Es sind zwei klare Ansagen, die David Degen im Interview vom Donnerstag mit CH Media macht. Erstens: «Der St.Jakob-Park ist für uns nicht finanzierbar. Ich würde aus dem Stadion ausziehen. Sofort.» Der Präsident des FC Basel spricht davon, dass der Klub im besten Fall ein eigenes Stadion hätte oder dass das Stadion an den Kanton übergehe und dieser es dem FCB zu einem moderaten Preis vermieten sollte.
Und Zweitens: «Die kantonalen Mühlen mahlen etwas sehr langsam. Es braucht schnellere Entscheidungen zugunsten einer guten Lösung.» Wie weit man sei in puncto Finanzierung des 50-Millionen-Franken-Sanierungsprojekts namens «Stadion+», welches durch die öffentliche Hand gestemmt werden soll und bei dem sich der FCB mehr Tempo wünscht, sagt Degen nur: «Das müssen Sie die Politik fragen.»
Die Politik in Stadt und Land zeigt sich überrascht über die Tonalität und die Deutlichkeit. «Ich habe viel Verständnis für die Problematik für den FCB. Was ich aber ein No-Go finde, ist die Unterdrucksetzung in der Öffentlichkeit», sagt Jo Vergeat, Grossrätin Basel-Stadt.
Ähnlich klingt es bei Thomas Gander, Grossrat und Mitglied der Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission: «In der Politik wird viel Goodwill für den FCB gezeigt. Eben erst wurden 600'000 Franken für die Lichtanlage gesprochen und 12 Millionen für die Frauen-Fussball-EM. Dabei darf man auch nie vergessen, dass der FCB ein privat geführter Klub ist und das Stadion eben nicht den Kantonen gehört. Diese sind grundsätzlich nicht in der Pflicht.»
Den Vorwurf der langsam mahlenden Mühlen will Landrat Peter Riebli nicht gelten lassen: Das Projekt «Stadion+» «wurde im Parlament noch gar nicht besprochen. Das wird den Kantonen voraussichtlich 2024 unterbreitet.» Und auch der Basler Grossrat Mahir Kabakci sagt: «In unserem politischen System müssen diese unterschiedlichen Stufen und Prozesse eingehalten werden; das kann länger dauern als in anderen Ländern. Dafür haben wir eine demokratische Legitimation.»
Doch wie steht es um die Ideen und Lösungen für den Problemfall St.Jakob-Park? Wollen die Kantone die Sanierung mitfinanzieren? Oder ergibt eine Übernahme durch den Kanton Sinn, wie es Degen anregt?
«Die öffentliche Hand muss einen Beitrag leisten, weil der FCB eine Institution mit grosser Bedeutung und Strahlkraft für die Region ist», so Landrat Jan Kirchmayr. Über die Höhe der Summe sowie die Verteilung zwischen den Kantonen müsse man diskutieren. Für Kirchmayr muss eine finanzielle Beteiligung an Bedingungen geknüpft werden. Konkret: Dass das Stadion künftig nicht mehr nur für Matches zur Verfügung steht, sondern dass auch anderes stattfinden kann. Stichwort Konzerte.
Auch für Gander ist klar, dass «ohne Kantonsmittel das Stadion nicht zu stemmen sein wird. Die 50 Millionen für das Stadionprojekt liegen als Annahme bereits auf dem Tisch», so Gander. Und er geht mit Degen einher, dass es eine nachhaltige Lösung braucht. Dafür kalkuliert Gander noch mehr Geld ein: «Für ein nachhaltig finanziertes Stadion rechne ich mit 80 Millionen.»
Denn nachhaltig heisst, dass man zu den bekannten 50 Millionen zusätzlich den Erneuerungsfonds äufnen würde. Dies würde im ersten Moment zwar mehr Geld bedeuten, aber, so Gander: «Nicht vergessen darf man dabei, dass mit dem neuen Stadionprojekt Sicherheitskosten in der Grössenordnung von wohl 1 Millionen Franken pro Jahr gespart würde. Auf Grundlage einer Gesamtrechnung kann ein politscher Diskurs geführt werden. Diese 80 Millionen für beide Kantone halte ich für einen nicht unrealistischen Beitrag von der Grössenordnung her.»
Die angefragten Politiker sprechen alle davon, dass man bedacht mit Steuergeldern umgehen müsse. Weil aber, so Vergeat, «ein Konsens darüber besteht, dass die Bewirtschaftung des Stadions im jetzigen Konstrukt nicht problemfrei funktioniert», sei man dabei, mit dem FCB und der Stadiongenossenschaft Szenarien zu diskutieren.
Denn am Ende, so Kabakci, «bin ich zuversichtlich, dass von links bis rechts alle politischen Parteien sich diesem Geschäft wohlwollend widmen werden, denn der FCB liegt uns allen am Herzen.»
Um das Thema «Stadion+» und die mit der Frauen-EM zusammenhängenden Stadion-Fragen bestmöglich klären zu können, wurde eine bikantonale, parlamentarische Gruppe gegründet. Diese ist offen für sämtliche Mitglieder des Landrats sowie des Grossen Rates.
Ein Thema, das man in den Augen von Gander nicht diskutieren müsse, ist die Option, dass das Stadion an den Kanton Basel-Stadt falle. «Das ist ein Denkfehler, denn wenn das Stadion Basel-Stadt gehört, würde eine kantonsübergreifende Finanzierung wohl noch schwieriger.»
Die optimale Lösung zu finden, dürfte eine grosse Aufgabe für das neue Jahr werden. Zumindest sind sich fast alle einig, dass der FCB Unterstützung braucht. Landrat Riebli sagt als Einziger: «Primär kann es nicht die Aufgabe der Kantone sein, die Spielstätten von Profi-Fussballvereinen zu finanzieren. Vor allem unter dem Aspekt der finanziellen Situation des Kantons Baselland. Wir müssen auf jeden Rappen schauen.» (bzbasel.ch)
Volle Zustimmung!
Als Basler habe ich null Interesse daran marode Sportvereine zu sanieren. Von mir aus kann der FCB auch gerne Pleite gehen oder die Schreihälse in der Fankurve können ihr Geld da verlochen, die wollen doch immer „alles gäh für de FCBeee“…
Braucht denn ein Club auf Challengue League Niveau, der potentiell nächste Saison auch dort spielen wird, wirklich ein Stadion für 80 Millionen?