Etwas überraschend kommt der Entscheid dann doch. Entgegen der Berichte von letzter Woche trennt sich Manchester United von Mason Greenwood, wie es am Montag mitteilt. Offiziell gehen der Klub und der Spieler, dem versuchte Vergewaltigung sowie Körperverletzung vorgeworfen wurden, einvernehmlich getrennte Wege und suchen nun nach einem neuen Klub für den 21-Jährigen. Der Plan war zunächst aber ein anderer.
Im Oktober 2021 wurde Greenwood wegen versuchter Vergewaltigung sowie Körperverletzung angeklagt. Ausserdem wurde dem Profi von Manchester United vorgeworfen, die Konten seiner Freundin in den sozialen Medien überwacht sowie ihr gegenüber Drohungen ausgesprochen und abwertende Bemerkungen gemacht zu haben, wie der Guardian schreibt.
Greenwood wurde am 30. Januar 2022 verhaftet, nachdem die Polizei von Manchester auf Bilder und Videos aufmerksam geworden war, welche auf physische Gewalt gegenüber einer Frau hinwiesen. Diese postete Greenwoods Freundin in den sozialen Medien. Auf diesen war sie unter anderem mit einer blutenden Lippe und blauen Flecken am Körper zu sehen. In einer Sprachaufnahme war zu hören, wie er sie zum Geschlechtsverkehr zwingen wollte, obwohl sie mehrmals sagte, dass sie dies nicht wolle. Durch die darauffolgenden Befragungen erfuhr die Polizei dann von sexueller Belästigung und den Morddrohungen, wie sie im Anschluss mitteilte.
Weil der Crown Prosecution Service (CPS) – die englische Staatsanwaltschaft – «eine Verurteilung nicht mehr länger als realistisch ansah», wurde die Klage fallen gelassen. Dies lag unter anderem daran, dass ein zentrales Element der Ermittlungen nur vier Monate nach Greenwoods Verhaftung zusammengebrochen war. Dies bedeutete aber nicht, dass Greenwood freigesprochen wurde. «Es ist nicht die Aufgabe des CPS, zu entscheiden, ob eine Person einer Straftat schuldig ist», teilte die Staatsanwaltschaft mit. Da er nicht verurteilt wurde, gilt dennoch die Unschuldsvermutung.
Nachdem die Klage gegen Mason Greenwood Anfang Februar dieses Jahres fallen gelassen wurde, leitete Manchester United eine interne Untersuchung ein. Während dieser wurden alle Beweismittel angeschaut und die beteiligten Personen bekamen auch Zugriff auf polizeiliche Dokumente, die im Zuge der Ermittlungen nach Greenwoods Festnahme im Januar 2022 erstellt wurden. Dazu gehörten unter anderem Telefonaufnahmen und Zeugenbefragungen.
Im Zuge der internen Untersuchung sprach das Gremium mit Greenwood, der Klägerin sowie allen anderen in den Augen des Klubs relevanten Personen. Der Klägerin wurde von einem englischen Gericht lebenslange Anonymität gewährt, weshalb ihr Name weder vom Klub noch von den englischen Medien genannt wird. Das von ManUnited-CEO Richard Arnold angeführte Gremium kam im Juli zu einem Ergebnis.
Dieses teilte der Klub im Statement vom Montag mit: «Auf der Grundlage der uns vorliegenden Beweise sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das online gestellte Material kein vollständiges Bild vermittelt und dass Mason die Straftaten, für die er ursprünglich angeklagt wurde, nicht begangen hat.»
Aus einem Bericht von The Athletic geht hervor, dass Manchester United plante, Greenwood wieder ins Team zu integrieren. Dies hätte Arnold der Klubführung um die Besitzerfamilie Glazer mitgeteilt und eigentlich sei eine Bekanntgabe bereits für den 4. August geplant gewesen. Diese hat sich dann aber nochmal verschoben.
