Seit dem Wochenende ist klar: Leicester City steigt nach dem direkten Wiederaufstieg erneut ab. Mit Southampton steht ein weiterer Aufsteiger bereits seit längerem als Absteiger fest, die «Saints» holten aus 33 Spielen gerade einmal 11 Punkte. Und der dritte Aufsteiger Ipswich hat nur noch theoretische Chancen auf einen Klassenerhalt. 5 Runden vor Schluss beträgt der Rückstand aufs rettende Ufer 15 Zähler und eine schlechtere Tordifferenz von 20 Treffern. Man muss also kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass zum zweiten Mal in Serie alle drei Aufsteiger wieder den Gang in die zweite Liga antreten müssen.
Leicester-Legende Jamie Vardy, in der Saison 2015/16 noch Meister mit den «Foxes», bilanzierte am Montagabend auf Instagram: «Wir haben als Spieler und als Verein kollektiv versagt.» Es gebe keine Worte, die «jemals meine Gefühle von Wut und Traurigkeit über den Verlauf dieser Saison ausdrücken. Es gibt keine Entschuldigungen». Leicester, das die letzte Saison noch souverän an der Spitze der Championship beendet hatte, gewann zurück im Oberhaus bisher nur vier Spiele und holte insgesamt 18 Punkte.
Der 38-Jährige war mit sieben Treffern zwar der beste Torschütze seines Teams, sein Fazit fiel dennoch harsch aus. «Diese Saison war einfach nur miserabel und für mich persönlich eine totale Blamage», so Vardy, der sich bei den Fans nach dem 0:1 gegen Liverpool für die fehlende Leistung entschuldigte. «Es tut mir leid, dass wir die Saison mit so einer Shitshow beenden.»
Während Stürmer Vardy sich und sein Team in die Verantwortung nimmt, waren Leicesters Chancen auf einen Verbleib in der Premier League schon im Vorhinein sehr klein. Das Problem liegt nämlich tiefer als nur in den Leistungen der Aufsteiger. So wird die Schere zwischen den Premier-League- und den Championship-Klubs immer grösser. Während im Oberhaus selbst die unteren Teams über 110 Millionen Pfund (rund 119 Millionen Franken) an Preisgeldern und TV-Einnahmen kassieren, muss im Unterhaus selbst der Erste mit rund einem Drittel davon leben. Dies schlägt sich selbstverständlich auch in den Kadern nieder.
Gemäss Transfermarkt beträgt der Unterschied zwischen den Marktwerten der Aufsteiger (zwischen 262,6 und 279,6 Mio. Euro) und jenem von Fulham (362 Mio. Euro), dem Team der restlichen Liga mit dem geringsten Marktwert, fast 100 Millionen Euro – und das, obwohl Fulham vier Spieler weniger im Kader hat. In der letzten Saison waren mit Sheffield und Luton zwei Teams dabei, deren Kader nicht einmal halb so viel wert war wie jenes des Klubs aus Westlondon. Dieses Handicap der Aufsteiger schlug sich nun zwei Jahre in Folge auch in den Ergebnissen nieder.
Der historische Vergleich zeigt, dass es Aufsteiger in den letzten Jahren deutlich schwerer hatten als früher. Zwar gelang 2022/23 allen dreien der Klassenerhalt, doch war dies eine Ausnahme und auch der Tatsache geschuldet, dass Nottingham, Bournemouth und Fulham allesamt Transferinvestitionen in Höhe von über 90 Millionen Euro tätigten. Wer keinen reichen Investor hinter sich hat, hat es deutlich schwerer.
Ansonsten schafften es in den fünf Saisons seit 2020/21 nämlich nur zwei Klubs, nach dem Aufstieg in der Premier League zu bleiben. In den vier vorherigen Fünfjahresperioden waren es immer mindestens acht. Nur einmal seit Gründung der Premier League im Jahr 1992 mussten alle drei Aufsteiger den sofortigen Gang in die zweite Liga antreten – nun war dies zweimal hintereinander der Fall.
Schwerwiegende Konsequenzen hat diese Problematik aber auch in der Championship. Dies liegt an den sogenannten Parachute Payments, also «Fallschirm-Zahlungen», mit denen die finanziellen Einbussen der Absteiger abgefedert werden sollen, damit den Klubs mit ihren auf die Premier League ausgelegten Budgets nicht die Insolvenz droht.
Diese sind pro Klub aber zum Teil höher als die jährlichen Prämien, welche die restlichen Klubs in der zweithöchsten englischen Liga kassieren – und werden bis zu drei Jahre lang ausbezahlt. So entsteht nicht nur zwischen Premier League und Championship eine grosse Lücke, sondern auch innerhalb der zweiten Liga. Deshalb sind es häufig dieselben Teams, die um den Aufstieg kämpfen.
Es ist ein Problem, das auch andere Länder kennen. So gewann beispielsweise in Deutschland in 15 Jahren Relegation zwölfmal der Erstligist, in den letzten elf Jahren setzte sich der Underdog gar nur einmal durch. In England ist die Problematik aufgrund der höheren Summen aber nochmal aufgeblasener – und trotzdem wollen die Premier-League-Klubs nichts von einer Lösung wissen.
Im März 2024 sollte auch auf Druck der englischen Regierung eine neue Einigung getroffen werden, durch die sich die Zahlungen der Premier League an die English Football League (EFL), von denen auch die Championship-Klubs profitieren, erhöhen würden. Es scheiterte jedoch an der Uneinigkeit zwischen den 20 Klubs über die Grosszügigkeit und Bedingungen der Zahlungen sowie die Herkunft des Geldes. Aus Sicht dieser gibt es natürlich auch wenig Gründe, um die Konkurrenz zu finanzieren. Deshalb tat sich in der Hinsicht seither nichts.
Wenn es so weitergeht, kommt die englische Liga einer geschlossenen Gesellschaft aber immer näher. Und obwohl diese von den Topklubs in Form der europäischen Super League schon einmal herbeigesehnt wurde, wäre das ein grosser Verlust für die englische Premier League.
Jede der grossen Ligen ist zweigeteilt: in die Clubs, die sich weltweit vermarkten (Bayern, PSG, Liverpool) und in solche die lokal wirtschaften (Bochum, Ipswich, Alaves).
Letztlich gibt es zwei Möglichkeiten: Man führt die Super League ein oder akzeptiert diese Realität.
Denn egal, was man macht. Das Geld findet den Weg in den Fussball - genauer gesagt es findet den weg nach Manchester und nicht nach Bochum
Es sollen nur die Besten in der obersten Liga überleben.
Ich halte es außerdem für bemerkenswert und völkerverbindend, dass die vielen Arabischen Clubs in der Premier League von abertausenden traditionsbewussten, englischen Fans geliebt und verehrt werden.