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Warum ausgerechnet Arsenal-Fans dazu aufrufen, Tottenham zu besuchen

Gunners for Peace Fans von Arsenal machen Werbung für Tottenham, weil sie gegen Ruanda sind
Arsenal-Fans schlendern vor einem grossen Plakat vorbei, das für Reisen nach Tottenham wirbt.Bild: gunners for peace

Warum ausgerechnet Arsenal-Fans dazu aufrufen, Tottenham zu besuchen

Die Rivalität zwischen den Londoner Klubs Arsenal und Tottenham Hotspur ist legendär. Darum mutet es seltsam an, dass Fans der «Gunners» nun für den Kontrahenten werben. Doch die Kampagne hat einen ernsten Grund.
23.04.2025, 11:0923.04.2025, 13:13
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Mehr als sechstausend Kilometer liegen zwischen London und Ruanda. Nur rund acht Kilometer trennt das Heimstadion von Arsenal von jenem von Tottenham.

Sind es womöglich klimatechnische Überlegungen, weshalb Arsenal-Fans von Reisen nach Afrika abraten und stattdessen empfehlen, dem Nachbarn im Norden der englischen Hauptstadt einen Besuch abzustatten? Natürlich nicht.

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Mit dem Doppeldeckerbus statt mit dem Flieger in die Ferien.Bild: keystone

Blutige Kämpfe im Kongo

Den Grund finden wir auf dem linken Ärmel des Arsenal-Trikots. Dort wirbt Ruanda mit dem Slogan «Visit Rwanda» für sich. Seit 2018 engagiert sich das Land als Sponsor des englischen Fussballklubs. Gemäss «The Athletic» kassierte Arsenal in der vergangenen Saison umgerechnet rund 11 Millionen Franken aus Ruanda.

Dieser Deal sorgt in Fankreisen für Kritik. Die Gruppierung «Gunners for Peace» verweist auf die aktuelle Situation im Herzen Afrikas, wo Ruanda eine Rebellengruppe in der Demokratischen Republik Kongo unterstützt.

Das Nachbarland wirft Ruanda vor, es wolle über die Zusammenarbeit mit der Miliz M23 Zugang zu Bodenschätzen erhalten. Zuletzt prangerte das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF an, dass im Konflikt selbst Kleinkinder vergewaltigt würden. Hunderttausende Menschen liessen ihr Hab und Gut zurück und flüchteten vor den Kämpfen.

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Der Schriftzug am Arm von Leandro Trossard.Bild: keystone

«Buchstäblich alles wäre besser»

«Arsenal ist ein grossartiger Verein. Wir haben Werte. Und deshalb muss ‹Visit Rwanda› beendet werden», schreiben die Anhänger. Man wolle nicht, dass der Klub seine Seele an den Meistbietenden verkaufe. «Wir denken, dass alles – buchstäblich alles – besser wäre.»

Und deshalb also der Aufruf an alle Arsenal-Fans: «Visit Tottenham». Der Ortsteil in Nordlondon wird mit einem Video beworben, das unweigerlich die Lust weckt, diesen bemerkenswerten Flecken Erde zu besuchen.

Arsenal-Fans rufen dazu auf, Tottenham zu besuchen

Video: twitter/gunnersforpeace

Forderung nach Vertragskündigung

Geschickt spielen die Kritiker mit der alten Rivalität, denn so kann es ihnen gelingen, dass über Ruanda und dessen Geld diskutiert wird. «Es ist offensichtlich, dass niemand von uns einen Tottenham-Schriftzug auf dem Trikot akzeptieren würde», sagte gegenüber «The Athletic» Fan-Sprecher James Turner. «Warum also Ruanda? Wo ziehen wir die Grenze?»

Turner forderte den Vorstand auf, den Vertrag mit Ruanda, der bis im Sommer 2026 gültig ist, rechtzeitig auf die nächste Saison hin zu kündigen. «Es wäre eine grossartige Botschaft, dass es Dinge gibt, die wichtiger sind als Geld», sagte er. Angesichts der erfolgreichen letzten Saisons – aktuell belegt Arsenal Rang zwei in der Premier League und steht im Halbfinal der Champions League – müsse man wohl kaum befürchten, keinen anderen Ärmel-Sponsor zu finden.

Heute Abend (21 Uhr) spielt Arsenal zuhause im Emirates Stadium gegen Crystal Palace, einen anderen Londoner Klub. Die «Gunners for Peace» haben zu dieser Partie nebst den Plakaten eine weitere Aktion geplant: Sie verteilen, als stilles Zeichen des Protests, vor dem Stadion schwarze Armbänder, die Zuschauer über das Logo Ruandas stülpen können. Eine Reaktion des Klubs ist nicht bekannt.

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Sport-Maskottchen während der Schweigeminute
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Sport-Maskottchen während der Schweigeminute
Den Blick starr nach unten gerichtet, wie es sich während einer Schweigeminute gehört.
quelle: twitter.com/mascotsilence / twitter.com/mascotsilence
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Dieser Comedian begeistert das Publikum – und das ohne ein Wort zu sagen
Video: watson
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Therealmonti
23.04.2025 11:55registriert April 2016
Bin kein Fan von Arsenal.

Aber ein Fan dieser Arsenal-Fans.
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PVJ
23.04.2025 12:21registriert Februar 2014
Die Kampagne ist m. E. richtig, sehr gut gemacht, regt zum Nachdenken an, könnte aber durchaus noch weitere Kreise ziehen.
Vorne auf den Trikots von Arsenal steht z. B. eine Werbung von Emirates, einer staatlich gesponserten Airline aus einer absoluten Monarchie. Andere europäische Spitzenteams gehören ausländischen Oligarchen, Saudis, Katarern, Chinesen. Immerhin sind keine Russen mehr darunter, aber das liegt an den Sanktionen, nicht an den „Werten“.
Die Frage nach den Grenzen ist schon richtig gestellt.
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