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Der Flaschenwurf von Christian Wohlwend in den Playoffs ging zu weit

Der Davoser Head Coach Christian Wohlwend, Mitte, im Eishockey Qualifikationsspiel der National League zwischen dem HC Davos und dem HC Lugano, am Samstag, 26. Februar 2022, im Eisstadion in Davos. (K ...
Christian Wohlwend hatte seine Emotionen gestern nicht im Griff.Bild: keystone
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Christian Wohlwend hat mit seinen Flaschenwürfen eine Linie überschritten

Der HC Davos verliert das zweite Spiel im Playoff-Halbfinal gegen den EV Zug auch wegen eines fragwürdigen Schiedsrichterentscheids kurz vor Schluss. In der Folge rastet HCD-Trainer Christian Wohlwend komplett aus und geht dabei deutlich zu weit.
11.04.2022, 10:3511.04.2022, 12:46
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Zuerst einmal müssen wir klarstellen: Die Strafe gegen HCD-Verteidiger Jesse Zgraggen war ein klarer Fehlentscheid. Es war kein Stockschlag, sondern ein leichtes Nachstochern beim Torhüter, wie es in einem Playoff-Spiel ein Dutzend Mal vorkommt. Der Treffer von EVZ-Stürmer Marco Müller zum 2:1-Sieg im darauffolgenden Powerplay bedeutet, dass ein Fehlentscheid der Schiedsrichter eine Partie entschieden hat und das darf nie der Fall sein.

Es ist also verständlich, dass der Frust bei den Davosern riesig war. Auch, dass die Emotionen hochkochten. Doch es gibt eine Linie, wo Frust-Äusserungen enden und schlechtes Benehmen anfängt. Und diese Linie hat Christian Wohlwend gestern klar überschritten.

Es ist eine Sache, seinen Unmut verbal in Richtung der Unparteiischen zu äussern. Es ist jedoch eine ganz andere Sache, Flaschen in ihre Richtung aufs Eis zu werfen. Das ist Frustbewältigung, wie sie vielleicht ein Kind betreiben kann, aber nicht ein 45-jähriger Erwachsener wie Christian Wohlwend.

Als Trainer hat der Engadiner auch eine Vorbild-Funktion, und in dieser hat er gestern versagt. Nicht nur gegenüber möglichen Hockey-Juniorinnen und -Junioren, die zuschauen, sondern auch gegenüber der eigenen Mannschaft. Mit seinem Wutanfall hat Wohlwend seinen Spielern gewissermassen vermittelt, dass es in Ordnung ist, aus Frust eine Strafe zu kassieren. Der HCD-Trainer erhielt nämlich eine Zwei-Minuten- und eine Disziplinarstrafe.

Dass Wohlwends Aktion mit Sprüchen wie «Emotionen gehören in den Playoffs halt dazu» verteidigt wird, ist lächerlich. Wenn ein Fan in einer solchen Situation einen Gegenstand in Richtung der Schiedsrichter wirft, würde diesem Stadionverbot drohen. Egal, ob der Gegenstand das Eis tatsächlich erreicht oder nicht. Niemand würde auf die Idee kommen, eine solche Aktion eines Zuschauers mit nötigen Playoff-Emotionen zu entschuldigen.

Man darf gespannt sein, welche disziplinarischen Massnahmen Christian Wohlwend drohen. Die National League hat Antrag auf ein Verfahren gegen den HCD-Trainer gestellt.

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HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Playoffbart
11.04.2022 11:02registriert Oktober 2015
Der Flaschenwurf-Ausraster war nur das unrühmliche Ende. Bereits im Interview vor dem Spiel (
war Wohlwend sichtlich gereizt und dünnhäutig.
Während dem Spiel hat er sich mehrfach bei den Schiedsrichtern beklagt und das auch nicht gerade auf ruhig und abgeklärte Weise.
Wenn man die ganze Zeit mit den widrigen Umständen hadert, statt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen kommts selten gut...
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djohhny
11.04.2022 13:18registriert September 2016
Habt ihr das Interview mit Enzo Corvi nach dem Spiel gesehn? Nüchtern, reflektiert, selbstkritisch. Auch das er hingestanden hat und gesagt hat, dass er für das Verhalten von Wohlwend kein verständnis habe. Einfach Klasse. Vielleicht sollte er Trainer werden
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Lars mit Mars
11.04.2022 10:48registriert März 2020
Ach, die Sanktionen für Wolwo folgen noch früh genug - nach dem Ausscheiden, vom HCD-Vorstand. Der Täubeli hat bald genug Zeit, um seinen Wurfarm zu trainieren.
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