Nach diesem Spiel ist alles aussergewöhnlich. Auch die Szenen, die sich in der Mixed Zone abspielen. Während die Zürcher Exponenten ihre Leistung rühmen, erscheint vom FC Basel nur ein Spieler: Marwin Hitz. Alle anderen seien zu wütend, um sich äussern zu können.
Aber auch Hitz, dieser besonnene, erfahrene Goalie, kann verständlicherweise seine Emotionen nicht verstecken. Nachdem er das Spiel kurz sportlich einordnet, dreht er den Spiess für einmal um. Wie die Journalisten die Szene vor dem Elfer gesehen haben, will er wissen. Und er schiebt eine zweite Frage nach: «Wie viele Aktionen gab es in dieser Saison, allgemein, nicht nur beim FC Basel, die nicht nachvollziehbar waren?»
Hitz wählt die Frage-Form, weil er aufpassen müsse, was er sage. Aber danach setzt er zu einem Monolog an. «Ich glaube, wir haben ein Problem in dieser Disziplin in der Liga», fängt er an und meint die Disziplin «Schiedsrichter».
Man solle sich nicht mit der Bundesliga oder England vergleichen. Aber dass Schweizer Teams im internationalen Vergleich oft schlecht abschneiden, habe auch damit zu tun, dass hierzulande anders gepfiffen werde.
Beispiel Zeitspiel: «In der Schweiz wird immer erst ab der 80. Minute eingegriffen. Aber Zeitspiel ist doch auch in der ersten Halbzeit strafbar, oder?» Wieder wählt er die Frage-Form. Und ergänzt: «Habt ihr eine klare Linie gesehen, wenn es darum geht, wie bei Zweikämpfen gepfiffen wird?»
Man könne Fehlentscheide treffen, das gäbe es schliesslich überall und gehöre dazu. Aber es müsse eine generelle Linie geben. «Aber ich will mich nicht hineinsteigern.» Genau das aber tut er ein bisschen – zumindest für seine Verhältnisse.
Denn Hitz argumentiert zwar ruhig, aber sehr dezidiert. Er erklärt, was für ihn eine gute Schiedsrichter-Leistung war: Jene im Spiel gegen Trabzonspor zu Hause. «Da war eine klare Körpersprache. Die Emotionen konnten so ruhig gehalten werden.»
Er sagt auch gleich, was ihm fehlt, und übt Fundamentalkritik: «Eine klare Kommunikation untereinander und eine gute Körpersprache, das würde dem Schweizer Fussball guttun.» Würde der Schiedsrichter sich jeweils erklären, dann könnte man möglicherweise das Gegenüber verstehen. So wie jetzt sei das schwierig.
Hitz zeichnet auch ein Bild von den Szenen in der Kabine und garniert dies mit weiterer Kritik: «Es herrschte extremer Frust, ein bisschen Wut und eine riesige Enttäuschung. Es war ein Witz-Elfmeter und es sollte strafbar sein, so fallen zu wollen.» Deutliche Worte. Die wählt er aber auch für seine Kollegen: «Die Roten Karten sind völlig unnötig. Nicht nur für jetzt, sondern weil es Sperren nach sich ziehen wird. Aber auch hier: Man könnte das energischer unterbinden.»
Um das alles zu verdauen, werde man nun ein paar Stunden brauchen.
Würde man vernünftig bezahlen, dann wären sicherlich auch A&B Junioren bereit mit einer Ausbildung zu beginnen, und der Pool der verfügbaren Schiris würde deutlich grösser.
Dazu kommt noch, dass die Schiris ungeschützt den Anfeindungen gewisser Eltern in bestimmten Quartieren ausgesetzt sind…