Taulant Xhaka flog vom Platz, auch Wouter Burger kassierte Rot. Zuvor war auf Seiten der Basler schon Kasim Adams wegen eines Ellbogenschlags vom Platz geflogen, beim FC Zürich bekam Ersatzspieler Mirlind Kryeziu die Rote Karte gezeigt. Als die Partie im St.Jakob-Park schon beinahe vorbei war, ging es plötzlich hitzig und ruppig zu und her.
Am Ursprung der chaotischen Schlussphase stand die 89. Minute. In dieser zeigte Schiedsrichter Alessandro Dudic auf den Penaltypunkt vor dem Basler Tor, nachdem Bledian Krasniqi nach einem Zweikampf mit Michael Lang hingefallen war. Für den Schiri war der Fall sofort klar. Der FCZ schoss in der 91. Minute das 1:0, wenig später das 2:0, dann war das Spiel aus.
Krasniqi stand nach dem Spiel hin und betonte, er habe eine Berührung gespürt. «Für mich war es ein klarer Penalty», sagte der FCZ-Spieler. «Für den Schiedsrichter auch und für den VAR offenbar auch.»
Das kann man so sehen. Und doch hätte Schiedsrichter Dudic dafür sorgen können, dass es anschliessend vielleicht etwas weniger eskaliert wäre. Selbst wenn er sich sicher ist und selbst wenn ihm das auch der VAR bestätigt – wieso geht er nicht trotzdem kurz an die Seitenlinie, um sich die Szene am Bildschirm anzuschauen? Ein kleiner psychologischer Trick und die Möglichkeit, etwas Zeit verstreichen zu lassen. Ein Versuch, dadurch die Lage etwas zu beruhigen. Den Entscheid muss der Schiedsrichter ja trotzdem nicht umstossen.
Für die sich betrogen fühlenden Basler wäre das ein Zeichen des Refs gewesen, dass er sich beim Entscheid wirklich sicher ist. Rot-Blau hätte immer noch damit gehadert, aber ihn wohl eher akzeptieren können. So bleibt beim FCB der grosse Frust darüber, dass der Schiedsrichter mit dem VAR zwar die Möglichkeit einer nochmaligen Beurteilung besitzt, er diese aber in einer umstrittenen – und einer zu diesem Zeitpunkt und bei diesem Spielstand – matchentscheidenden Szene nicht angewendet hat.
Dass Dudic auf das Betrachten der Fernsehbilder verzichtet hat, entschuldigt indes die Rotsünder keinesfalls. Ja, damit hätte der Schiedsrichter die Situation möglicherweise beruhigen können. Die Tatsache, dass sich einige Spieler nicht mehr im Griff hatten, damit zu begründen, dass der Unparteiische seiner Aufgabe nicht gewachsen war, ist allerdings daneben.
Der so erfahrene Taulant Xhaka liess sich zunächst zu einem Schlag ins Gesicht von Antonio Marchesano hinreissen. Dafür war er mit Gelb noch gut bedient, da es aber seine zweite Verwarnung im Spiel war, musste er gleichwohl vom Platz.
Und das führte zur kuriosen Situation, dass ihn der Schiedsrichter aus dem Spielertunnel zurück aufs Feld holte – nur um Xhaka auszurichten, diese zweite Gelbe Karte sei sistiert und er sehe stattdessen direkt Rot.
Denn was sich auch ereignete und vom Schiri zunächst unentdeckt blieb, war ein Kopfstoss der Marke Zinédine Zidane gegen die Brust des Zürchers Nikola Katic. Für die Tätlichkeit droht dem 32-jährigen Xhaka nun eine Sperre von mehreren Partien. Am Montagmorgen entschuldigte er sich für seine Entgleisung, die er mit Beleidigungen gegen sich und seine Familie begründete.
Vor einigen Wochen leiteten die Bundesliga-Spieler Anton Stach und Nils Petersen ein Spiel im Amateurbereich, um den 23. Mann auf dem Platz besser verstehen zu können. Stach sprach von einer «coolen Erfahrung», die aber «auch eine Herausforderung» gewesen sei. Man habe viele Eindrücke und müsse in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, betonte er.
Vielleicht täte es einigen Hitzköpfen ganz gut, den Fussball ebenfalls einmal aus dieser anderen Perspektive kennenzulernen.
Du kannst als Schiri nicht im selben Spiel einmal so und einmal anders entscheiden. Insbesondere nicht bei strittigen Szenen wie die beiden Elfmeter-Diskussionen.
BTW: Bei dem Gerangel hätten auch noch einige andere rot sehen dürfen. Nicht nur die 3 Basler und der eine Zürcher. Ich wäre auch dafür, dass verbale Entgleisungen à la Katic aufgearbeitet würden. Nichts desto trotz: Es entschuldigt die Handlungen von TX definitiv nicht!
Ist es Aufgabe des Schiedsrichters die Spieler wie verhaltensgestörte Sonderschüler zu behandeln? Ihnen nicht zuviel Realität zuzumuten weil sie sonst austicken könnten?
Es wäre Aufgabe der Spieler, vor allem des Captains, mit solchen (möglicherweise) Ungerechtigkeiten umgehen zu können auch wenn sie sauer auf sich selbst sind weil es 90 Minuten lang nicht gelang ein Tor zu erzielen.