Am Ende blieben Elena Quirici nur bittere Tränen. Die Aargauer Karateka schied in der Gruppenphase des olympischen Turniers, wo nur die zehn besten Frauen der Welt antreten durften, trotz zwei Siegen, eines Unentschiedens und nur einer Niederlage aus.
Mit Tränen in den Augen sagte Elena Quirici im SRF-Interview, sie habe alles gegeben. «Ich denke, ich kann stolz darauf sein, was ich in den letzten Jahren gezeigt habe, bis ich überhaupt hier stehen durfte.» Es brauche nun wohl etwas Zeit, «aber ich denke, in ein paar Wochen kann ich stolz auf mich sein.»
Weil sie in ihrem letzten Kampf nur ein Unentschieden erreichte, musste die 27-Jährige auf fremde Hilfe hoffen, die sie allerdings nicht bekam. Nach einem ereignislosen 0:0 zwischen den beiden Nordafrikanerinnen, das der Ägypterin Abdelaziz zum sicheren Weiterkommen verholfen hatte, gewann auch die Chinesin Li ihren letzten Kampf gegen die Iranerin. «Ich glaube, sie haben sich abgesprochen», urteilte Quirici über den Kampf von Abdelaziz. «Das ist sehr schade für den Sport, aber man muss es akzeptieren. Schlussendlich hatte ich es in meinen eigenen Händen und habe es nicht geschafft.»
Auch für die Schweizer Springreiter endeten die Olympischen Spiele in Tokio ohne Medaille und damit mit einer herben Niederlage. Markus Fuchs, Bryan Balsiger und Steve Guerdat müssen sich im von Schweden gewonnenen Team-Final unter zehn Nationen mit dem 5. Rang begnügen. Zu einer Medaille fehlen dem Trio gleich 16 Strafpunkte.
«Die Enttäuschung ist weniger gross, als wenn es eng gewesen wäre», sagte Steve Guerdat. Der Olympiasieger von London hat bei nunmehr fünf Teilnahmen im Zeichen der fünf Ringe schon viele Höhen und Tiefen erlebt. «Das ist der Sport. Wir sind hier, um die Konkurrenten zu schlagen, aber das haben wir nicht geschafft. Über das ganze Turnier gesehen fehlten sowohl bei den Reitern als auch bei den Pferden die letzten paar Prozent.» Als Sportler sei er enttäuscht, als Mensch aber froh, in Tokio reiten zu können. Er findet es gut, dass der Sport der Corona-Pandemie trotzt.
Bereits im Einzelspringreiten, wo Martin Fuchs als einer der Topfavoriten angetreten war, verpassten alle Schweizer eine Medaille klar.
Mit einer Niederlage gegen Frankreich starteten die US-Basketballer ins Turnier. Mit dem Revanche-Sieg im Final beendeten sie es. Mit 87:82 bezwangen die NBA-Superstars um Kevin Durant die Équipe Tricolore im Endspiel und sicherten sich zum vierten Mal in Serie an Olympischen Spielen Gold.
Im US-Team avancierte Durant mit 29 Punkten auch im Final zum besten Skorer. Der 32-jährige Shooting Guard der Brooklyn Nets hatte im Verlauf dieses Turniers als erster Spieler der Geschichte an Olympia die 400-Punkte-Marke überschritten. Schon 2012 und 2016 gehörte er dem Siegerteam an. Ob der Captain 2024 in Paris seinen vierten persönlichen Olympia-Triumph in Angriff nimmt, darf bezweifelt werden. Im US-Team steht ein nicht unkomplizierter Umbruch an.
In brutal heissen und feuchten Bedingungen läuft die Schweizer Marathonläuferin Fabienne Schlumpf in Sapporo zu Höchstleistungen auf. In 2:31:36 Stunden lief die Zürcherin ins Ziel und beendete das Rennen auf Rang 12 und damit auch als drittbeste Europäerin.
«Ich bin sehr zufrieden. Die defensive Taktik hat sich bewährt», betonte die Marathonläuferin. «Am Schluss habe ich mich nur noch von Verpflegungsposten zu Verpflegungsposten geangelt.» Sie lobte ihr Team für dessen Arbeit vor und während des Laufes mit Kühlwesten, Liquid-Eis und vielem mehr: «Ich hatte bei nicht perfekten Bedingungen perfekte Bedingungen.»
Der letzte volle Wettkampftag war für Norwegen äusserst erfolgreich. Über 1500 Meter in der Bahn holt sich der erst 20-jährige Jakob Ingebrigtsen mit Olympiarekord in 3:28,32 Minuten Gold vor dem kenianischen Weltmeister Timothy Cheruiyot.
