Profisportlerinnen mit einem Kind sind nach wie vor eine Seltenheit. Angesichts der Tatsache, dass sich die fruchtbarste Zeit einer Frau und die höchste Leistungsfähigkeit in vielen Sportarten häufig überschneiden, wird das wohl auch so bleiben.
Wer jahrelang hart trainiert hat, um an die Spitze zu gelangen, wird es sich doppelt und dreifach überlegen, ob die Karriere für eine oder zwei Saisons auf Eis gelegt werden soll, oder ob der Kinderwunsch erst nach der Karriere in Erfüllung gehen soll. Und schliesslich gibt es keine Gewähr, dass es nach der Geburt so erfolgreich weitergeht wie etwa bei Triathletin Nicola Spirig, die weiterhin Weltspitze ist.
Der Weltfussballverband FIFA kennt seit Anfang Jahr einen Mutterschutz im Regelwerk. Weltweit erhalten Profifussballerinnen, die ein Kind auf die Welt bringen, während 14 Wochen mindestens zwei Drittel ihres Gehalts. Der Verband reagierte damit unter anderem auf eine Studie der Gewerkschaft Fifpro. Diese stellte 2017 fest, dass fast die Hälfte aller Fussballerinnen ihre Laufbahn frühzeitig beendeten, um Kinder zu bekommen. Man müsse Frauen mehr Stabilität für ihre Karriere garantieren, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Andernorts ist man nicht so weit. Zunächst dazu – bevor wir zu einem schönen Beispiel von Mutterschaft im Spitzensport kommen.
Lara Lugli ist Volleyballerin. Die Italienerin spielte auch schon in der Schweiz, als sie bei Neuchâtel Université unter Vertrag stand. Derzeit ist Lugli in den Schlagzeilen, weil sie von ihrem letzten Verein, Volley Maniago Pordenone, verklagt worden ist. Ihr Vergehen: Sie war schwanger geworden.
Wie der «Guardian» berichtet, habe es die heute 41-Jährige nach Ansicht des Vereins unterlassen, von ihren Kinderabsichten zu berichten, als sie den Kontrakt für die Saison 2018/19 unterschrieben habe. Im März 2019 wurde die Kapitänin deshalb entlassen, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft berichtet hatte. Lugli erlitt eine Fehlgeburt und sie forderte den Verein auf, ihr das geschuldete Gehalt von 2500 Euro zu überweisen.
Doch der Klub dachte nicht daran – und zerrte ganz im Gegenteil die Spielerin vor Gericht. Dass diese ihren Wunsch, Mutter zu werden, verborgen hielt, gehe nicht. Ihre Entscheidung habe zudem dazu geführt, dass das Team für den Rest der Saison schlecht performt und der Klub dadurch Sponsorengelder verloren habe.
«Als ich die Anklageschrift gelesen hatte, war ich so wütend», sagte Lugli dem «Guardian». Sie spiele seit 25 Jahren Volleyball und habe immer alles gegeben. «Sie sagten, dass eine 38-jährige Frau hätte wissen müssen, ob sie ein Baby haben wolle und deshalb etwas hätte sagen müssen.» Der Verein habe nicht nur ihre Professionalität in Frage gestellt, sondern auch eine Schwangerschaft mit unerlaubtem und bösartigem Verhalten verglichen. «Das ist eine sehr ernste Sache.»
Der Fall beschäftigt mittlerweile hochrangige Politiker. Die Sprecherin des italienischen Senats bezeichnete ihn als «Gewalt gegen Frauen». Auch der Aussenminister ergriff Partei für die Sportlerin. «Der Gedanke, dass eine Frau heute gezwungen ist, zwischen einem Kind und ihrer Karriere zu wählen, ist nicht länger tolerierbar», schrieb Luigi Di Maio. Auch der Präsident des italienischen olympischen Komitees drückte seine Solidarität mit Lugli aus.
Pordenones Klubpräsident Franco Rossato sagte in italienischen Medien, der Vertrag sei damals im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden. Der Verein wehre sich deshalb dagegen, dass Lugli nun eine Gehaltsnachzahlung verlange. «Plötzlich, viele Monate später, erhielten wir eine Nachricht von ihrem Anwalt für den vermeintlichen Anspruch», sagte Rossato. Erst jetzt habe man deshalb eine Klausel wegen vorzeitigem Vertragsausstieg aktiviert.
Wie man im Sport auch mit einer Mutterschaft umgehen kann, belegt ein Bild, das derzeit die Runde macht. Es zeigt die argentinische Basketballerin Antonella Gonzalez. Die 30-Jährige setzt sich in der Halbzeitpause hin, holt ihr elf Monate altes Töchterchen Mady und gibt ihr die Brust.
“Que todas las madres sientan que se puede” @antuneliita
— Tomas de Rocamora (@ClubRocamora) March 2, 2021
📸: Prensa del Club Tomás de Rocamora pic.twitter.com/sgIkAvvgfx
«Ein Bild, das die Leidenschaft auf den Punkt bringt: Für Basketball und für das Muttersein», schreibt der argentinische Basketballverband in einem Tweet.
Sie sei vom Wirbel, der um das Bild entstanden sei, überrascht worden, sagte Gonzalez. Stillen sei schliesslich etwas völlig natürliches für eine Mutter. Nun hoffe sie, dass die Berichterstattung anderen Frauen helfe. «Möge dies Müttern nützlich sein, die unentschlossen sind oder die denken, dass sie nach einer Schwangerschaft nicht mehr das machen können, was sie wollen», so Gonzalez auf der Verbands-Website.
Antonella González se hizo viral este fin de semana tras estar jugando en la Liga de Baloncesto Argentina🇦🇷 y amamantar en el entretiempo a su pequeña hija Mady.
— Área Deportiva FM 📻🎙 (@AreaDeportivaFM) March 3, 2021
🏀 La jugadora aportó además con 8 pts, 2 reb y 1 as en el triunfo de Club Rocamora sobre Vélez. pic.twitter.com/z5YpmS4kr0
Sie könne ihren Sport weiterhin ausüben, weil sie auf die Unterstützung der Familie und Freunde zählen könne. Basketball betreibt sie nicht als Profi, Gonzalez arbeitet als Therapeutin. «Es ist ein bisschen schwierig, alles zu organisieren. Aber es ist möglich, wenn man Unterstützung hat.»
Diese Damen erbringen in ihrer Sportart zusätzlich Spitzenleistungen. Hut ab vor ihnen.
"Bitz" Unterstützung jeglicher Art und Anerkennung schaden da nicht.
Dieser Satz beschreibt mein Leben als New-Working-Mom perfekt.