Ich muss zugeben, ich habe die NBA schon intensiver verfolgt als in diesem Jahr. Zwar schaute ich noch immer regelmässig Highlights und informierte mich über das Geschehen, einen Blick auf die Tabelle warf ich aber nur selten. Nun, da sich die Regular Season dem Ende zuneigt, habe ich den Stand der Dinge aber genauer studiert – und ich war teilweise echt überrascht. Detroit ist sicher in den Playoffs?! Houston ist Zweiter im Westen?! Und was zum Teufel ist bei Phoenix los?!
Klar, es ist nicht ganz an mir vorbeigegangen, dass Detroits Jungstar Cade Cunningham eine starke Saison spielt. Aber dass die Pistons gleich so gut sind? Letztes Jahr waren sie das schlechteste Team der Liga, im Draft bekamen sie an fünfter Stelle trotzdem kein Supertalent, das ihnen sofort hilft. In den letzten fünf Jahren gewannen sie nie mehr als 23 der 82 Spiele – nun sind es plötzlich 44, 2 Spiele stehen noch aus.
In Houston hat sich am Kader kaum etwas verändert, und doch haben die Rockets sich von 41 auf bisher 52 Siege verbessert. Ein Quantensprung in der NBA. Andersrum läuft es bei Phoenix, bei dem nach der direkten Playoff-Qualifikation mit 49 Siegen in der Vorsaison plötzlich gar nichts mehr zusammengeht. Jetzt schaffen es die Suns mit Kevin Durant, Devin Booker und Co. nicht einmal mehr in die Play-Ins. Dafür steht Cleveland plötzlich unangefochten an der Spitze der Eastern Conference. Da kann man sich nur verwundert die Augen reiben.
Aber genau diese Unvorhersehbarkeit macht die NBA so grossartig. Wer einmal eine Saison – oder auch nur einige Monate – nicht aufpasst, wird überrascht sein, wie viel er oder sie verpasst hat. Teams, die plötzlich deutlich besser oder schlechter sind. Spieler, die auf einmal für ganz andere Teams spielen. Wohl in keinem Sport wechseln so viele Stars so häufig. Jahr für Jahr kann in der besten Basketball-Liga der Welt alles auf den Kopf gestellt werden.
Wenn ein Team nicht wie gewünscht performt, wird das Kader schnell mal zertrümmert und neu aufgebaut. Aber selbst Teams, die gut sind, probieren gerne etwas. So zum Beispiel Vorjahres-Halbfinalist Minnesota und die New York Knicks, die Zweiter der Eastern Conference waren. In einem Blockbuster-Trade tauschten die beiden Teams unter anderem Karl-Anthony Towns und Julius Randle. Damit gibt es auch immer neue Spielerkonstellationen, bei denen es extrem spannend zu beobachten ist, wie diese zusammenpassen und funktionieren. So finden Interessierte immer etwas Neues und das ist es doch, was sich ein Sportfan wünscht. Was sich wiederholt oder vorhersehbar ist, ist langweilig.
Da kommt auch die Action auf dem Feld ins Spiel. Basketball ist ein schneller Sport, bei dem eigentlich immer etwas los ist. Aus dem Nichts kann ein krachender Dunk oder ein spektakulärer Wurf die Fans zum Ausrasten bringen. Wer Trash Talk oder kleine persönliche Fehden mag, ist ebenfalls gut bedient. Manchen werden vielleicht zu viele Dreier geworfen, doch die Schwierigkeit der Würfe muss man anerkennen. Dass es nicht alle mögen, gilt auch für die im Vergleich zum eher mannschaftsorientierten Basketball in Europa stärker auf die Superstars zugeschnittene Spielweise der verschiedenen Teams. Unterhaltung ist dank der riesigen Qualität der Spieler in der NBA aber garantiert.
Und wer einen perfekten Einstiegspunkt für diesen Sport sucht, muss nicht lange warten. An diesem Wochenende stehen nämlich noch einmal zwei Vollrunden an, gerade in der Western Conference ist aufgrund der tabellarischen Situation Spektakel garantiert. Platz 4 und 8 trennt nur ein Sieg, es sind also noch einige Verschiebungen möglich. Und da am Sonntagabend um 19 Uhr und um 21.30 Uhr insgesamt 15 Spiele stattfinden, wird selbst in Europa zu angenehmen Zeiten gespielt.
Die Partien zwischen Orlando mit den deutschen Wagner-Brüdern und Atlanta, bei dem der Genfer Clint Capela leider verletzt fehlt, sowie Golden State um Stephen Curry und den Los Angeles Clippers mit Kawhi Leonard werden bei ProSieben Maxx im Free-TV übertragen.
Mit dem Ende der Regular Season geht aber erst die beste Zeit des Jahres los: die Playoffs. Das kennen die meisten ja aus anderen Sportarten wie dem Eishockey – und natürlich machen die Spiele dann auch in der NBA am meisten Spass, wenn am meisten auf dem Spiel steht. Jetzt werde auch ich wieder tief in die Welt des Basketballs eintauchen – und ich kann es auch euch wärmstens empfehlen.