Am Samstag um 15.30 Uhr kommt es zum grossen Showdown in der Bundesliga. Der 34. Spieltag steht an und der Meisterkampf zwischen Bayern München und Borussia Dortmund wird einen Sieger finden. Die Bayern müssen beim 1. FC Köln unbedingt gewinnen und auf einen Patzer des BVB im Heimspiel gegen Mainz 05 hoffen.
Die Stadien sind logischerweise ausverkauft. Auf Ticketplatformen wie Viagogo, Stubhub und Ebay werden Tickets für bis zu 3000 Euro angeboten. Preise, die sich ein normaler Fan nicht leisten kann. Umso ärgerlicher ist für viele Fussballanhänger deshalb der Umstand, dass sich auch bei diesen, für sie einmaligen, Spielen wieder viele Stadionvlogger wie Marvinvlogt unter den Zuschauern tummeln werden, welche ihnen Plätze wegnehmen.
Stadionvlogger sind YouTuber, Instagram-Stars oder allgemein Influencer, welche in ihren Videos einen Stadionbesuch filmen. Dabei gehen sie ganz unterschiedlich vor. Während manche ihren Vlog im Hotelzimmer mit einer Roomtour beginnen, starten andere ihr Video im Herzen der Stadt und begleiten den Fanmarsch zum Stadion. Zu den bekanntesten von ihnen zählt im deutschsprachigen Raum wohl ViscaBarca und in Grossbritanien beispielsweise der YouTuber Thogden.
Eigentlich dürften die Influencer diese Stadionvlogs gar nicht aufnehmen. Denn das Filmen ist grundsätzlich nur ausserhalb der Stadien gestattet. Sobald das Stadion betreten wird, gelten die Stadionordnung und die Ticket-AGB und diese verbieten in der Regel das Filmen von Spielszenen für kommerzielle Zwecke. Bei einem Vergehen drohen erhebliche Geldstrafen.
Angesprochen auf die rechtliche Lage, sagt der Streamer Trymacs gegenüber dem NDR: «Fast alles, was wir machen, ist eine Grauzone.» Der Hamburger machte sich mit einer Aktion im Vorfeld des Relegations-Rückspiels des Hamburger SV gegen Hertha BSC besonders unbeliebt. Da die Karten für das Spiel schnell vergriffen waren, bat der Influencer kurzerhand seine Follower um Hilfe und startete in den sozialen Medien einen Aufruf. Er bot 400 Euro für ein Ticket.
Dies gefiel einigen HSV-Fans auf Twitter überhaupt nicht. Es wurde der Hashtag #GegenInfluencerImStadion ins Leben gerufen. Einige Fans forderten gar ein Stadionverbot für Trymacs.
Seid gestern geht ein Video viral wo ein berühmter Youtuber/Streamer 1500€ für 4 Karten ausgegeben möchte ''Er möchte einen Platzsturm erleben & einen VLOG machen''
— Felix | HSV | Designs (@18Felix87) May 20, 2022
Lasst uns zeigen dass er bei uns im Volkspark nicht willkommen ist! #GegenInfluencerImStadion #HSV #NurDerHSV pic.twitter.com/q1ILMFEJpf
Der Initiator von #GegenInfluencerImStadion äusserte sich auf Anfrage des NDR wie folgt: «Viele Ultra-Szenen haben ein Problem mit Stadion-Vloggern, es würde bestimmt nicht überall gut gehen, wenn man die falschen Leute im Block antrifft.»
Trymacs bekam am Ende dennoch Tickets für das Spiel und konnte sein Video aufnehmen. In diesem sind allerdings durchweg positive Reaktionen von Fans zu sehen, die sich freuen, dass der Internet-Star das Spiel des HSV besucht. Im Nachgang des Spiels soll er sogar vom HSV eingeladen worden sein, weitere Spiele zu besuchen.
