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Premier League: So wollen die Klubs die Fans noch stärker schröpfen

Manchester City fans celebrate after Manchester City's Rodrigo scores his side's third goal during the English Premier League soccer match between Manchester City and West Ham United at the  ...
Wie lange werden wir Fans wie ihn noch in den englischen Stadien sehen?Bild: keystone

Englische Klubs wollen weg von Saisonkarten – um die Fans noch stärker schröpfen zu können

Tickets in England kosten schon jetzt deutlich mehr als in anderen Topligen – und trotzdem steigen die Preise nun weiter. Ein Experte für Fussballfinanzen erwartet in Zukunft immer schlimmere Verhältnisse für den gemeinen Fan.
28.05.2024, 14:1228.05.2024, 16:06
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Einfache Fussballklubs sind die Vereine in der Premier League schon längst nicht mehr. Vielmehr sind Manchester City, Liverpool und Co. Unternehmen, welche auf Gewinnmaximierung aus sind. Deshalb suchen die Klubs auch immer wieder neue Methoden, um noch mehr Geld einzunehmen.

Neben den stetig steigenden TV-Einnahmen, welche sich pro Klub mittlerweile auf bis zu mehr als 200 Millionen Euro jährlich belaufen, schrauben die Premier-League-Vereine nun auch noch an den Ticketpreisen. Unter anderem der FC Liverpool verärgerte seine Fans mit einer Preiserhöhung von zwei Prozent.

Dreimal teurer als in Deutschland

Ausserdem verkündete Arsenal zum zweiten Mal innert zwei Saisons, dass die Saisonkarten teurer werden – die günstigste kostet nun rund 1250 Franken –, während auch Manchester City über zehn Prozent mehr verlangt als in der Vorsaison. Zum Vergleich: In der Schweiz kosten die günstigsten Sitzplatzkarten fürs ganze Jahr um die 300 Franken, in Deutschland sind es im Durchschnitt knapp 390 Franken. Die teuerste Bundesliga-Dauerkarte kostet mit rund 970 Franken noch immer weniger als bei den Gunners.

epa11350739 Dortmund's Marco Reus celebrates with the fans after the German Bundesliga soccer match between Borussia Dortmund and SV Darmstadt 98 in Dortmund, Germany, 18 May 2024. EPA/FRIEDEMANN ...
In Deutschland bezahlen die Fans deutlich weniger als in England.Bild: keystone

Zu besonderem Ärger führte die Tatsache, dass die Ticketpreise zuvor lange eingefroren waren und fast ein wenig als heilig galten, damit ein Stadionbesuch möglichst vielen Menschen offen war. Das hat sich nun jedoch geändert. Wie Kieran Maguire, Experte in Sachen Fussballfinanzen, glaubt, könnte Manchester United ein Vorbild dafür sein. Die Red Devils konnten ihre Spieltagseinnahmen nämlich um knapp 30 Millionen Franken steigern, indem sie die Ticketpreise 2022 erstmals nach elf Jahren erhöhten. Zuvor waren diese Einnahmen eigentlich immer gleich.

Maguire sagt voraus: «Die Preise werden weiter steigen, weil die Verantwortlichen wissen, dass gewisse Leute bereit sind, das zu bezahlen.» Liverpool könne zum Beispiel über 80'000 Tickets für das rund 61'000 Zuschauerinnen und Zuschauer fassende Stadion an der Anfield Road verkaufen. Der Experte glaubt, dass die Investoren und Besitzer bald jedes Jahr eine Preiserhöhung verlangen könnten.

Lieber Touristen als loyale Fans

Was Maguire ebenfalls beobachtet, ist, dass immer mehr Klubs versuchen würden, von Saisonkarten wegzukommen. Je weniger Fans nämlich Tickets für jedes Heimspiel besitzen, desto mehr Plätze können für die einzelnen Spiele verkauft werden – natürlich für höhere Preise. Maguire befürchtet, dass das typische englische Fussball-Publikum so noch stärker aus den Stadien verdrängt werden dürfte, als dies ohnehin schon der Fall ist. Viele Fangruppen sehen diesen Wandel des Fokus «weg vom loyalen Fan hin zu Touristen, die auch in den Vereinsläden viel Geld liegenlassen», wie Maguire es in seinem Podcast «The Price of Football» sagt, ebenfalls kritisch.

Fulham supporters protest about costs of tickets during the Premier League match between Fulham and Manchester United, ManU at Craven Cottage, London, England on 4 November 2023. Copyright: xAndyxRowl ...
Dieser Fulham-Fan protestiert gegen höhere Ticketpreise.Bild: www.imago-images.de

Eine Abkehr von Saisonkarten wäre ein ziemlich radikaler Schritt im Fussball. Für gewisse Grossklubs wäre es jedoch auch nur ein fast logischer Schritt hin zu noch stärker auf Gewinnmaximierung fokussierten Unternehmen.

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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En Espresso bitte
28.05.2024 14:28registriert Januar 2019
Da lobe ich mir wieder einmal den Grottenkick, das billige Bier und die Bratwurst des Quartiervereins 🤷‍♂️
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Mrs. Bonsai
28.05.2024 14:21registriert Februar 2014
tragische Entwicklung. Das sollte eigentlich boykotiert werden. Die treuen Fans werden auch da wieder abgezockt. Schade, Money rules the World.
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H.P. Liebling
28.05.2024 14:22registriert September 2018
Wo sind sie denn, die grossen Fans des englischen Modells, weil da auf der Insel ja stets Friede, Freude, Eierkuchen herrscht? Wünscht man sich solche Zustände allen Ernstes für den Schweizer Fussball? Also ich auf keinen Fall!
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    Ein WM-Team ohne SCB und gut genug für einen weiteren Final
    Gerade das Aufgebot von Andres Ambühl (41) zeigt: Patrick Fischer setzt auf Resultat-Realismus statt Romantik. Dieses WM-Team ist gut genug, um zum ersten Mal ohne Roman Josi und Nino Niederreiter den Final zu erreichen. Und bietet trotzdem Stoff für eine kleine Polemik.

    Wer nach ein wenig Polemik sucht – und beim aktuellen WM-Aufgebot muss man die Polemik schon suchen – kann fragen: Wo bleibt denn Marco Lehmann? Müsste der 26-jährige SCB-Stürmer im besten Alter (32 Spiele/26 Punkte) denn nicht eher im WM-Aufgebot stehen als der 41-jährige Veteran Andres Ambühl (50 Spiele/14 Punkte)? Haben wir denn hier nicht ein geradezu klassisches Romantik-Aufgebot: Der Nationaltrainer ermöglicht seinem Kumpel, mit dem er einst im HCD-Meisterteam stürmte, einen Karriere-Abgang durch die Vordertür. Andres Ambühl wird seine grandiose Karriere nach der WM beenden.

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