Im Ranking der höchstentwickelten Länder der Welt lag die Schweiz zuletzt an der Spitze. Ruanda findet man erst nach langem Scrollen auf Platz 165. Drei Jahrzehnte nach einem brutalen Bürgerkrieg wird das Land von einem Diktator regiert und von Menschenrechtsorganisationen kritisiert.
Mit diesem Land ist der deutsche Fussball-Rekordmeister nun einen Deal eingegangen. «Visit Rwanda» ist neu in der Allianz Arena zu lesen. Mit dem Slogan hofft Ruanda, Touristen anzuwerben. Was sich das Land dieses Engagement kosten lässt, wurde nicht bekannt. Ein Platin Partner, wie es Ruanda ist, blättert beim FC Bayern in der Regel mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr hin.
Bayern München hat Erfahrung damit, wegen eines Sponsoren kritisiert zu werden. Umso erstaunlicher erscheint die Tatsache, dass nun erneut mit einem umstrittenen Staat eine Partnerschaft eingegangen wurde. Denn es ist noch nicht lange her, dass der Ärmelsponsor des deutschen Meisters für grosse Diskussionen sorgte. Die Fluggesellschaft Qatar Airways aus Katar warb dort und bezahlte dem Vernehmen nach mindestens 15 Millionen Euro dafür.
Bayern München wurde unter anderem dafür kritisiert, mit einem Land eine Partnerschaft einzugehen, das die Menschenrechte missachtet. Auch in Ruanda liegt einiges im Argen. Die Pressefreiheit ist nicht gegeben, die Opposition wird unterdrückt, Wahlen werden manipuliert. Paul Kagame, der seit dem Jahr 2000 als Präsident amtiert, erhielt bei den letzten Wahlen 2017 rekordhohe 98,4 Prozent der Stimmen. Ihm geht es gut, aber rund zwei Drittel der 13,6 Millionen Einwohner Ruandas leben unterhalb der Armutsgrenze.
«Das ist ein Staat, in dem Menschenrechte mit Füssen getreten werden», sagte Wenzel Michalski von Human Rights Watch gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Die ARD schreibt von Sportswashing, das Kagame betreibe. Er erwog bei Gesprächen im letzten Herbst, die Formel 1 ins Land zu holen. Fix ist bereits, dass die Rad-WM 2025 in Ruanda ausgetragen wird.
Es gibt durchaus auch eine andere Sicht auf die Dinge. Nämlich jene, dass Ruanda wie andere Städte, Regionen oder Länder versucht, mit dem Tourismus Geld zu verdienen. Und wenn man im hügeligen Staat im Herzen Afrikas glaubt, Ferienreisende mit Werbung im Fussball zu sich zu locken, scheint diese Marketingausgabe legitim. Ein afrikanisches Land nicht in der Rolle des Empfängers, sondern als gleichwertiger Akteur auf Augenhöhe.
«Deutschland gehört zu den fünf wichtigsten Herkunftsmärkten für den Tourismus in Ruanda», betonte Clare Akamenzi, die ruandische Tourismus-Chefin. «Wir wollen die Partnerschaft nutzen, um mehr Touristen für Ruanda zu interessieren, Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten aufzuzeigen und alle zu ermutigen, in Ruanda zu bleiben.»
Auch ein hoher Staatsmann erfreute sich schon mehrmals an der Landschaft und den Berggorillas in Ruanda: Emir Tamim bin Hamad Al Thani, der Herrscher von Katar. Das kleine Land, als Bayern-Sponsor und WM-Gastgeber ausgiebig kritisiert, unterhält enge Beziehungen zu Ruanda. So gehören dem Emirat 49 Prozent der Fluggesellschaft RwandAir und die Mehrheit am internationalen Flughafen, der derzeit im Grossraum der Hauptstadt Kigali gebaut wird.
Nun engagiert sich auch Bayern München in Ruanda. Das Engagement ist keine Einbahn, entsprechend liess sich der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen zitieren: «Wir werden Ruanda im Jugendfussball helfen, denn das Land möchte auch im Sport wachsen. Das sind reizvolle, verantwortungsvolle Aufgaben.» Afrika sei ein Kontinent der Chancen und für Bayern sei dies ein nächster wichtiger Schritt bei der Internationalisierung.
Sponsoring darauf aufmerksam machen? Es kommt ja auch keiner auf die Idee die Kohle die wir für Schweiz Tourismus ausgeben zur Prämienverbilligung ausgeben. Es wird - einmal mehr - mit anderen Ellen gemessen, wenn es um Afrika geht.