Ein vermuteter Grund war die Abwesenheit der englischen Nationalspielerinnen im Team der Frauen, die noch an der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland weilten. Diese wollten die Verantwortlichen angeblich noch befragen, bevor sie die Entscheidung öffentlich machen. Dies sorgte in der Öffentlichkeit für Kritik, da einige das Gefühl hatten, der Klub wolle die Entscheidung auf die Spielerinnen abwälzen. ManUnited betont hingegen, dass es lediglich darum ging, die Spielerinnen im Voraus zu informieren und ihnen eine Möglichkeit für Feedback zu geben. Dazu kam es aber nicht mehr.
Angeblich hätte es einige Spielerinnen gegeben, die strikt gegen eine Rückkehr Greenwoods zum Klub gewesen seien, jedoch habe es sich nicht um ein überwältigendes Gefühl in der Kabine gehandelt. Einige hätten wohl auch Angst gehabt, Probleme im Verein zu bekommen, sollten sie sich zu klar dagegen stellen.
Die Pläne für eine Rückkehr Greenwoods seien bereits so weit gewesen, dass es gar eine Liste von Experten, Journalistinnen und Politikern gab. Diese wurden entsprechend der erwarteten Reaktion in drei Kategorien eingeteilt. Eine erste Gruppe, die «unterstützend» reagieren würde, eine «unvoreingenommene» Gruppe und eine letzte Gruppe, die «feindlich gesinnt» sei. In der dritten Kategorie hätten sich mehrere Organisationen befunden, die sich gegen häusliche Gewalt einsetzen.
Nachdem «The Athletic» das Vorhaben offengelegt hatte, entstand grosser Aufruhr. Vor allem weibliche Fans protestierten gegen den bevorstehenden Entscheid, eine Gruppe namens «Female Fans Against Greenwood's Return» wurde gegründet, vor dem Stadion Old Trafford wurden Protestplakate hochgehalten und auch im Klub gab es viele kritische Stimmen. Anders als Trainer Erik ten Hag, der einer Rückkehr Greenwoods angeblich offen entgegensah, empfanden viele Angestellte «Schuld und Scham», nachdem der Klub ihnen den Entscheid mitgeteilt hatte. Einige hätten gar eine Kündigung in Betracht gezogen und sich über die Möglichkeit eines Streiks informiert.
Schliesslich sei es der gemeinsame Aufschrei von Saisonkartenbesitzern, Fans, Fangruppen, Angestellten, Parlamentarierinnen und gemeinnützigen Organisationen gewesen, der ein Umdenken erzwungen habe. Bald ging es für CEO Arnold und Co. nur noch darum, wie man sich am besten von Greenwood trennen könne.
Eine Vertragsauflösung war kein echtes Thema, da die interne Untersuchung keine Gründe dafür ergeben hatte und die rechtlichen Risiken somit zu gross gewesen wären. Auch weil Arnold fürchtete, dass der Entscheid seine Karriere und seine Amtszeit definieren könnte, machte Manchester United dann doch eine 180-Grad-Wende.
Das interne Untersuchungsgremium kam zum Schluss, dass Greenwood die ihm vorgeworfenen Taten nicht begangen hat – obwohl die englische Staatsanwaltschaft die Beweislage im Februar 2022 als für ein Urteil nicht geeignet sah. Dennoch soll der Stürmer den Verein nun verlassen. In der Stellungnahme von Manchester United heisst es:
Club statement.#MUFC
— Manchester United (@ManUtd) August 21, 2023
Richard Arnold, der den Posten des CEO im Januar 2022 von Ed Woodward übernommen hatte, gab in einem offenen Brief an die Fans einige Einblicke in die Ermittlungen:
Der 52-Jährige erklärte zudem, dass das mutmassliche Opfer die Polizei im April 2022 aufgefordert habe, die Untersuchungen zu stoppen, und dass das Untersuchungsgremium andere Erklärungen für die veröffentlichten Tonaufnahmen und Bilder bekommen habe. Zudem sei die Familie des mutmasslichen Opfers in den Prozess involviert gewesen und habe die Möglichkeit gehabt, die Erkenntnisse zu überprüfen und zu korrigieren. Im Juli 2023 gaben Greenwood und die Frau, welche die Bilder und Tonaufnahmen vor knapp zwei Jahren in den sozialen Medien veröffentlichte, die Geburt ihres gemeinsamen Kindes bekannt.