ViscaBarca ist mit knapp 1,8 Millionen Abonnenten der bekannteste Stadionvlogger in Deutschland. Er besucht regelmässig die Topspiele in ganz Europa – egal ob Dortmund-Schalke, Bayern-Manchester City oder Barcelona-Real Madrid, der Influencer ist immer vor Ort.
Dabei profitiert er auch von seinen Werbepartnern. Beispielsweise bewirbt er in einem seiner Videos Spotify, den Hauptsponsor des FC Barcelonas. Seine Reaktionen während der Spiele und die künstlich wirkenden Emotionen kommen nicht bei allen Fussball-Fans gut an.
Kraft an ViscaBarca erhol dich gut nach dem Schock und danke dass du uns Fans auch solche Seiten des Fußballs zeigst pic.twitter.com/Mafpc8uJ8N
— Septinger (@septisch_) May 15, 2023
Für die meisten Influencer ist ein Stadionvlog nur ein Mittel zum Zweck. Mit dem Besuch eines möglichst grossen Spiels versuchen sie vor allem, Zuschauer auf ihren diversen Kanälen zu generieren. Dabei hilft natürlich der Name eines grossen Fussballklubs oder eines berühmten Spielers.
Ein gutes Beispiel dafür liefert die YouTuberin und Streamerin HoneyPuu. Sie ist mehr für ihre Reisevlogs oder Twitch-Streams bekannt als für einen Stadionvlog. Doch sie nutzte die Gelegenheit des Champions-League-Halbfinals zwischen der AC Milan und Inter Mailand für ihren ersten Stadionvlog aus. Begleitet wurde sie dabei selbstverständlich von ViscaBarca, der er ihr fachmännisch zur Seite stand. Ziel des Ganzen: Reichweite generieren.
Die Nutzungsrechte im Fussball sind eigentlich geschützt und unterliegen den Sendern, welche sich die Übertragungsrechte gesichert haben, wie Sky, DAZN, oder Sport1. Die kommerzielle Weiterverbreitung von Spielszenen dürfte in Stadionvlogs also nicht erlaubt sein. Doch die Videos der YouTube-Stars werden nicht gelöscht.
In Deutschland ist die Frage nach dem Warum recht schnell geklärt. Influencer wie beispielsweise ViscaBarca sind bei der Agentur Athletia Sports unter Vertrag. Diese ist gleichzeitig für den Rechteschutz der DFL zuständig. Trymacs sagte zu diesem Thema: «Es profitieren alle davon, dass man einen Stadionvlog macht. Man hat zwar keine offizielle Erlaubnis, es ist aber bisher immer sehr gerne gesehen.»
Die DFL äusserte sich zum Thema Influencer-Marketing wie folgt: «Im Bereich Global Marketing arbeitet die DFL vereinzelt und insbesondere mit Fokus auf die internationalen Märkte, mit Influencern zusammen, vor allem, um die internationale Wahrnehmung der Bundesliga unter jungen Fans zu steigern.»
Es wird also gezielt die Reichweite der Internet-Stars genutzt, um auch jüngere Zuschauer zu erreichen. Logisch also, dass diese dann in ihren Videos auch Spielszenen zeigen dürfen, für die die TV-Sender enorme Summen bezahlen müssen.
Wer sein Match, Konzert oder die Ferien durch die Kamera „geniesst“, dem ist eh nicht zu helfen.
Die Ultras haben vor allem das Problem dass sie gefilmt werden. Wie sie auch eine generelle Abneigung gegenüber Journalisten hegen.
Meine Meinung
Wer in der Kurve stehen will, hat die Regeln der Kurve zu akzeptieren. Diese sind im stetigen Wandel und je nach Club unterschiedlich. Jedoch dürften die meisten Kurven so ziemlich genau fürs Gegenteil stehen, wie dies ein Influencer tut. Es ist daher nur folgerichtig, dass Influencer im Stadion nicht geduldet werden.
90% des Stadions steht diesen leidigen Sslbstdarstellern/ Influencern offen. Leider werden sie in anderen Sektoren offensichtlich sogar mit offenen Armen empfangen.
Also heult leise.