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Nations League: Schweizer Nati nach Niederlage gegen Dänemark wütend

Denmark's Pierre-Emile Hoejbjerg, left, and Switzerland's Granit Xhaka, center, and Manuel Akanji tussle after Denmark's Patrick Dorgu scored during the UEFA Nations League soccer match ...
Bilder einer hitzigen Schlussphase in Kopenhagen.Bild: keystone

«Klare Fehlentscheidung»: Yakin und Akanji kritisieren Gegner und Schiedsrichter scharf

Die Schweiz unterliegt zum Auftakt der Nations League 0:2 in Dänemark. Nach dem Spiel kritisieren Trainer Murat Yakin und Abwehrchef Manuel Akanji den Schiedsrichter sowie den Gegner scharf.
06.09.2024, 00:0406.09.2024, 08:14
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Nach der 0:2-Niederlage in Kopenhagen gab es bei den Vertretern der Schweizer Nati an den Mikrofonen vom SRF vor allem zwei Themen: einerseits die Rote Karte gegen Nico Elvedi, andererseits das Verhalten der Dänen vor dem Tor zum 1:0.

«Es ist eine klare Fehlentscheidung», meint Manuel Akanji. «Dolberg klemmt Elvedis Arm ein, deshalb verliert er die Kontrolle und fällt ihm dann in die Ferse.» Es sei keine Intention zum Foulen da, der Kontakt gehe deutlich vom dänischen Stürmer aus. Die Fernsehbilder unterstützen die Sicht der Dinge des Schweizer Abwehrchefs.

«Ich finde es krass vom Schiri, dass er es anschaut und trotzdem auf Rot entscheidet.»
Manuel Akanji

Doch Schiedsrichter Daniel Siebert änderte seine Entscheidung nach Konsultation der Videobilder lediglich von einem Penalty auf einen Freistoss. Deshalb sah Elvedi für das vermeintliche Foul als letzter Mann dann folgerichtig Rot anstatt Gelb. «Ich finde es krass vom Schiri, dass er es anschaut und trotzdem auf Rot entscheidet», erklärt Akanji. Für Trainer Murat Yakin ist die Sachlage ebenfalls klar: «Ich verstehe die Interpretation des Schiedsrichters auch nicht ganz. Nico hat einen Vorsprung und wird eingeklemmt, ansonsten würde er nicht umfallen und das Foul nicht passieren. Nico wird zuerst gefoult.»

Nach dem Platzverweis gegen den 27-jährigen Verteidiger in der 52. Minute ist die Schweiz lange in Unterzahl und musste zudem noch einen unplanmässigen Wechsel vornehmen. Flügelspieler Ruben Vargas musste Innenverteidiger und Nati-Debütant Grégory Wüthrich weichen. «Das hat es schwierig für uns gemacht. Wir mussten fast eine ganze Halbzeit in Unterzahl spielen», so Akanji. Yakin fügte an: «Die rote Karte war extrem hart und hat das ganze Spiel gedreht. Da hatten wir keine Kontrolle mehr.»

«Das war einfach kein Fairplay. Sie hatten genug Zeit, um den Ball raus zu spielen, aber machen es nicht.»
Nationaltrainer Murat Yakin

Dennoch konnte sich die Nati lange gegen ein Gegentor stemmen und hätte es beinahe auch in Unterzahl zu einem Punkt zum Auftakt der Nations-League-Saison gereicht. Doch dann kam eine weitere Szene, welche für erhitzte Gemüter bei den Schweizern sorgte. Goalie Gregor Kobel versucht es noch diplomatisch, indem er sagt: «Sie haben nach den Regeln gespielt. Aber normalerweise spielt man den Ball aus dem Feld, wenn einer am Boden liegt und noch kein Angriff läuft. Das ist ein Gentlemans-Agreement unter Sportlern.»

Die Dänen lancierten jedoch einen Angriff, obwohl Breel Embolo nach einem Zweikampf auf dem Boden lag und mehrere Schweizer forderten, dass sie das Spiel unterbrechen. Murat Yakin wird da deutlicher als seine neue Nummer 1: «Das war einfach kein Fairplay. Sie hatten genug Zeit, um den Ball raus zu spielen, aber machen es nicht.» So waren die Schweizer defensiv nicht nur einer, sondern gleich zwei Mann weniger und konnten den Gegentreffer durch Joker Patrick Dorgu in der 82. Minute nicht mehr verhindern. Für Manuel Akanji ein Affront: «Wir haben ein Spiel, wo wir gross ‹Fairplay› draufschreiben und in dieser Situation denken sie null darüber nach, den Ball aus dem Feld zu spielen, und schiessen ein Tor. Da ist der Frust natürlich riesig, wenn du so spät verlierst und so hart gekämpft hast.»

«Man versucht die ganze Zeit, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber irgendwann verliert man die Nerven.»
Manuel Akanji

In einer solchen Situation sei es klar, dass die Emotionen dann auch einmal hochkochen. «Man versucht die ganze Zeit, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber irgendwann verliert man die Nerven», berichtet Akanji und nimmt damit auch Bezug auf Granit Xhaka, der keine fünf Minuten nach dem Gegentor Gelb-Rot sah. Der Nati-Captain sah für ein nicht besonders hartes Frust-Foul zum zweiten Mal Gelb und wird am Sonntag gegen Spanien wie Elvedi fehlen.

