, die Spiele gegen Winterthur und in Kasachstan verpasst er gesperrt. Ab der dritten Super-League-Runde mit dem Spiel bei den Grasshoppers kann Barry dann wieder zeigen, was in ihm steckt.