Saudi-Arabien mischt aktuell die Fussballwelt auf. Egal, welcher Spieler aktuell mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird, ein Team von der arabischen Halbinsel zählt fast immer zu den Interessenten. Knapp 220 Millionen Euro investierten die Klubs aus der Saudi Pro League bislang in Neuzugänge in diesem Sommer, hinzu kommen noch die unglaublich hohen Spielergehälter. Doch damit soll noch lange nicht Schluss sein.
Das neueste Objekt der Begierde von Al-Hilal ist seit kurzem der französische Superstar Kylian Mbappé. Für die Dienste des Franzosen ist der Klub, der in der Hand des saudischen Staatsfonds PFI liegt, bereit, 300 Millionen Euro Ablöse an Paris Saint-Germain zu zahlen. Zusätzlich soll der Weltmeister von 2018 für ein Jahr 700 Millionen Euro Gehalt beziehen. Ob der Stürmer sich für einen Wechsel nach Saudi-Arabien entscheidet, ist aktuell noch offen.
Doch dies soll noch lange nicht das Ende sein. Wie CBS-Journalist Ben Jacobs berichtet, will die Regierung Saudi-Arabiens ihren Klubs bis 2030 19,7 Milliarden Euro für Transfers zur Verfügung stellen.
The Ministry of Sport have allocated £17bn on Saudi Pro League transfers between now and 2030.💷 pic.twitter.com/pVUzCwEnj5
— Ben Jacobs (@JacobsBen) July 24, 2023
Vor den Gerüchten um Kylian Mbappé sollen sich die Saudis auch bereits mit seinem Teamkollegen Neymar beschäftigt haben. Der Brasilianer wird auch in Zukunft ein Transferziel bleiben. Genauso wie der Kroate Luka Modric. Dieser verlängerte in diesem Sommer zwar seinen Vertrag bei Real Madrid erneut um ein Jahr bis 2024 und entschied sich gegen einen Wechsel zu Al-Hilal, welcher ihm knapp 180 Millionen Euro eingebracht hätte. Doch der Weltfussballer von 2018 soll genauso wie Robert Lewandowski ganz oben auf der Liste der Transferziele für den Sommer 2024 stehen.
Viele Fussball-Fans und auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin fühlen sich durch die aktuelle Transfer-Offensive der Saudis an den Aufschwung der Chinese Super League zwischen 2015 und 2020 erinnert. Doch dieser Vergleich ist unpassend, wie Robert Bauer, ehemaliger Spieler von Werder Bremen, sagt: «Die Leute in Europa verstehen nicht, dass die Fussballkultur in Saudi-Arabien grösser ist als in China. Vor ein paar Jahren war China im Vormarsch und hat mit hohen Gehältern alternde Profis aus Europa geholt. Fussball in Saudi-Arabien ist gross. Die Vereine hier bestehen schon seit über 50 Jahren. Da ist definitiv eine Fan- und Vereinskultur gegeben.» Bauer wechselte in diesem Sommer ebenfalls in die Saudi Pro League zu Al-Tai.
Auch James M. Dorsey, Experte für Fussball in Nahost, sieht das Projekt in Saudi-Arabien anders als das der Chinesen. Dorsey bezeichnet gegenüber der «Sportschau» Saudi-Arabien als «Machtzentrum» im asiatischen Fussball. Al-Hilal ist beispielsweise schon vor dem Transfer-Aufschwung in diesem Jahr Rekordsieger der asiatischen Champions League. Diese Erfolge sieht Dorsey als «eine gute Startbasis» und «das unterscheidet Saudi-Arabien von China».
Ceferins grösster Kritikpunkt ist die ihm fehlende Nachhaltigkeit im Konstrukt der Saudis. Transfers von zumeist alternden Fussball-Stars würden auf Dauer keinen Erfolg bringen und man sollte eher in den Nachwuchs investieren. Doch die Verantwortlichen haben nun bereits angekündigt, auch in die Förderung der Jugend und der unteren Ligen investieren zu wollen. Die Suche nach Trainern und Spielern zur Stärkung der zweiten und dritten Liga soll bereits im Gange sein.