Arnold schrieb auch, dass die Reintegration von Greenwood in das Kader von Trainer ten Hag eine der Optionen war, die ManUnited in Betracht zog und für die geplant wurde. Seine eigenen Ansichten hätten sich über die halbjährige Untersuchungszeit ständig weiterentwickelt. Obwohl die Entscheidung bei ihm lag, habe er verschiedene Faktoren in Betracht gezogen, bis er diese getroffen habe. Die Trennung von Greenwood erklärt er so:
Der frühere Fussballprofi und heutige Experte Gary Lineker sieht die Entscheidung des englischen Rekordmeisters als «unausweichlich und richtig in dieser nicht haltbaren Situation». Manchester-United-Legende Gary Neville empfand den Entscheid ebenfalls als korrekt, bezeichnete den Umgang mit dem Fall aber als «schrecklich».
Es hätte ein unabhängiges Untersuchungsgremium gebraucht, um der Situation gerecht zu werden. «Es darf eigentlich nicht sein, dass Manchester United bei so einem entscheidenden Problem den Richter und die Jury stellt», so der frühere Verteidiger bei Sky. Schliesslich sei der Klub aber trotzdem zur richtigen Entscheidung gelangt. «Als die Beweismittel veröffentlicht wurden, war für mich von Anfang an klar, dass er nicht mehr für Manchester United spielen würde.»
Auch Laurie Whitwell von The Athletic kritisiert den Klub für das Vorgehen. So habe Manchester United sich stark von der Sichtweise Greenwoods beeinflussen lassen. Zudem sieht er es problematisch, dass der Klub schreibt, dass Greenwood die ihm vorgeworfenen Taten nicht begangen habe, und das Statement des Spielers, freigesprochen worden zu sein, einfach so stehen lässt.
Der Spieler äusserte sich nach dem Entscheid ebenfalls öffentlich über die Vorkommnisse. Dabei schreibt er unter anderem, dass er die Dinge, die ihm vorgeworfen wurden, nicht getan habe und im Februar von allen Vorwürfen freigesprochen wurde. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit, da die Klage fallen gelassen wurde, ein Freispruch erfolgte nicht. Weiterhin schreibt Greenwood:
Nun wird er von Manchester United entweder verkauft oder verliehen. Doch selbst bei einer Leihe würde er wohl nicht mehr für die «Red Devils» spielen, obwohl es in den Statements von Klub und CEO nicht explizit ausgeschlossen wurde. Als möglicher Abnehmer für das Eigengewächs werden von der «Sun» unter anderem Al-Ettifaq von Trainer Steven Gerrard und weitere saudi-arabische Klubs sowie die AS Roma ins Spiel gebracht. Die Times berichtet zudem von Interesse aus der Türkei. So sollen Basaksehir und Galatasaray den Spieler auf dem Radar haben.
Bleibt zu erwähnen, dass zu dieser Zeit bekannt wurde, dass er wieder mit der Frau zusammenkam, die ihn beschuldigte und sie schwanger ist von ihm.
Im Juli 2023 gaben Greenwood und die Frau, welche die Bilder und Tonaufnahmen vor knapp zwei Jahren in den sozialen Medien veröffentlichte, die Geburt ihres gemeinsamen Kindes bekannt
Sorry, aber wenn das angebliche Opfer nach der Vergewaltigungsversuch wieder mit dem Täter zusammenkommt und ein Kind macht, ist sie entweder sehr sehr dumm, geldgierig oder es war eben doch keine versuchte Vergewaltigung und die anderen Vorkommnisse auch nicht so schlimm.