Einfache Fussballklubs sind die Vereine in der Premier League schon längst nicht mehr. Vielmehr sind Manchester City, Liverpool und Co. Unternehmen, welche auf Gewinnmaximierung aus sind. Deshalb suchen die Klubs auch immer wieder neue Methoden, um noch mehr Geld einzunehmen.
Neben den stetig steigenden TV-Einnahmen, welche sich pro Klub mittlerweile auf bis zu mehr als 200 Millionen Euro jährlich belaufen, schrauben die Premier-League-Vereine nun auch noch an den Ticketpreisen. Unter anderem der FC Liverpool verärgerte seine Fans mit einer Preiserhöhung von zwei Prozent.
Ausserdem verkündete Arsenal zum zweiten Mal innert zwei Saisons, dass die Saisonkarten teurer werden – die günstigste kostet nun rund 1250 Franken –, während auch Manchester City über zehn Prozent mehr verlangt als in der Vorsaison. Zum Vergleich: In der Schweiz kosten die günstigsten Sitzplatzkarten fürs ganze Jahr um die 300 Franken, in Deutschland sind es im Durchschnitt knapp 390 Franken. Die teuerste Bundesliga-Dauerkarte kostet mit rund 970 Franken noch immer weniger als bei den Gunners.
Zu besonderem Ärger führte die Tatsache, dass die Ticketpreise zuvor lange eingefroren waren und fast ein wenig als heilig galten, damit ein Stadionbesuch möglichst vielen Menschen offen war. Das hat sich nun jedoch geändert. Wie Kieran Maguire, Experte in Sachen Fussballfinanzen, glaubt, könnte Manchester United ein Vorbild dafür sein. Die Red Devils konnten ihre Spieltagseinnahmen nämlich um knapp 30 Millionen Franken steigern, indem sie die Ticketpreise 2022 erstmals nach elf Jahren erhöhten. Zuvor waren diese Einnahmen eigentlich immer gleich.
Maguire sagt voraus: «Die Preise werden weiter steigen, weil die Verantwortlichen wissen, dass gewisse Leute bereit sind, das zu bezahlen.» Liverpool könne zum Beispiel über 80'000 Tickets für das rund 61'000 Zuschauerinnen und Zuschauer fassende Stadion an der Anfield Road verkaufen. Der Experte glaubt, dass die Investoren und Besitzer bald jedes Jahr eine Preiserhöhung verlangen könnten.
Was Maguire ebenfalls beobachtet, ist, dass immer mehr Klubs versuchen würden, von Saisonkarten wegzukommen. Je weniger Fans nämlich Tickets für jedes Heimspiel besitzen, desto mehr Plätze können für die einzelnen Spiele verkauft werden – natürlich für höhere Preise. Maguire befürchtet, dass das typische englische Fussball-Publikum so noch stärker aus den Stadien verdrängt werden dürfte, als dies ohnehin schon der Fall ist. Viele Fangruppen sehen diesen Wandel des Fokus «weg vom loyalen Fan hin zu Touristen, die auch in den Vereinsläden viel Geld liegenlassen», wie Maguire es in seinem Podcast «The Price of Football» sagt, ebenfalls kritisch.
Eine Abkehr von Saisonkarten wäre ein ziemlich radikaler Schritt im Fussball. Für gewisse Grossklubs wäre es jedoch auch nur ein fast logischer Schritt hin zu noch stärker auf Gewinnmaximierung fokussierten Unternehmen.