Sein Coach nahm ihn aber in Schutz – insbesondere für sein Verhalten nach dem Gegentor, als es zu einer Rudelbildung zwischen den Schweizern und den Dänen gekommen war. «Granit übernimmt da Verantwortung. Er will sich wehren und setzt sich auch für Breel Embolo ein, weil der mehrmals gefoult wurde und der Schiedsrichter nicht gepfiffen hat», erklärt Yakin.

Für Akanji war es ohnehin eher die Schuld des Schiedsrichters, dass die Partie zum Ende hin zu hitzig wurde: «Er soll dafür sorgen, dass das Spiel ruhig bleibt, aber hat das in der 2. Halbzeit nicht gemacht. Das sorgt für viel Frust.» Besonders, dass Siebert zu ihm gekommen sei, nachdem Akanji die Captain-Binde von Xhaka übernommen hatte, und von ihm forderte, für Ruhe zu sorgen, stiess beim Profi von Manchester City auf wenig Verständnis: «Das ist nicht meine Aufgabe, sondern die des Schiedsrichters.»

Dennoch erinnerte Akanji auch daran, dass die Nati gut gestartet hatte und zur Pause alles offen war – auch dank einer grandiosen Parade von Gregor Kobel, wie Akanji lobte. «Aber dann kommst du aus der Pause, nimmst dir was vor und kriegst Rot.»

Die neue Nummer 1 im Schweizer Tor sah einzig beim 0:1 nicht so gut aus und konnte auch dank seiner Paraden immerhin etwas Positives mitnehmen: «Trotz allem, freut es mich riesig, dass ich erstmals mit der 1 auf dem Rücken spielen durfte. Es ist eine Riesenehre und ich habe es mega genossen.»

Switzerland's goalkeeper Gregor Kobel and goalie coach Patrick Foletti after the UEFA Nations League Group D leg 1 soccer match between Denmark and Switzerland, on Thursday, September 5, 2024, at ...
Hatte ein solides Debüt als Stammgoalie: Gregor Kobel.Bild: keystone

Nun haben die Schweizer bis Sonntag Zeit, um ihre Gemüter wieder zu beruhigen. Dann trifft die Nati nämlich ohne die gesperrten Xhaka und Elvedi auf Europameister Spanien, der am Donnerstagabend in Serbien nicht über ein Unentschieden hinauskam.

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Graserati
06.09.2024 04:31registriert Dezember 2023
Der Ostberliner Siebert ist kein Unbekannter. Hatte in der 2. BL dieses Jahr St. Pauli-S04 verpfiffen. 2 J. Früher schon bei Bayern-Dortmund komische Auffassung gehabt von Elfmeter (gab nachher Fehlentscheid zu). Ganz unterirdisch das WM Gruppenspiel Ghana-Uruguay (Kicker Note glaub irgendwo 3-4). Danach hat ihn die FIFA abgezogen. Er bleibt sich also treu. Der VAR war ja auch fragwürdig gestern. Dänen unsportlich hart (warum?).

Gelb-Rot von Granit zwar unnötig (weiss er selber), aber irgendwie passte es zum verpfiffenen Spiel.

Jedes Team erlebt mal Murphys Law.

Augen zu und durch. 🇨🇭
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DerLauch
06.09.2024 00:35registriert Januar 2019
Eigentlich muss man die Entscheidungen des Schiris akzeptieren. Aber was der heute gepfiffen hat war wirklich kacke!
Verstehe das einige Spieler hässig sind.

Was das fairplay anbelangt tuts mir Leid für unsere Nati. Aber wenn in jedem Spiel (Fussball allgemein) geweint wird und jeder Zeit schindet, würde ich auch nicht fairplay spielen. Ausser der Spieler zeigt effektiv an, dass er verletzt ist.

Granit kann ich irgendwie nachvollziehen. War sicher nicht schlau aber kann mal passieren. Schade fehlt er gegen Spanien.

Weiterhin Hopp Schwiiz🇨🇭 und schön kann bald wieder Liga gespielt werden!
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Bob Dalyn
06.09.2024 00:35registriert März 2017
Bin auch nicht immer einverstanden was wie Xhaka für Xhaka Sachen macht. In diesem Fall darf man ihn irgendwie verstehen. Dass die Zündschnur nach diesem Schiri/VAR Entscheid kurz ist, absolut verständlich. Dennoch, es sollte nicht passieren. Dass nun aber all die Xhaka Basher sich in ihrer kurzsichtigen Meinung bestätigt sehen, wird weder der Nati helfen noch dem verantwortlichen Spieler.
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94
    «Nur noch lächerlich»: Schiri-Entscheid im Derby sorgt für erhitzte Gemüter

    Die Sachlage ist vermeintlich klar: In der 32. Minute kommt GC-Verteidiger Benno Schmitz beim Stand von 0:0 im Zürcher Derby zu spät und trifft Benjamin Mendy am Schienbein, als dieser den Ball schon weitergespielt hat. Es ist ein Foul, Schiedsrichter Luca Cibelli entscheidet aber auf Vorteil. Mendy reagiert, indem er Schmitz von hinten auf die Achillessehne tritt. Viele sehen hier eine Tätlichkeit, die mit Rot bestraft werden müsste, Cibelli belässt es jedoch bei einer Verwarnung. Auch der Video-Assistent greift nicht ein.

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