Katar und Saudi-Arabien werden in der WM-Quali massiv bevorteilt – und keiner weiss, warum
Es ist nicht ganz einfach, diese beiden Sachverhalte unabhängig voneinander zu betrachten, aber wir wollen es mal versuchen.
Die Machthaber und Verantwortlichen des Fussballverbands in Katar und Saudi-Arabien sind gut mit der FIFA-Führung um Präsident Gianni Infantino befreundet. Katar trug die WM 2022 aus, die Saudis werden 2034 – oder 2035 – Gastgeber sein. Ausserdem erwarb ein saudischer Sportinvestmentfonds für eine Milliarde Dollar Anteile am Streaminganbieter DAZN, der sich kurz zuvor für denselben Betrag die Übertragungsrechte an der Klub-WM gesichert hatte. Sonst wollte niemand so viel dafür bezahlen, Infantinos Lieblingswettbewerb in die Welt hinauszustrahlen.
Unabhängig davon spielen die beiden Wüstenstaaten gerade darum, sich für die WM 2026 zu qualifizieren. Nachdem sowohl Katar als auch Saudi-Arabien es in der dritten Phase der asiatischen Qualifikation verpasst haben, ein WM-Ticket zu lösen, treten sie nun in der vierten Phase an. Dort werden insgesamt sechs Teams auf zwei Dreiergruppen aufgeteilt. Die beiden Gruppenersten sind bei der WM im nächsten Sommer sicher dabei, die Zweitplatzierten spielen untereinander das letzte Teilnahmerecht aus. Heute Dienstagabend stehen die entscheidenden Gruppenspiele an.
Und dabei haben Katar und Saudi-Arabien einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: Sie dürfen nämlich zu Hause spielen. Im Sommer entschied der asiatische Fussballverband AFC, dass die Spiele der Gruppe mit Katar in Katar und jene der Gruppe mit Saudi-Arabien in Saudi-Arabien stattfinden würden. Sehr zum Ärger der anderen Teilnehmer, die ebenfalls ihr Interesse daran geäussert hatten, als Gastgeber für die Qualifikationsspiele zu dienen.
Oman forderte «Transparenz und Fairness in allen Phasen» der WM-Quali, der Irak bemängelte, dass die Entscheidung «die Wettbewerbsbalance gefährden könnte». Andere forderten einen neutralen Spielort oder zumindest, dass Katar und Saudi-Arabien im jeweils anderen Land antreten müssen anstatt zu Hause. Nach welchen Kriterien die AFC die Gastgeber für die Schlussphase der WM-Qualifikation auswählte, gab sie nicht bekannt. Sportlicher Natur können sie nicht gewesen sein, da Saudi-Arabien in der vorherigen Phase nach Punkten nur der drittbeste Gruppendritte war, während Katar gar nur Vierter wurde.
Doch damit nicht genug: Katar und Saudi-Arabien haben zudem den Vorteil, das erste und das letzte Gruppenspiel zu spielen. Damit haben sie im Gegensatz zu ihren Gegnern, die am Samstag antreten mussten, eine sechstägige Pause – und sie wissen bereits, was sie zum Weiterkommen benötigen. Oman-Trainer Carlos Queiroz kritisierte im Vorfeld in einem Interview mit dem Guardian: «Das hat es noch nie gegeben. Die Leute, welche die Regeln machen, haben nicht darüber nachgedacht und nicht aufgepasst.» Es sei komisch, «dass die Verantwortlichen sich damit nicht unwohl fühlen».
Queiroz muss mit dem Oman auf eine deutliche Niederlage Katars hoffen, um noch das Playoff zu erreichen. Katar empfängt im heutigen Entscheidungsspiel die Vereinigten Arabischen Emirate. Nur bei einem Sieg ist das Team von Trainer Julen Lopetegui sicher an der WM 2026 dabei, bei einem Unentschieden geht es ins Playoff, bei einer Niederlage entscheidet das Torverhältnis. Saudi-Arabien reicht im Heimspiel gegen den Irak hingegen ein Unentschieden zur WM-Qualifikation, ansonsten geht es ins Playoff.
Die guten Freunde der FIFA haben in der WM-Qualifikation vom asiatischen Verband also einen massiven Wettbewerbsvorteil erhalten. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.
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