Daneben waren die Nordländer auch in der fürs Land vielleicht atypischen Sportart Beachvolleyball erfolgreich. Anders Mol (24) und Christian Sorum bezwangen im Final die russischen Herausforderer Oleg Stojanowski / Wjatscheslaw Krassilnikow in zwei Sätzen mit 21:17 und 21:18. Es ist für die Europameister von 2018, 2019 und 2020 bei der ersten Olympiateilnahme gleich der Sieg. Bronze ging an die Katari Cherif Younousse und Ahmed Tijan.
China bleibt im Wasserspringen das Mass aller Dinge. Nachdem vom Zehnmeterbrett dank Quan Hongchan und Chen Yuxi bereits ein Doppelsieg hatte gefeiert werden dürfen, legten die Männer heute selbiges nach.
Cao Yuan holte vor seinem Landsmann Yang Jian Gold. Bronze ging an den Briten Tom Daley. Die chinesische Dominanz im Wasserspringen ist beeindruckend: 7 von 8 Goldmedaillen wanderten nach China.
Nach dem Sieg von Xander Schauffele bei den Männern sicherten sich die USA auch bei den Frauen die Goldmedaille. Die favorisierte Nelly Korda, 23-jährige Tochter des ehemaligen tschechischen Tennisprofis und Australian-Open-Siegers Petr Korda, brachte einen Schlag Vorsprung ins Ziel, nachdem sie zeitweise klar geführt hatte.
Die Entscheidung zugunsten Kordas fiel erst am letzten Loch. Die Japanerin Mone Inami, der zuvor eine starke Schlussrunde gelungen war, verlor mit dem grossen Coup vor Augen die Nerven und platzierte den Ball mit ihrem 2. Schlag im Bunker.
Die Genferin Albane Valenzuela verpasste als 18. den möglichen Diplomrang um drei Schläge. Die 276 Schläge (8 unter Par) sind ein schönes Ergebnis. Aber für die 23-jährige Valenzuela, die als Profi im grossen amerikanischen Circuit, der LPGA Tour, spielt, wäre mehr möglich gewesen. In der Schlussrunde auf dem Par-71-Kurs ausserhalb Tokios glückten ihr im letzten Umgang sieben Birdies. Aber bei den Versuchen, sich im Klassement unter die ersten zehn zu verbessern, bremste sich Valenzuela jedes Mal durch Schlagverluste selber.
Neeraj Chopra warf sich im Speerwurf der Männer mit 87,58 m zum ersten Leichtathletik-Olympiasieger aus Indien. Das nach China bevölkerungsreichste Land der Welt hat an Olympischen Spielen insgesamt erst zehnmal Gold gewonnen. Der 23-jährige Chopra, 2016 Junioren-Weltmeister und 2017 Commonwealth-Sieger, kam in Tokio bis auf einen halben Meter an seinen im März aufgestellten Landesrekord heran. Der Inder setzte sich vor dem tschechischen Duo Jakub Vadlejch (86,67 m) und Vitezslav Vesely (85,44 m) durch. Der favorisierte Deutsche Johannes Vetter wurde in für ihn äusserst bescheidenen 82,52 m nur Neunter.
Frankreich gewann im Handball zum dritten Mal olympisches Gold. In einem hochklassigen Final setzten die Franzosen sich mit 25:23 gegen Weltmeister Dänemark durch und revanchierten sich damit für die Finalniederlage 2016 in Rio.
Kurz vor Schluss wurde es noch einmal dramatisch: Frankreich lag mit nur einem Tor vorne, und Dänemark hatte während rund einer Minute Zeit, die Verlängerung mit dem Ausgleich zu erzwingen. Doch ein unnötiger Ballverlust sorgte kurz vor Schluss für einen Konter und die definitive Entscheidung zu Gunsten Frankreichs.
Den zweiten Olympiasieg im Fussball der Brasilianer machte Malcom mit seinem Treffer in der 108. Minute perfekt. Der eingewechselte Stürmer von Zenit St.Petersburg traf zum 2:1, nachdem die Spanier zum Ende der regulären Spielzeit die Entscheidung verpasst hatten. Zweimal trafen sie nur die Latte.
Brasilien war durch den ehemaligen Sittener Matheus Cunha in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ein erstes Mal in Führung gegangen, zehn Minuten nachdem Turnier-Topskorer Richarlison einen von Cunha herausgeholten Penalty verschossen hatte. Den Ausgleich der Spanier erzielte Mikel Oyarzabal in der 61. Minute.
Sifan Hassan verfehlt in Tokio ein spezielles Triple nur knapp. Die niederländische Läuferin, zuvor schon Olympiasiegerin über 5000 m, schnappt sich am Samstag auch Gold über die doppelte Distanz. Einzig über 1500 m gewann sie «nur» Bronze.
Mit Material der Nachrichtenagentur keystone-sda.