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Donald Trump nutzt FIFA-Infantino als Druckmittel gegen US-Städte

epa12451626 FIFA President Gianni Infantino (R) and US President Donald Trump pose during the greetings ceremony before the family picture at the Gaza Peace Summit in Sharm El-Sheikh, Egypt, 13 Octobe ...
Da haben sich zwei gefunden: US-Präsident Donald Trump und FIFA-Präsident Gianni Infantino.Bild: keystone

«Er würde es machen»: Trump nutzt Nähe zu FIFA-Präsident Infantino gegen US-Städte

15.10.2025, 06:3315.10.2025, 17:13

In seinem Machtkampf mit demokratisch regierten US-Städten setzt Präsident Donald Trump die Ausrichtung der Fussball-Weltmeisterschaft 2026 und seinen engen Draht zur FIFA als politisches Druckmittel ein. Er könne Weltverbandschef Gianni Infantino mit Leichtigkeit dazu bringen, Städte wie Boston als Austragungsorte für WM-Spiele zu streichen, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) im Weissen Haus.

Dabei deutete der Republikaner einmal mehr Probleme mit angeblich ausufernder Kriminalität an. Auf diese Weise versucht Trump schon seit Monaten, den Einsatz von Nationalgardisten in demokratisch regierten US-Grossstädten zu rechtfertigen – gegen den Willen der normalerweise dafür zuständigen Gouverneure der jeweiligen Bundesstaaten.

«... dann würde ich Gianni anrufen»

Angesprochen auf Bostons Bürgermeisterin Michelle Wu sagte Trump, sie sei «radikal links» und schade ihrer eigenen Stadt. «Wenn jemand einen schlechten Job macht und ich den Eindruck habe, dass die Bedingungen (zur Ausrichtung von WM-Spielen) unsicher sind, dann würde ich Gianni anrufen, den phänomenalen Chef der FIFA, und ich würde sagen: ‹Lass es uns woanders hinverlegen.› Und er würde es machen.»

Vermutlich wäre Infantino davon zwar nicht begeistert, ergänzte Trump. «Aber er würde es ohne Weiteres machen. Er würde es machen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, es zu tun.» Der Weltverband ist für eine Reaktion auf die Aussagen Trumps angefragt. Bostons Bürgermeisterin Wu erklärte in einer Stellungnahme, dass sich ihre Stadt darauf freue, Fans aus der ganzen Welt zu begrüssen.

Die USA, Kanada und Mexiko richten die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer (11. Juni bis 19. Juli) gemeinsam aus. Allein 11 der 16 Gastgeberstädte sind in den Vereinigten Staaten – darunter Boston und die ebenfalls demokratisch regierte Westküstenmetropole Los Angeles. Gerade die kalifornische Millionenstadt geriet weltweit in die Schlagzeilen, als Trump dort vor Monaten beim ersten Einsatz dieser Art Soldaten aufmarschieren liess – mit dem erklärten Ziel, Proteste gegen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE zurückzudrängen. Später folgten Einsätze in weiteren Städten, für die trotz politischer Widerstände ebenfalls Nationalgardisten mobilisiert wurden.

Die Stadien der Fussball-WM 2026 in Nordamerika

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Die Stadien der Fussball-WM 2026 in Nordamerika
Atlanta, USA – Mercedes-Benz Stadium (an der WM wohl 65'085 Zuschauer): Heimstätte der Atlanta Falcons (NFL) und Atlanta United (MLS).
quelle: keystone / mike stewart
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Trump sagte nun, er könne auch im Falle der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles eine Verlegung des Ausrichtungsorts erwirken, falls die Stadt nach seinem Empfinden «nicht angemessen vorbereitet sein sollte». Dafür sei wahrscheinlich ein anderes Verfahren nötig als bei der Neuvergabe von WM-Partien, «aber wir würden es tun».

Die Wahl der Gastgeberstädte liegt nicht in der Hand von Trump. Die Städte haben einen Vertrag mit der FIFA geschlossen, die acht Monate vor Turnierbeginn vor schwerwiegenden Problemen beim Wegfall eines Standorts stehen würde. «Es ist ein FIFA-Turnier, die Zuständigkeit der FIFA, die FIFA trifft diese Entscheidungen», hatte Vizepräsident Victor Montagliani aus Kanada zuletzt zu diesem Thema gesagt.

FIFA-Chef pflegt engen Draht zu Trump

FIFA-Chef Infantino pflegt enge Verbindungen zu Trump und war – zur Verwunderung vieler Beobachter – auch bei der jüngsten Zeremonie zur Unterzeichnung einer vom US-Präsidenten arrangierten Friedenserklärung für den Nahen Osten in Ägypten dabei. Die ägyptische Zeitung «Al-Masri al-Jum» bezeichnete den Schweizer als «seltsamsten» Gast des Gipfels in Scharm el Scheich, an dem zahlreiche Staats- und Regierungschefs wie Bundeskanzler Friedrich Merz teilnahmen.

President Donald Trump and FIFA President Gianni Infantino hold a ticket to the 2026 FIFA World Cup after after announcing the 2026 World Cup draw will be held at the Kennedy Center in December in the ...
Infantino überreichte Trump bereits ein übergrosses Finalticket für die WM.Bild: www.imago-images.de

Infantino zeigt sich seit Jahren bei wichtigen weltpolitischen Anlässen und betont immer wieder die seiner Ansicht nach verbindende Kraft des Fussballs. Kritiker halten ihm unangebrachte Nähe zu Staaten und Regierungen vor, die demokratische Werte nicht teilen und grundlegende Menschenrechte missachten. (nih/sda/dpa)

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So skurril kleiden sich die Trump-Fans
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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Händlmair
15.10.2025 07:04registriert Oktober 2017
Also ich wäre dafür, dass die 11 Austragungsorte der USA auf Kanada und México aufgeteilt wird, weil die gesamte USA unter Trump zum Krisengebiet verkommen ist.
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N. Y. P.
15.10.2025 07:06registriert August 2018
Gianni, Donald Trump stellt sich mit seinen ICE Gestapo Männern in demokratisch regierten Städten gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Falls du Trump den Rücken stärkst, befürwortest du die willkürlichen Verhaftungen dieser maskierten Männer.

Gianni, unterstützt du den Faschismus? Ist die FIFA nicht mehr politisch neutral?

Ganz einfache Fragen.
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Badener
15.10.2025 07:09registriert März 2017
Diese WM könnte zum totalen Disaster verkommen.
Die Eintrittspreise sind abgehoben, das politische Klima vergiftet, und die Latinos wohl nicht bereit das zu unterstützen. Wer soll da noch ins Stadion?
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