In der Nacht auf Montag (00.30 Uhr) treffen die Kansas City Chiefs im Super Bowl auf die San Francisco 49ers. Im 58. Endspiel der NFL bietet sich den Chiefs die Möglichkeit, ihren Titel zu verteidigen, letztmals gelang dies den New England Patriots vor 19 Jahren.
Schweizer Zuschauer können das Spektakel im Free-TV bei RTL verfolgen. Dort begleitet Jana Wosnitza durch die Nacht. Seit dieser Saison moderiert sie jedes Wochenende das NFL-Programm bei RTL.
Jana, im September meintest du noch, dass du dich täglich ungefähr sechs Stunden lang ins Thema Football einarbeitest. Wie umfangreich ist die Vorbereitung jetzt noch?
Jana Wosnitza: Ich habe mich jede Woche mit der NFL beschäftigt, bin «any given Sunday» im Studio gestanden. Die Vorbereitung mit Blick aufs Sportliche ist überschaubar, da ich mittlerweile so tief in der Materie stecke.
An der Seite von Björn Werner und Patrick Esume zu arbeiten, hat sicherlich auch geholfen.
In der Sendungsbesprechung kann ich natürlich Fragen stellen. Da bin ich in einer Luxussituation mit unseren Experten. Aber ich bin nicht mit einem Fragenkatalog zu ihnen marschiert und habe ihnen gesagt: «Erklärt mir mal das und das.»
Wieso nicht?
Ich denke, es ist meine Rolle in der Sendung, die Fragen zu stellen, die sich der Zuschauer auch zuhause stellt. Deswegen ist es vielleicht nicht so clever, vorher schon alles bis ins kleinste Detail zu erfragen und nachzuvollziehen, sondern das eben live in der Sendung zu machen. Davon lebt unsere Übertragung.
Also bist du der verlängerte Arm der TV-Zuschauenden.
Wenn die Experten zu sehr in ihren Nerd-Talk abdriften, erhebe ich die Hand und sage: «Moment, Moment, holt mich auch mal wieder ab!» Weil ich die Hoffnung habe, damit viele Zuschauer zu Hause wieder mit ins Boot zu holen.
Hast du dich auf den Super Bowl nun noch einmal speziell vorbereitet?
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Zuschauern so viel wie möglich von den Eindrücken aus dieser Woche aus Las Vegas mitzugeben. Vor Ort erleben und sehen wir Dinge, die man beim Spiel selbst nicht mitbekommen kann. Ich versuche, so viel wie möglich aufzusaugen, und das dann an die Zuschauer weiterzugeben.
Gehört Jetlag auch zu deinen Erfahrungen von vor Ort?
Den Jetlag habe ich etwas unterschätzt. Beim Championship Game in Baltimore waren es sechs Stunden Zeitunterschied, diesmal sind es neun Stunden. Das ist ein merklicher Unterschied.
Die vielen Nachtschichten, die die NFL-Übertragungen mit sich bringen, waren also nicht ausreichend Vorbereitung?
Die Nachtschichten haben nicht unbedingt geholfen. Grundsätzlich hilft aber, dass ich mit wenig Schlaf gut arbeiten kann. Und ich kann zu jeder Zeit schlafen. Mich stört es nicht, schon um 21 Uhr ins Bett zu gehen, ich kann aber auch mal gut bis 4 Uhr nachts wach bleiben.
Hast du Tipps im Umgang mit Jetlag?
Ich nehme einfach jede Stunde an Schlaf mit, die ich bekommen kann. Ich habe es aufgegeben, mich zum Wachhalten zu zwingen. Wenn ich müde bin und zwei Stunden schlafen kann, nehme ich die zwei Stunden Schlaf mit. Im Moment hilft jedes Bisschen. Um meinen Biorhythmus kümmere ich mich nach dem Super Bowl. (lacht)
Es ist dein zweites Spiel in den USA, schon vor zwei Wochen warst du beim Championship Game zwischen den Ravens und den Chiefs. Wie war es in Baltimore?
Das war das krasseste Stadionerlebnis, das ich jemals hatte. Beim ersten Touchdown der Ravens dachte ich unten an der Sideline, dass mir die Ohren wegfliegen. Es war unfassbar, wie laut es da war. Das war auch nicht vergleichbar mit Frankfurt.
