Bei den Grasshoppers ist wieder mal vieles neu. 15 Spieler sind gegangen, 7 gekommen. An der Seitenlinie löste der Österreicher Gerald Scheiblehner den Deutschen Tomas Oral ab. Zudem hat mit Alain Sutter ein neuer Sportchef übernommen, der zwar schon seit Mai im Amt ist, aber nun seine erste Transferphase dirigiert und mit GC in seine erste komplette Saison geht. Und als wäre das nicht genug, haben die Zürcher auch noch einen neuen Hauptsponsor: Das Informatik-Unternehmen ELCA ziert fortan die blauweissen Trikots.
Ungewöhnlich ist das nicht für den Klub, bei dem die einzige Konstante die Veränderung ist. Scheiblehner ist bereits der vierte Trainer, seit die neue Vereinsführung vom Los Angeles FC um Präsidentin Stacy Johns den Klub im Januar 2024 übernommen hat, und Sutter der dritte Sportchef. Der Kader wurde ebenfalls schon zweimal auf links gedreht. Dennoch gibt es nun Hoffnung, dass es beim x-ten Neuanfang in den letzten Jahren mit dem Grasshopper Club wieder bergauf geht.
Da wäre einerseits natürlich Sutter, der die Super League kennt und bereits beim FC St.Gallen zwischen 2018 und 2024 erfolgreich arbeitete. Der 57-jährige Ex-Nationalspieler errang als Profi mit GC je zwei Meisterschaften und Cupsiege, er hat die Zeiten selbst erlebt, als der Klub noch ehrfürchtig als «Rekordmeister» bezeichnet wurde und niemand darüber gelacht hat, wie sich Fans damit an die glorreiche Vergangenheit klammern. Als Vereinslegende ist Sutter ein echter Hoffnungsträger, der auch am Mikrofon seine Qualitäten hat und mitreissen kann – eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit bei Verantwortlichen.
«Als ich das erste Mal hier war, hat mein Herz höher geschlagen», sagte er nach der letzten Saison gegenüber watson über den neuen Hauptsitz am Limmatquai. Sutter spricht frei von der Leber weg und den Fans aus der Seele. So auch mit seiner Forderung nach attraktivem und unterhaltsamem Fussball: «Ich möchte mich nicht Samstag für Samstag im Stadion langweilen.»
Dabei helfen soll ihm der neue Trainer Scheiblehner. Auch sein Palmares sorgt für vorsichtigen Optimismus. Der 48-jährige Österreicher arbeitete zuvor bei Blau-Weiss Linz, ein Klub, der ähnliche Voraussetzungen hat wie GC. Auch dort arbeitete Scheiblehner mit einem im Vergleich zum Rest der Liga bescheidenen Budget. Dennoch führte er den Klub dort nach dem Aufstieg schon in der zweiten Saison in die Championship Group und auf Platz 6. In Österreich galten die Linzer als «Team der Aussortierten und Verkannten», Scheiblehner als offener und geradliniger Trainer, der daraus eine Einheit formen konnte.
Diese Aufgabe kommt ihm nun auch in Zürich zu. Scheiblehner sieht dies pragmatisch. «Ich arbeite mit den Spielern, die hier sind. Die sind sehr, sehr gut und sehr, sehr spannend», sagte er beim Trainingsstart gegenüber dem «Tages-Anzeiger», angesprochen auf mögliche Versprechungen über neue Spieler seitens des Sportchefs. Der frühere Mittelfeldspieler, der es nur auf einen Kurzeinsatz in der österreichischen Bundesliga gebracht hat, ist mit Blick auf die neue Saison positiv gestimmt. «Ich habe hier eine junge, motivierte Mannschaft. Es macht mir Spass, mit ihnen zu arbeiten», liess er kürzlich gegenüber «Blick» verlauten.
Einer dieser jungen Spieler ist der Däne Jonathan Asp Jensen, der zum Saisonstart gegen Luzern (Samstag, 18 Uhr) noch fehlen wird. Das Bayern-Juwel, das im offensiven Mittelfeld zu Hause ist, lässt die Fans ebenso darauf hoffen, dass GC nicht erneut die zweitschlechteste Offensive der Liga stellt, wie die Weiterverpflichtung von Tomas Veron Lupi. Der argentinische Flügelspieler war in der letzten Saison noch ausgeliehen und liess sein Talent immer wieder aufblitzen.
Jonathan Asp Jensen scores vs West Ham pic.twitter.com/YIgKdrCRp9
— HannahMontana 🇺🇦 (@HannahM0ntana24) July 19, 2025
Doch GC hat auch einige Abgänge zu verkraften. Neben Eigengewächs Giotto Morandi schmerzen vor allem die Verluste von Abwehrchef Ayumu Seko und YB-Leihgabe Noah Persson. Mit Benno Schmitz und Tsiy Ndenge fallen weitere Stammspieler weg, wobei Letzterer schon gegen Ende der Saison unter anderem wegen einer Verletzung kaum noch eine Rolle gespielt hat. Inwiefern Saulo Decarli, der zum Abwehrchef aufsteigen dürfte, und Rückkehrer Allan Arigoni die Abgänge auffangen können, muss sich erst noch zeigen. Immerhin an Erfahrung mangelt es den beiden nicht.
Sie könnten auch Captain Amir Abrashi etwas entlasten. Der 35-jährige Sechser war in den letzten Jahren das Gesicht des Klubs, stand nach so gut wie jedem Spiel vor den Mikrofonen und TV-Kameras Rede und Antwort. Zu Beginn der Vorbereitung erhielt er gemäss «Blick» von Alain Sutter aber ein Redeverbot. Dadurch sollten andere Spieler dazu gezwungen werden, hinzustehen und den Verein zu vertreten. GC sucht sozusagen neue Abrashis.
Auch sonst scheut sich Sportchef Sutter nicht davor, einigen Personen im Verein auf die Füsse zu treten. In der Führungsetage räumt der neue starke Mann ebenfalls auf. So wird berichtet, dass der Leiter Kommerz aus der Geschäftsleitung, der Marketing- und Kommunikationsverantwortliche sowie die Leiterin des Internats in Niederhasli den Klub verlassen mussten. Angeblich möchte Sutter nun einige alte Kollegen von St.Gallen weglocken.
Es ist also alles bereit für einen weiteren Neuanfang bei den Grasshoppers. Und Sportchef Sutter gibt alles dafür, dass es nach dieser Saison in Zürich endlich heisst: Ende gut, Alain gut!
GC wird Neunter.
Die Zugänge
Die Abgänge
Samstag, 26.7., 18 Uhr:
GC – Luzern
Samstag, 2.8., 20.30 Uhr:
Basel – GC
Samstag, 9.8., 18 Uhr:
Servette – GC
Sonntag, 17.8., 16 Uhr:
Lachen/Altendorf – GC (Cup)
Sonntag, 24.8., 14 Uhr:
GC – Winterthur
Baut endlich ein richtiges Fussballstadion in Tsüri und der gesamte Schweizer Fussball gewinnt.