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VAR im Schwingen: Klaus Zaugg hat eine klare Meinung dazu

Joel Wicki, oben, und Werner Schlegel, unten, im 5. Gang beim traditionellen Rigi Schwinget vom Sonntag, 9. Juli 2023 auf der Rigi. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Legte Schwingerkönig Joel Wicki am Sonntag Werner Schlegel wirklich regelkonform ins Sägemehl?Bild: keystone
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Der VAR im Schwingen? Unnötig, ja, barer Unsinn

Zum Charme des Schwingens gehören Fehlentscheidungen der Kampfrichter, Rivalitäten zwischen den Teilverbänden und schlaue Strategen im Einteilungskampfgericht. Ein Videoschiedsrichter würde dieser Kultur schwersten Schaden zufügen. Richtigerweise ist der VAR im Sägemehl kein Thema.
10.07.2023, 16:41
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Richtig auf dem Rücken oder doch nicht? Diese Diskussion gibt es seit mehr als hundert Jahren. Nur bei einem einzigen «Bösen» (im Schwingen sind die Guten die Bösen) gab es diese Diskussion nie: beim legendären Hans Stucki, 1969 im Schlussgang des Eidgenössischen, fünffacher Eidgenosse und Sieger bei 16 Kranzfesten.

Stucki war taubstumm und liess erst von seinem Gegner ab, wenn ihm der Platzkampfrichter mit einem kräftigen Schlag auf den Rücken den Sieg signalisierte. Bei ihm gab es keine flüchtigen Siege.

«Wer das nicht schafft, ist nicht böse genug.»

Das Einteilungskampfgericht ist eine demokratische Einrichtung: Jeder Teilverband (bzw. Kantonal- oder Gauverband) hat seinen Vertreter in diesem Gremium. Wer schlauer argumentiert, bekommt für seine Bösen die einfacheren Gegner. Dass Gästeschwinger bei einem Teilverbandsfest im Nachteil sind, ist seit mehr als 100 Jahren richtig: Wer als Gast das Fest gewinnen will, muss halt alle Gänge gewinnen. Wer das nicht schafft, ist nicht böse genug. Und wer weiss, dass er eine Maximalnote braucht, lässt sich nicht auf den Bodenkampf ein und sucht die Entscheidung durch einen Plattwurf aus dem Stand heraus.

Samuel Feller, Eidgenoessischer Technischer Leiter, Mitte, bespricht mit seinem Team die Einteilung der Gaenge am Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfest (ESAF) in Zug, am Samstag, 24. August 2019.  ...
Im Einteilungsbüro werden die Paarungen der jeweils nächsten Gänge bestimmt.Bild: KEYSTONE

Mehr als 100 Jahre lang gab es die Diskussionen um Einteilung, um Kampfrichterentscheidungen und die Notengebung lediglich im kleinen Kreis auf der Tribüne, in der Festhütte und im Wirtshaus. Die Medien interessierten sich nur am Rande für Schwingen. Film- oder Videoaufnahmen oder gar TV-Direktübertragungen in alle Wohnstuben waren selten.

Inzwischen ist das Schwingen populär wie nie geworden. Das Fernsehen und generell die Medien haben das Potenzial des vaterländischen Sportes erkannt. Fehlentscheidungen der Kampfrichter inklusive Notengebung und Winkelzüge des Einteilungskampfgerichtes werden nun für alle sichtbar. Und schon wird der Ruf laut nach einem VAR (Video Assistant Referee). Im Schwingen wäre es ein VAK (Video-Assistent-Kampfrichter).

«Der VAR war halt ein Berner.»

Bei Lichte besehen gibt es nicht ein einziges Argument für einen VAR im Schwingen. Aber eine ganze Reihe von Argumenten dagegen.

Erstens: Wie wir aus dem Fussball und dem Eishockey wissen: Selbst ein VAR und andere Möglichkeiten der Videohilfe garantieren keine absolute Gerechtigkeit. Im Schwingen gäbe es keine Garantie, ob ein Kampf gewonnen ist oder ob die Notengebung richtig war.

Zweitens: Chancengleichheit ist oberstes Gebot. Also müsste jeder Gang (Kampf) aufgezeichnet werden. Mindestens drei Kameras pro Sägemehlring wären erforderlich und an manchen Wochenenden werden mehrere Feste ausgetragen. Diese Infrastruktur ist gar nicht vorhanden und vor allem nicht finanzierbar. Und wenn nicht jedes Fest mit VAR durchgeführt würde, dann müssten die Listen der Kranz- und Festgewinner mit einem Sternchen versehen werden: *mit VAR, *ohne VAR.

Drittens: Die Kritik würde sich bloss vom Sägemehl ins VAR-Büro verlagern. Beim VAR entscheiden auch Menschen und bald einmal wäre die Kritik: «Der VAR war halt ein Berner.» Oder ein Innerschweizer. Oder ein Nordostschweizer.

Seit immer mehr TV-Kameras das Geschehen im Sägemehlring übertragen, hat das Schwingen seine Unschuld verloren und sieht sich den gleichen Kritiken und Polemiken ausgesetzt wie der Fussball oder das Eishockey. Na und? Kritik und Polemik beleben das Sportgeschäft.

Folgerichtig bestätigt Rolf Gasser, der Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbandes: «Der VAR ist kein Thema.» Die Reglemente im Schwingen haben sich seit mehr als 100 Jahren bestens bewährt und sie kommen weitere 100 Jahre ohne VAR aus. Ein VAR im Schwingen? Unnötig, ja, barer Unsinn.

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2022 in Pratteln: Joel Wicki.
quelle: keystone / peter schneider
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bert Stein
10.07.2023 20:10registriert November 2020
Sorry, aber hier ging ein Aspekt ziemlich vergessen: Seit Spitzenschwinger mit Sponsoringverträgen (viel) Geld machen können, ist Schwingen ein Sport wie jeder andere, mit allen Nebeneffekten inklusive Doping. Hier zu argumentieren, dass Fehlentscheide noch zum Charme des Schwingens gehören, ist etwas naïv.
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Schneemänndli
10.07.2023 18:00registriert Januar 2023
Das mit dem auf den Rücken gehen und die Geste von Wicki gestern gegen Giger waren völlig daneben und das sagt ein Innerschweizer. Dass Wicki gestern ein spitzes Resultat bekam, ist Zufall und sicher keine Verschwörung. Bei Bergfesten sind ja jeweils Kampfrichter aus mehreren Teilverbänden dort. Trotzdem wird in jedem Teilverband mit Tricks gearbeitet, so zum Beispiel gestern, als man Wenger gegenüber Ambühl bevorzugt hatte, obwohl Ambühl den König besiegt hatte. Man sieht, es wird überall gemauschelt und nicht nur in der Innerschweiz…
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Pablo Erster-anderbar
10.07.2023 16:51registriert Mai 2022
Bin einverstanden das es kein VAR benötigt.
Jedoch hat der ISV (zumindest einige Schwinger davon) in den letzten zwei Wochen sicherlich nicht beliebt gemacht.
...extra auf den Rücken damit der Gast keine 10 bekommt
... Soll Wicki lernen zu verlieren bzw. zu stellen, Grösse zeigen und dem Gegner anständig die Hand geben und nicht wie ein gränni davon zotteln. Sorry Joel, verlierst immer mehr Sympatiepunkte.
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