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WM 2022 in Katar: Die Reaktionen der Medien zum Spiel England gegen USA

«Schnarchfestival»: So reagieren die englischen und US-Medien auf das «Derby» an der WM

26.11.2022, 09:3426.11.2022, 12:10
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Und wieder hiess es 0:0 – das mit Spannung erwartete Spiel zwischen England und den USA endete als bereits fünfte Partie dieser WM torlos. Während in der englischen Presse nach der Gala gegen Iran so wieder etwas Ernüchterung einkehrte, steigt in den US-Medien die Nervosität. Denn nach dem Prestigeerfolg gegen die Briten braucht es nun einen Sieg in der Finalissima gegen den Iran. Ein Überblick über die Berichte.

England

«Daily Mirror»/«The Sun»/«Daily Star»

Die drei Boulevard-Blätter sind sich einig: Das Spiel zwischen England und den USA war zum Gähnen. Dass sich alle drei für den identischen Titel auf der Frontseite entschieden – «Yawn in the USA», in Anlehnung an das Lied «Born in the USA» –, ist dennoch erstaunlich. Gleich dreimal aufs Titelblatt schaffte es Georgina Irwin, die Verlobte von Ersatzkeeper Aaron Ramsdale, der besonders gut anzusehen war, wie wenig attraktiv das Spiel war.

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«Die englischen Spielerfrauen und -freundinnen fassten die Stimmung der Nation zusammen, als sie beim Gähnen während des Spiels erwischt wurden. Kyle Walkers Freundin Annie Kilner konnte ein Gähnen nicht verbergen, Aaron Ramsdales Freundin Georgina Irwin hatte ebenfalls Probleme, sich zu konzentrieren (...). Jack Grealishs Freundin Sasha Attwood schaute auf ihr Handy, während sie ihre Füsse auf dem Vordersitz abstützte.»
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«Also, welches war jetzt das wahre England – dasjenige, das den Iran zerstörte, oder dasjenige, das von den USA als völlig durchschnittlich dargestellt wurde? Wir werden es in der K.o.-Phase herausfinden. Denn die gute Nachricht ist, dass Gareth Southgates Männer quasi schon unter den letzten 16 stehen. Denn egal wie schlampig und uninspiriert England war, sie sind nicht schlecht genug, um gegen Wales mit 0:4 zu verlieren. Doch abgesehen von Harry Maguire und Declan Rice war diese Leistung trist.»
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Nach einem Sieg gegen den Iran bemühte sich England in einem farblosen Spiel vergeblich. So wurden die glamourösen Spielerfrauen gesichtet, wie sie gemeinsam mit den Fans auf der Tribüne gähnten. (...) England startete schlecht und kam kaum zu Chancen. Nach einer ersten Halbzeit, in welcher die USA immer wieder gefährlich waren, verkam das Spiel in der zweiten Halbzeit zu einem Schnarchfestival. (...) Immerhin können die Spielerfrauen sich nun in der brennenden Wintersonne ausruhen, während sich England auf das Spiel gegen Wales vorbereitet. Die besseren Hälften der Spieler leben auf einem Eine-Milion-Pfund-Schiff, welches als «schwimmender Palast» bezeichnet wird.

«The Guardian»

Die britische Tageszeitung verzichtet auf dem Frontblatt auf gähnende Spielerfrauen. Dass mit «Stalemate» («Patt») ein Begriff aus der Schachwelt als Titel gewählt wurde, zeigt auch, wie wenig Action das Spiel zu bieten hatte.

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«Der Mangel an Kreativität und Spielwitz wird die Erwartungen an England dämpfen, ob man tatsächlich die Klasse dazu hat, in Katar zu gewinnen. Weg war der freie Fussball, mit welchem man den Iran mit 6:2 vom Platz gefegt hatte. Ein Spiel, das so ungewohnt mutig und aggressiv war, dass Southgate dafür gelobt wurde, die Handbremse seines jungen Teams gelöst zu haben. Heute war der Trainer vorsichtiger. Die Handbremse war angezogen.»

«Daily Express»

Hier sieht man das Glas halb voll – immerhin gab es nach einer harten Arbeitswoche keinen zusätzlichen Stress für die britischen Fans. «Nun, das war ein entspannender Freitagabend, nicht?», so der Titel des «Daily Express».

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«Der Fakt, dass der Schiedsrichter nur vier Minuten nachspielen liess, ist ein Zeichen, wie farblos Englands Auftritt wirklich war. Es ist die Hoffnung, die einen umbringen kann. Und die Vorstellung, dass England irgendwie dieses Turnier gewinnen kann, starb wie ein Wüstensturm in der arabischen Nacht.»

USA

«The New York Times»

Die US-Tageszeitung zeigt sich um einiges zufriedener mit dem Spiel als die Medien aus England. «Nennt es ‹Football› oder ‹Soccer›. Die USA beanspruchen es für sich», so das Fazit nach dem «mutigen» Unentschieden gegen den Mitfavoriten.

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«Als die ‹Soccer›-Kultur in den USA zuletzt anstieg, mass man sich immer an den grossen europäischen Ländern. Vor allem England galt als Referenzpunkt, ein Land, das den Sport ‹Football› nennt und glaubt, es besser zu spielen als die Amerikaner. (...) Die USA bekamen am Freitag eine seltene Chance, den kleiner werdenden Unterschied auf dem Platz zu messen und schlug sich dabei beachtlich. Das Team wird stetig besser, immer mehr Spieler sind bei grossen Clubs. Die alten Klischees über die amerikanischen Spieler und ihre Grenzen lösen sich weiter auf.»

«The Washington Post»

Bei der «Washington Post» gibt's gemischte Gefühle: Einerseits freut man sich über den Coup gegen den Favoriten, einerseits ist dem Blatt bewusst, dass nun im letzten Gruppenspiel gegen den Iran zwingend ein Sieg kommen muss.

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«Die USA zeigten sich unbeeindruckt über den glamourösen Gegner und kamen vor der Halbzeit zu zwei hervorragenden Chancen. Sie waren diszipliniert und reif, nie wichen sie vom Plan von Trainer Gregg Berhalter ab. Sie liessen das Team, das im Eröffnungsspiel noch sechs Tore erzielt hatte, verstummen. Obwohl das Spiel 0:0 endete, hat das Team gute Chancen, um in dieser völlig offenen Gruppe weiterzukommen. Dafür muss es den Iran bezwingen.»

«The New York Post»

Das Boulevardblatt schaut bereits voraus auf das alles entscheidende Spiel gegen den Iran – und braucht dafür einen kuriosen Vergleich.

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«Man wusste, dass es dazu kommen wird. Ein Spiel. Siegen und weiterkommen. Oder verlieren und zurück nach Hause fliegen. Im Wissen, dass man sich nicht als das besser werdende Fussballland beweisen konnte, als das man sich selbst sehen will. Genau das erwartet nun die Amerikaner, die stressvolle Szenarien so stark anzuziehen scheinen wie Wollen-Pullover in der Waschmaschine Fussel.»
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