Teams im US-Sport? Ausverkauft. Die Premier-League-Klubs? Haben auch schon fast alle einen Besitzer. Und Fussballvereine in den anderen europäischen Ligen? Sind auch schon in fremder Hand, versprechen nicht so grosse Gewinne oder sind wie in Deutschland aufgrund von Regeln nicht wirklich offen für Investoren.
Deshalb schielen immer mehr amerikanische und auch europäische Geldgeber nach Indien. Und zwar auf die Indian Premier League, die grösste Cricket-Liga der Welt. Dabei dürfte wohl kaum einer der Investoren den Sport wirklich verstehen. Aber darum geht es ihnen auch nicht. Es geht um Geld.
Und dafür ist Indien hervorragend geeignet. Gemäss der Bank Morgan Stanley wird Indien bald die drittgrösste Wirtschaft der Welt sein, und noch in diesem Jahr dürfte das Land in Südasien China als bevölkerungsreichste Nation ablösen. Rund 1,42 Milliarden Menschen leben momentan in Indien. Und Cricket ist dort Volkssport. Dieser profitiert sowohl von der wachsenden Wirtschaft als auch dem grösser werdenden potenziellen Publikum.
Marvellous! 👏 👏
— IndianPremierLeague (@IPL) May 29, 2022
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Im letzten Sommer wurde ein neuer TV-Vertrag unterschrieben, welcher der Liga über fünf Jahre mehr als 6 Milliarden Dollar einbringt. Das sind Zahlen, die mit der deutschen Bundesliga zu vergleichen sind – aber die Saison in der IPL dauert bloss zwei Monate.
Rechnet man die Fernseheinnahmen auf die Anzahl der Spiele, generiert nur die American-Football-Liga NFL mehr als die indische Premier League. Und auch die Teams selbst erlebten in den letzten Jahren einen enormen Wertzuwachs. Bei Gründung der Liga im Jahr 2009 waren diese im Schnitt gemäss Forbes rund 67 Millionen Dollar wert, 2022 waren es schon 1,04 Milliarden. Der jährliche Wertzuwachs der einzelnen Teams ist im Sport einmalig. Insgesamt hat die Liga nun einen Wert von über 10 Milliarden Dollar.
Was die IPL-Klubs zusätzlich rentabel macht, ist die Gehaltsobergrenze, welche bei 35 Prozent der Gesamteinnahmen festgelegt ist. In der NFL sind es 48 Prozent. Somit gehen fast zwei Drittel der Gewinne an die Klubs – und deren Investoren. Und wo grosse Gewinne winken, sind diese selten weit.
So verwundert es kaum, dass die US-Investmentfirma RedBird, die unter anderem Anteile am FC Liverpool, der AC Milan und den New York Yankees besitzt, im Juni 2021 auch in ein IPL-Team investiert hat. Einer der Verantwortlichen bei RedBird sagte gegenüber der New York Times: «Zu Beginn hatten wir kaum eine Ahnung von Cricket. Je länger wir uns das Ganze angeschaut haben, realisierten wir aber, dass es sich anfühlt wie die NFL vor 20 Jahren.» Kurz darauf sicherte sich ein luxemburgisches Unternehmen eines von zwei neuen Teams in der Cricket-Liga – für rund 750 Millionen Dollar.
Dass europäische und nordamerikanische Unternehmen dreistellige Millionensummen in die Indian Premier League investieren, deutet vor allem auf eines hin: Sie versprechen sich deutliche Gewinne. Und sie haben allen Grund dazu. Denn Indien wächst weiter – und mit dem Land wohl auch die Cricket-Liga. Gegenüber der New Yorker Zeitung sagte ein Spezialist für Sport-Investment: «Es ist ein Selbstläufer, in ein Team in der IPL zu investieren. Selbst wenn man das Team nur kauft und einige Jahre hält, wird der Wert beträchtlich zunehmen.»
Aktuell stehen keine Teams mehr zum Verkauf, trotz des grossen Interesses. Auch die Familie Glazer, welche neben dem NFL-Team aus Tampa Bay auch Manchester United besitzt, wollte sich im letzten Sommer gerne eines der beiden neuen Teams krallen. Als die Saison in Indien an diesem Wochenende losging, werden also auch Europäer und Nordamerikaner interessiert zugeschaut – und auf eine baldige Anlagemöglichkeit gehofft – haben.
Aufgrund der Steigerung des Interesses und der Tatsache, dass die Nachfrage deutlich höher ist als das Angebot, scheint es wahrscheinlich, dass es in Zukunft weitere Expansionen geben wird. Aktuell haben die 10 Teams nur je 14 Partien zwischen Ende März und Mitte Mai, dann folgen insgesamt vier Playoff-Spiele. Der Kalender bietet also genügend freie Stellen für weitere Spiele.