Lange schien nichts zu laufen, im Aktionärsstreit beim FC Luzern. Zu den rollenden juristischen Klageprozessen um die Rechtmässigkeit der Aktienmehrheit von Swisspor-Patron Bernhard Alpstaeg gabs keine Neuigkeiten. Doch die Ruhe trügt.
Hinter den Kulissen ist in den letzten Wochen und Monaten kräftig an der FCL-Zukunft gebaut worden. Dies primär unter Federführung von Aktionär und VR-Vizepräsident Josef Bieri, mit dem Ziel einer Aktionariatsverbreiterung. Die Bemühungen waren zuletzt kaum mehr zu verheimlichen. Und auf entsprechende Anfrage unserer Zeitung stellt die Vereinsführung jetzt Transparenz her.
Alpstaegs Gegenspieler Josef Bieri hat am Dienstag eine illustre Runde in der Chedi-Lounge der Swisspor-Arena versammelt: Neun neue Aktionäre hat er an Bord geholt und zum Kennenlernen geladen: Thomas Meier, Chef des Lehner Versandes und FDP-Kantonsrat, der Luzerner «Souvenir-König» Robert Casagrande, Architekt Patrick von Deschwanden, Dominik Birrer, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Luzern, Michael Wehrle, Geschäftsleitungsmitglied der Investmentgesellschaft Blue Orchard und Pascal Bieri, Mitbegründer des Startups Planted Foods in Kemptthal und Sohn von Josef Bieri.
Dabei sind auch zwei «alte Bekannte» und frühere Aktionäre: der ägyptische Tourismus-Investor Samih Sawiris und der Luzerner Bauunternehmer Hans Schmid. Nicht am Anlass teilnehmen konnte der von seiner Funktion her überraschendste Neu-Aktionär: Hans-Peter Strebel, Präsident des EV Zug.
Sie alle sind sich bewusst, dass sich als Anteilseigener im Schweizer Fussball nicht wirklich Geld verdienen lässt. Patrick von Deschwanden: «Der FCL ist lebendiges Kulturgut für eine ganze Region, das ist mir wichtig.» Und Thomas Meier ergänzt: «Mit meinem Engagement will ich den bisherigen Weg der Klubführung bestärken. Als Politiker bin ich wiederholt für den FCL eingestanden, jetzt übernehme ich direkte Verantwortung.»
Alle Neu-Aktionäre betonen ihre grosse und langjährige Verbundenheit mit Blau-Weiss. Und ihre Absicht, den FCL als identitätsstiftenden Verein für die Zentralschweiz, mit seinen erfolgreichen Junioren und den Frauenteams unterstützen zu wollen.
An den Machtverhältnissen beim FC Luzern ändert die Einbindung der neun Zentralschweizer Persönlichkeiten nichts. Selbst wenn Bernhard Alpstaeg dereinst nur noch seine ursprünglichen 27 Prozent besitzen sollte, wäre er weiterhin der grösste Aktionär. Ihm gegenüber stehen aber nicht mehr «nur» Josef Bieri, sondern eben neun weitere Anteilseigner:
Eine besondere Rolle im neuen Aktionariat spielen die Rückkehrer Sawiris und Schmid. Ist das Taktik wegen des Rechtsstreits? Sawiris winkt ab: «Ich sehe es als Fundament für die Zukunft. Mit einem breiteren Aktionariat können solche Streits nicht mehr passieren.»
Für Schmid wiederum ist die Rückkehr einerseits ein Zeichen der «Solidarität und Loyalität gegenüber Sepp Bieri und dem FCL. Wenn ich auch nach so vielen Jahren wieder in irgendeiner Form Hilfe leisten kann, dann tue ich das gerne». Er erinnert auch daran, dass sich Alpstaeg nicht an seine Beteuerungen der Zurückhaltung von 2021 gehalten habe und an den von ihm erst im Januar offengelegten Plan, dass der Erhalt der Mehrheit von Anfang an das Ziel war.
Josef Bieri ist mit der Aktionariatsverbreiterung dem Ziel eines in der Region breit abgestützten FCL einen Schritt näher gekommen. Ein «wichtiges Zeichen» sei dies, bekräftigt er. «Es zeigt, dass der Klub allen gehört, dass wir nicht abhängig sind von einzelnen Personen oder gar ausländischen Investoren.»
Von Letzteren habe er vier konkrete Kaufangebote auf dem Tisch liegen gehabt. Über 150 Gespräche führte Bieri in drei Jahren mit potenziellen Aktionären, Angesichts des Aktionärsstreits sei viel Überzeugungsarbeit und Vertrauen nötig gewesen. Auch die Ausschreitungen im Umfeld der Fussballspiele wie letzten Samstag nach dem Spiel gegen St. Gallen seien ein Thema. Bieri: «Ich verstehe jeden, der das nicht versteht. Doch als Klub alleine sind wir gegen solche Machenschaften machtlos.»
Den über 170 Angestellten des Klubs gebe das neue Aktionariat «Sicherheit. Und es ist ein Signal: Der Klub entwickelt sich auch in schwierigen Zeiten.» Auch im Aktionariat soll es vorwärts gehen: Weitere 15 Persönlichkeiten könnten «in 12 bis 18 Monaten» folgen, sagt Bieri, der das «St. Galler Modell» anstrebt: Zahlreiche regionale Aktionäre tragen den Klub, es gibt keinen Mehrheitsaktionär und keine Einmischung in die operative Arbeit des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung.
Die neuen Aktionäre bedeuten für Bieri auch eine finanzielle Entlastung: Sie werden allfällige Defizite anteilsmässig decken. Mit Geld von Alpstaeg rechnet Bieri nicht. Aber: «Wir wollen eh weg vom strukturellen Defizit – unser Weg stimmt.» (aargauerzeitung.ch)
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