Werden die Fans der Chiefs oder der 49ers an dieses Level heranreichen können?
Ich glaube nicht, dass der Super Bowl da heranreichen wird. Man muss sich vor Augen führen: Tickets kosten zwischen 6000 und 40'000 Euro, im Schnitt liegen die bei 10'000 Euro.
Das sind aberwitzige Preise.
Am Flughafen auf dem Weg nach Vegas habe ich viele deutsche Fans getroffen, mit denen habe ich mich unterhalten. Die meisten hier haben keine Tickets, nehmen einfach die Vegas-Woche der geilen Erfahrung wegen mit. Sie werden es vor dem Stadion noch versuchen, aber es ist ja fast unmöglich für den normalen Fan, beim Super Bowl dabei zu sein.
Stattdessen dürfte vor allem die High Society zugegen sein.
Und Eventfans kommen auch. Das ist nicht negativ gemeint, ich bin ein grosser Fan von Eventfans.
Warum?
Aus ihnen kann ein Sportfan werden. Das ist ein legitimer Weg. Aber in puncto Stimmung sind die Eventfans natürlich nicht mit den Fans der Ravens vergleichbar.
Was hast du während der Hot Week in Las Vegas erleben können?
Wir waren bei den Jungs im Hype House, bei Patrick Esume und Björn Werner. Da hat Mitja mit DJ Jakob Johnson aufgelegt – sehr geil! Ich war zudem bei der Usher-PK. Obendrein hatten wir am Donnerstag noch einen Dreh für ein cooles Opening.
Kannst du uns da schon ein paar Einblicke gewähren?
So viel kann ich verraten: Es hat grosse Parallelen zum Film Hangover. Eine Limousine und der Strip hier in Las Vegas sind involviert.
Nach dem Super Bowl wirst du noch auf dem Platz auf Stimmenfang gehen. Würdest du dabei lieber Patrick Mahomes oder Taylor Swift interviewen?
Sehr geile Frage! Definitiv Patrick Mahomes, da geht das Sportliche vor. Aber es ist ja keine Entweder-oder-Entscheidung. Ich würde danach auch noch Travis Kelce und Taylor Swift im Doppelinterview nehmen. (lacht)
Als RTL die NFL-Übertragungsrechte im vergangenen Jahr übernommen hat, gab es viel Kritik. Die scheint mittlerweile deutlich nachgelassen zu haben.
Den Eindruck habe ich auch. Ich habe viele Fans, die mir schreiben, dass sie anfangs unglücklich über den Rechtewechsel waren, jetzt aber Fans des RTL-Teams sind. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es mein Ansporn ist, diese Menschen zu überzeugen und ihnen zu zeigen, dass wir es gut machen.
Überrascht dich der Sinneswandel vieler Zuschauenden?
Nein, es ist völlig normal, dass man sich erstmal kennenlernen muss. Das gilt sowohl für das Team vor der Kamera als auch für unser Team und die Zuschauer zu Hause. Das ist bei jedem im Privatleben genauso. Eine Freundschaft wird erst dann richtig gut, wenn man auf Erfahrungen und Erlebnisse zurückblicken kann, die einen zusammengeschweisst haben.
Hat euch die gemeinsame Saison auch innerhalb des Teams zusammengeschweisst?
Wir alle haben uns auf Anhieb richtig gut verstanden. Und ich kann wirklich behaupten, dass Mitja ein Freund geworden ist. Das spürt man dann auch vor der Kamera. Das ist schön und so soll es auch sein. Da sind wir wieder beim Grundsatz: Football is Family.
Football ist aber natürlich auch Sport, daher zum Abschluss eine sportliche Frage: Wer gewinnt den Super Bowl?
Patrick Mahomes und Travis Kelce wissen, worauf es ankommt in diesem einen Spiel. Und vor allem auch in dieser einen Woche. Du musst als Spieler mit all dem umgehen können, damit du den Fokus behältst. Spielerisch sind die Mannschaften auf Augenhöhe, daher werden Kleinigkeiten entscheiden. Dazu gehören die Faktoren Erfahrung und Fokus. Patrick Mahomes und die Chiefs werden den Titel verteidigen.