Vor 233 Tagen hat die U21-Mannschaft des FC Zürich ihr letztes Pflichtspiel bestritten. 2:2 endete die Promotion-League-Partie gegen den FC Basel am 23. November 2019.
Nun tritt die Nachwuchs-Equipe des FCZ erneut gegen Basel an. Aber gegen das Super-League-Team. Weil fast sämtliche FCZ-Profis aufgrund von Corona-Fällen für zehn Tage in der Quarantäne stecken. Das hat die Fussball-Schweiz – wie wohl auch die U21 – heute erfahren. Einen Tag vor dem Spiel. Und fünf Tage vor dem Heimspiel gegen YB, in dem die Zürcher ebenfalls ihre Junioren spielen lassen.
Man kann das alles positiv sehen. Die jungen FCZ-Spieler erhalten eine Möglichkeit, sich auf höchster nationaler Ebene in Szene zu setzen. Und vor allem: Die Meisterschaft kann wie vorgesehen weitergehen. Das am Samstag abgesagte Spiel zwischen Zürich und Sion kann schon noch irgendwo in den proppenvollen Terminkalender gequetscht werden. Es drohte der Super-GAU, der Saisonabbruch.
Aber wenn eine Mannschaft nur mit ihrem Nachwuchsteam antritt, dann ist das nichts anderes als eine Wettbewerbsverzerrung. Natürlich: Jedes Spiel beginnt mit 0:0 und muss zuerst gespielt werden. Die Chancen von Basel und YB, den FC Zürich zu schlagen, sind jedoch gerade massiv gestiegen. FCZ-Präsident Ancillo Canepa kann noch lange Zuversicht verbreiten und betonen, das U21-Team habe gerade zwei Testspiele absolviert. Fakt ist: Wenn es nicht über sich hinauswächst, dann ist es gegen den Dritt- und gegen den Zweitplatzierten der Liga chancenlos.
Und da sind wir beim Problem angelangt. Denn Basel und vor allem YB kämpfen noch um den Meistertitel. Gegen den Leader FC St.Gallen, dem es niemand übel nehmen kann, wenn er sich gerade verschaukelt fühlt. Denn die direkten Gegner kommen nun zu billigen Punkten, während die Ostschweizer gegen Luzern und Thun antreten müssen, welche auf ihre erste Garde zählen können.
Noch hat St.Gallen einen Punkt Vorsprung auf YB und sieben Zähler mehr als Basel. Doch die Tordifferenz spricht gegen die St.Galler, sie ist jeweils um sieben Treffer schlechter. Daher wäre es aus ihrer Sicht wohl besser gewesen, Basel und YB hätten gegen den FCZ 3:0 forfait gewonnen, anstatt eine Gelegenheit erhalten, gegen den jungen Gegner ihre Tordifferenz weiter in die Höhe zu schrauben. Sie gibt bei Punktegleichstand den Ausschlag. Vielleicht hätte St.Gallen ja gar vier Punkte Vorsprung auf YB, hätte es auch gegen die U21 des FCZ antreten dürfen und nicht gegen die erste Auswahl. Gegen die gingen die Grün-Weissen Ende Juni 0:4 unter …
In der drittletzten Runde kommt es am 25. Juli zum Duell zwischen St.Gallen und dem FC Zürich. FCZ-Präsident Canepa betont in seinem Communiqué, seinen Entscheid im Interesse des gesamten Schweizer Fussballs gefällt zu haben. Wenn es Canepa damit wirklich ernst ist, dann wird er auch gegen den FCSG seine U21-Mannschaft aufs Feld schicken. Oder gleich für den gesamten Rest der Saison.
Ähä. Entschuldigung, aber geht's noch? Auch der FCZ hat (oder hätte) noch ein deutliches Wörtchen um die EL-Plätze mitzureden. Auf diese Weise "Fairness" zu verlangen ist schlicht absurd.