Sie ist erst 20 Jahre alt, aber bereits eine der besten Hochspringerinnen der Welt. Jaroslawa Mahutschich gewann nach Olympia-Bronze in Tokio und Silber an der Freiluft-WM 2019 nun Gold an der Hallen-WM in Belgrad. Für die Ukrainerin ein Erfolg, der angesichts des Kriegs in der Heimat umso bedeutender ist.
Nach ihrem Titelgewinn in Belgrad schilderte sie die Umstände ihrer «Vorbereitung». Demnach verbrachte Mahutschich, die in Dnipro lebt, nach der russischen Invasion mehrere Tage in einem Keller. Dann floh sie aus der Stadt und fuhr mit dem Auto in rund 60 Stunden an die WM in der serbischen Hauptstadt.
Im Wettkampf war Mahutschich wenig von den seelischen und körperlichen Strapazen anzumerken. Sie überquerte 2,02 m und gewann dank dieser Jahresweltbestleistung die Goldmedaille. Eingehüllt in die gelb-blaue Landesflagge der Ukraine und mit Fingernägeln in diesen beiden Farben liess sie sich vom Publikum feiern.
«Dieser Erfolg war sehr wichtig für mich, für meine Familie und für mein Land», sagte Mahutschich zur BBC. «Ich denke derzeit gar nicht an Wettkämpfe oder Trainings. Es war schwierig für mich, unter diesen Umständen anzutreten, ich war drei Tage lang mit dem Auto unterwegs. Aber vor allem psychologisch war es sehr schwierig, weil mein Herz zuhause in der Heimat blieb.»
Hunderte Telefonate habe sie während der Autofahrt durch Moldawien und Rumänien nach Belgrad geführt, sagte sie. Oft habe sie unterwegs spontan die Route ändern müssen, Explosionen, Brände und Sirenengeheul hätten sie begleitet.
«Das ukrainische Volk gibt niemals auf», betonte Mahutschich nach ihrem Sieg. «Es ist eine starke Nation, die alles tun wird, um zu gewinnen.» Die Leichtathletin äusserte ihre Hoffnung, dass sie dem Land mit ihrem Titelgewinn etwas habe geben können: «Ich denke, das ist eine sehr wichtige Sache für die Ukraine.» Das ukrainische Team gewann am Sonntag noch eine zweite WM-Medaille, die Dreispringerin Maryna Bech-Romantschuk holte Silber.
Nach der Hallen-WM kehrt Jaroslawa Mahutschich nun nicht in die Ukraine zurück. Vorübergehend wird sie sich im deutschen Herzogenaurach beim Sponsor Puma, der ihr eine Unterkunft und Trainingsmöglichkeiten organisiert hat, aufhalten.