Es geschieht, als Nati-Kapitän Xherdan Shaqiri nach dem 2:0-Sieg der Schweiz gegen Nordirland dem Tessiner Fernsehen TSI ein Interview gibt: Unverhofft tritt ein Zuschauer mit Jacke ins Bild – und streift diese Shaqiri über. Auf der Jacke prangt das Logo der kosovarisch-albanischen Befreiungsarmee UCK, darunter der Doppeladler (siehe Video oben).
Shaqiri ist sichtlich verdutzt ob der Situation, zieht die Jacke sofort aus und fährt ganz normal mit dem Interview fort. Mittlerweile hat der Schweizerische Fussballverband (SFV) auf den Vorfall mit einer Stellungnahme reagiert: «Es ist inakzeptabel, dass Personen Fussballstadien für politische Propaganda missbrauchen wollen. Xherdan Shaqiri hat vorbildlich reagiert.» Der «Jacken-Flitzer» seit von der Polizei einvernommen worden, und hätte unmittelbar Stadionverbot erhalten.
Am frühen Abend meldet sich auch der serbische Fussballverband zu Wort. Generalsekretär Jovan Shurbatovic will der FIFA einen Protestbrief schreiben und fordert «eine dringende Reaktion und strengste Sanktionen gegen Shaqiri wegen der Förderung einer kriminellen Terrororganisation».
Was hat es mit der Organisation auf sich? Die Befreiungsarmee UCK wurde 1994 mit dem Ziel der Unabhängigkeit des Kosovos von verschiedenen, bewaffneten Gruppierungen gegründet. Teile davon wollten einen Zusammenschluss aller Gebiete, in denen ethnischen Albaner lebten. Die UCK bildete Kämpfer aus und kaufte grosse Mengen an Waffen. Von einigen Ländern wurde sie als Terrororganisation eingestuft.
Ein Untersuchungsbericht des Sondertribunals in Den Haag lieferte kürzlicher Anhaltspunkte für einen möglichen internationalen Handel mit lebenswichtigen Organen serbischer Gefangener für Transplantationen, um das System UCK zu finanzieren.
Xherdan Shaqiri hat kosovarische Wurzeln. Bei der WM 2018 zeigte er und Granit Xhaka beim Siegesjubel den Doppeladler, der die Flagge Albaniens ziert. Dies wertete die Fifa als «unsportliches Verhalten». Serbien erkennt Kosovo nach wie vor nicht als eigenständiges Land an, was den viel diskutierten Jubelgesten eine politische Dimension gab. (amü)